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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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zunehmenden Schmerzen im Wadenbein ignorierte, entwickelte er die nächste Horrorvision. Was wäre, wenn Lilian recht behielt und es gar nicht John Camerons Leute waren, die sie verfolgten, sondern dessen unheimliche Gegenspieler. Wenn man den düsteren Erläuterungen des CSS-Films glauben wollte, waren die Panaceaer in ihrem Vorgehen gegenüber Widersachern weitaus brutaler als CSS – wobei Dough sich im Augenblick nur ungern eine Steigerung vorstellen wollte.
    Wieder glaubte er, eine leise Unterhaltung zu hören. Wenn es wirklich Unsterbliche waren, die ihn verfolgten, hatte er kaum eine Chance. Beiläufig hatte er erfahren, dass sie selbst in der Nacht sehen konnten und einen Geruchssinn hatten, der dem eines Hundes glich.
    Seine Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt, als er nicht weit entfernt ein verschwommenes Licht sah, das den Nebel durchdrang. Es musste das alte Golfhotel sein, das ihm schon auf dem Weg nach Glencoe aufgefallen war. Geduckt hastete Dough durch den Nebel. Noch einhundert Yards. Er glaubte Schritte zu hören, die im Sumpf schmatzende Laute hinterließen. Atemlos humpelte er weiter. Noch fünfzig Yards. Er versuchte sich vom Lichtkegel der Reklameleuchten fernzuhalten und im Schatten eines uralten Baumes den Hinterausgang zu finden. Bis um elf waren die Rezeptionen solcher Hotels meist besetzt, aber jetzt war es drei. Mit Sicherheit schliefen alle Bewohner tief und fest.
    Als Dough sich auf den letzten Yards zu einer alten Mauer vorkämpfte, hinter der sich ein großer Müllcontainer verbarg, sah er seine Verfolger. Es waren zwei martialisch aussehende Gestalten, die ihm bisher noch nicht über den Weg gelaufen waren. Sie trugen Pistolen und schienen zu wissen, dass er hier irgendwo in der Nähe sein musste. Wie schnüffelnde Jagdhunde durchkämmten sie die Umgebung. Dough sah keine Möglichkeit, zu einem der Eingänge des Hotels vorzudringen. Auf dem Weg dorthin würde er genau durch die Schusslinie seiner Verfolger laufen müssen, und selbst wenn ihm jemand rechtzeitig von innen die Tür öffnete, war nicht abzusehen, was danach geschah. Er besaß keine Waffe, um sich zu wehren, und die Jagdwaffen, die man des Öfteren in alten Hotels bewundern konnte, waren meistens Attrappen.
    Im Schatten des Containers legte Dough eine Verschnaufpause ein und dachte nach. Ein Blick nach oben verschaffte ihm letzte Gewissheit. Als die Männer Richtung Haupteingang verschwunden waren, schob er den Deckel des Containers leise nach oben und schwang sich lautlos hinein. Der Geruch war unbeschreiblich. Augenscheinlich wurden hier die Essensreste des Hotels entsorgt. Früher hatte man sich dafür Schweine gehalten, doch im Zeitalter von BSE gab es strenge Fütterungsvorschriften.
    Mit dem Gefühl, sich gleich erbrechen zu müssen, wühlte Dough sich in den weichen, stinkenden Untergrund. Keine Sekunde zu früh, denn als der Deckel geöffnet wurde, lag er gut versteckt unter faulen Tomaten, Fischresten, abgenagten Knochen und Bergen von vergammelten Gemüseresten, Eierschalen und was sonst noch in einer Küche so übrig blieb. Der Geruch schien so übel und verwirrend zu sein, dass seine Widersacher angewidert den Deckel fallen ließen.
     
    Seit über einer Stunde saß Lilian in Onkel Freds Haus allein mit diesem Monstrum, das inzwischen mühelos seine vorherige Gestalt wieder angenommen hatte und sich mit Bruder Mercurius ansprechen ließ. Sie fragte sich, warum er keine attraktivere Variante für sein Äußeres wählte, wo er doch alle Möglichkeiten dieser Welt zu besitzen schien. Und als ob das alles nicht schrecklich genug gewesen wäre, wollte er ihr auch noch weismachen, dass sie zu seiner Familie gehörte.
    »Wir sehen uns aber gar nicht ähnlich«, erwiderte sie und setzte ein irres Lächeln auf, das ihm zeigen sollte, was sie von seinen Behauptungen hielt. In ihrer Verzweiflung hatte sie sich entschieden, dieses merkwürdige Spiel mitzuspielen.
    Mercurius ging nicht darauf ein. Vielleicht weil zwei schwarzgekleidete Männer den Raum stürmten, die Lilian im ersten Moment wie Priester erschienen, wenn ihre Gesichter nicht so glatt und teilnahmslos und ihre Erscheinung nicht so martialisch gewirkt hätten. In einer militärisch anmutenden Geste machten sie Mercurius Meldung.
    »Er ist uns entwischt«, sagte der Größere von ihnen. Sein Tonfall war so unterwürfig wie seine gebeugte Haltung, die er unvermittelt eingenommen hatte. Lilian hoffte inständig, dass der Kerl von Dough

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