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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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geriet ins Wanken und suchte verzweifelt Halt. Wenn sie bisher geglaubt hatte, es könnte nicht schlimmer kommen, so hatte sie sich getäuscht.
    »Soll das heißen, er war damals schon tot?« Lilian schrie so laut und so verzweifelt, dass Dough es draußen vor der Tür hören musste.
     
    Doughs erster Impuls war, das Häuschen zu stürmen, doch dann besann er sich eines Besseren. Spätestens in dem Moment, als er im Rückspiegel ein paar Gestalten zu sehen glaubte, ließ er die Zentralverriegelung einschnappen und startete den Wagen. Hektisch legte er den Rückwärtsgang ein und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Dabei kämpfte er gegen sein schlechtes Gewissen, Lilian einfach zurückzulassen, doch seine Verfolger gaben ihm recht. Wenn die Unbekannten es auf ihr Leben abgesehen hatten, war sie jetzt ohnehin schon tot, und wenn es ihn selbst erwischte, würde es niemanden mehr geben, der Polizei und Geheimdiensten davon berichten konnte. Um sicherzugehen, dass hier etwas nicht stimmte, benötigte er keine besonderen Instinkte.
    Dough beschleunigte den Wagen auf achtzig Meilen, als er die Ballachulish Bridge überquerte, die über die Verbindung von Loch Leven zu Loch Linnhe führte. Gefolgt von zwei rasend schnellen Fahrzeugen, flog er regelrecht über die A 82 in Richtung Fort William. In Onich, einem winzigen Ort hinter der nächsten Kurve, blockierte ihn plötzlich eine Baustelle, die Ampel stand auf Rot. Dough ignorierte das Zeichen und beschleunigte den Wagen auf der Gegenspur. Die Straße war zum Glück zu eng, als dass seine Verfolger ein Überholmanöver hätten einleiten können, was sie aber nicht davon abhielt, auf ihn zu schießen. Der Wagen schien gepanzert zu sein, jedenfalls prallten die Geschosse selbst an den Fensterscheiben ab, lediglich das zischende scharfe Geräusch war zu hören.
    Als Dough mit dem Wagen eine freie Strecke erreichte, begann er im Zickzack zu fahren, damit ihn seine Verfolger nicht überholen konnten.
    Nun fuhr er den Weg, den sie gekommen waren, zurück, was den Vorteil hatte, dass ihm die Strecke nicht völlig unbekannt vorkam. Erbarmungslos nutzte er den annähernd 300 PS starken Motor, um seine Verfolger abzuschütteln. Er hatte das Fernlicht eingeschaltet und glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als plötzlich in einem Waldstück mitten auf der Straße und in gut hundert Yards Entfernung ein kapitaler Hirsch auftauchte. Das Tier hatte ein gewaltiges Geweih und starrte Dough direkt in die Augen.
    Ein Ausweichmanöver schien zwecklos. Links war Loch Eil und rechts eine Böschung. Dough hielt auf das Tier zu und ging nur geringfügig vom Gas. Es gab einen Knall, und der Hirsch schleuderte über ihn hinweg auf die Straße. Der Wagen geriet ins Schlingern und schoss nach vorn, touchierte die Leitplanken, schleuderte auf die Gegenseite und flog zurück auf die Straße. Die Karosserie knallte auf den Asphalt, und die Airbags explodierten um Dough herum und hüllten ihn für Sekundenbruchteile in eine weiße Wolke. Der Wagen ruckelte noch ein ganzes Stück weiter über eine unebene Fläche, und als er letztendlich vor einer alten Eiche zum Stehen kam, konnte von einem Aufprall kaum noch die Rede sein.
    Dough verspürte keinerlei Schmerzen, obwohl ihm Blut aus der Nase lief. Die Scheinwerfer des Wagens leuchteten geradezu gespenstisch in die Umgebung, ansonsten war alles still. Er musste sich orientieren, musste schauen, ob seine Verfolger ebenfalls in den Unfall verwickelt worden waren. Der Versuch, die Fahrertür zu öffnen, misslang. Er probierte es auf der Beifahrerseite und hatte Glück. Auf allen vieren kroch er ins Freie.
    Erst jetzt konnte er das ganze Ausmaß des Unfalls in Augenschein nehmen. Der Wagen sah aus, als käme er aus einer Metallpresse – hinten und vorne verkürzt um gut einen Yard. Es war ein Wunder, dass Dough lebend aus dem Wrack herausgekrochen war.
    Im dichten Nebel hörte er leise Stimmen und eine Autotür, die zugeworfen wurde.
    Dough humpelte davon. Bis nach Fort William mussten es noch gut drei Meilen sein, aber auf dem Weg hatte er Hotels und Gasthäuser gesehen.
    Er kämpfte sich durch hohes Gras und sumpfigen Untergrund. Sein Herz schlug so hart wie zuletzt, als er im Containerhafen von Leith auf John und seine Leute getroffen war. Vielleicht war es besser, sich einfach zu ergeben. John Cameron konnte gewiss unangenehm werden, aber ob er es fertigbrachte, ihn kaltblütig umbringen zu lassen?
    Während Dough keuchend voranmarschierte und seine

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