Die Teufelshure
recht, als sie die Armada von Sicherheitsfahrzeugen registrierte, die sich gleichzeitig mit dem Konvoi in Bewegung setzte. Etwa zwanzig Minuten fuhren sie durch die Nacht, dann führte die Straße, auf der sie sich befanden, plötzlich bergab. Schließlich gelangten sie auf eine von hochaufragenden Felsen eingeschlossene Sackgasse, die direkt in eine Bunkereinfahrt mündete. Ein monströses Rolltor öffnete sich im Scheinwerferlicht, das von mehreren Wachtürmen fiel. Überall wimmelte es von schwerbewaffneten Soldaten. Lilian spürte, wie ihr Herz zu klopfen begann.
Bran hatte ihre Hand ergriffen und drückte sie leicht. »John, ich glaube, wir sollten Lilian sagen, wo sie sich hier befindet.«
John beugte sich vor und sah Lilian direkt in die Augen, dabei kam er ihr so nahe, dass sie sein teures Aftershave riechen konnte.
»Wir fahren jetzt in eine geheime Anlage von CSS«, erklärte er ihr leise. »Du brauchst keine Angst zu haben. Hier geht alles mit rechten Dingen zu. Obwohl es sich nicht vermeiden lässt, dir ein paar unangenehme Wahrheiten zu offenbaren.«
Lilian entzog Bran ihre Hand und erwiderte Johns Blick, während die Vans in einer Einfahrt verschwanden und das sich automatisch schließende Rolltor Lilian den Eindruck vermittelte, von einem großen Fischmaul verschlungen zu werden. Das Innere der Halle verfügte über eine taghelle Beleuchtung. John und Bran schlossen für einen Moment die Augen, als sie ausstiegen, weil das Licht ihnen offenbar zu schaffen machte. John hielt anschließend Lilian die Hand hin, um ihr aus dem Wagen herauszuhelfen. Ein weiterer Söldner erschien, um vor John zu salutieren und eine Meldung zu machen. Er sprach Norwegisch, und John antwortete in derselben Sprache.
Auch hier gab es eine Art Butler, der aber weitaus jünger war als Taylor. Mit unbewegter Miene führte er John und seine Mannschaft zusammen mit Dough und Lilian zu einem Aufzug, mit dem es noch weiter in die Tiefe ging. Lilian hatte das Gefühl, in einen modernen Maulwurfshügel gelangt zu sein, mit unzähligen weißgekachelten Gängen und automatischen Türen. John trug ihre Tasche, während er mit einem leicht federnden Gang voranschritt. Er wusste anscheinend, wo der Butler hinwollte, und machte ihn darauf aufmerksam, dass er heute ausnahmsweise nicht in seinen Privatgemächern zu logieren gedachte, sondern in der Nähe seiner Gäste ein ganz normales Zimmer beziehen wollte. Dough gab sich damit einverstanden, dass er ein Zimmer neben Lilian bekommen sollte, und John und Bran zogen auf der anderen Seite ein.
Die fensterlosen Räume erinnerten Lilian an geräumige Kabinen eines Luxusliners. Alles war wohlgeordnet, und neben einem recht großen Bett gab es einen Schreibtisch mit Computer, Drucker und Telefon. Dazu hatte man Dusche und WC und eine kleine Küche mit allem installiert, was man benötigte, um sich eine kleine Mahlzeit zuzubereiten oder einen Tee zu kochen. Ihre Mitreisenden hatten sich bereits auf die Zimmer verteilt. Dough beschwerte sich lautstark wie ein unzufriedener Hotelgast über irgendwelche Kleinigkeiten, die ihm nicht passten.
John stellte Lilians Tasche auf ihr Bett und sah ihr mit einem merkwürdigen Glitzern von oben herab in die Augen. »Ich bin mir sicher, dass du eine Menge Fragen hast, aber ich möchte dich bitten, sie erst morgen zu stellen, wenn ich dir unser Sanatorium gezeigt habe.«
»Sanatorium?« Ihre Brauen schossen in die Höhe. »Du hast mich extra nach Norwegen geschleppt, um mir ein Krankenhaus zu zeigen?«
»Als gewöhnliches Krankenhaus würde ich es nicht bezeichnen«, sagte John. Sein müdes Lächeln zeugte von Erschöpfung. »Aber nun schlaf erst einmal, und wenn du etwas benötigst – ich bin direkt nebenan. Er hielt ihr ein kleines weißes Telefon entgegen. Wähle die 115, das ist meine Zimmernummer, und ich bin sofort bei dir.«
Lilian sah ihn von unten herauf an und fragte sich, ob hinter diesem Angebot mehr steckte als nur reine Hilfsbereitschaft. Wenn es so war, bemühte er sich wenigstens, nichts davon durchdringen zu lassen. Seine Haltung war förmlich, aber seine Augen sprachen eine andere Sprache.
Lilian widerstand dem Drang, ihn zu umarmen oder zu mehr aufzufordern. »Danke«, sagte sie nur, und als er ihr eine gute Nacht wünschte und einfach hinausging, stellte sie sich die Frage, ob sie nicht hätte anders reagieren und ihn wenigstens auf einen Drink in ihr Zimmer hätte einladen sollen.
Als Bran in seinem Zimmer erschien, war John
Weitere Kostenlose Bücher