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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Wahnsinn und können die Polizei verständigen.«
    Lilian beeilte sich, in den viel zu großen Overall zu schlüpfen. Dann verbarg sie ihr üppiges Haar unter der Kappe. Hoffentlich erwischte sie niemand.
    Ohne bemerkt zu werden, eilten sie zum Aufzug und von dort aus in den Keller, wo eine ganze Armada von superteuren Fahrzeugen auf ihren Einsatz wartete.
    Dough hatte ein gutes Auge und fand den Audi Q 7 sofort.
    »Mein Gott, was für ein Wagen!« Wie selbstverständlich setzte er sich ans Steuer.
    Lilian glaubte vor Anspannung kaum atmen zu können, während er noch nach einer Möglichkeit suchte, die passende Sitzhöhe einzustellen. »Weißt du wirklich nicht, wer dir die Sachen gegeben hat?«
    »Das ist doch völlig gleichgültig. Hauptsache, wir kommen hier raus und können Scotland Yard verständigen.«
    »Mir kommt das komisch vor. Ich hatte nicht das Gefühl, dass man hier daran interessiert ist, uns laufenzulassen.«
    Als sie das Tor zur Tiefgarage, hinaus auf die Straße zum Hauptportal, durchquerten, stellte sich ihnen erstaunlicherweise niemand in den Weg. Lilian verspürte eine Mischung aus Trauer und Erleichterung, als sie endlich die öffentliche Straße erreichten. Schon alleine Dough würde dafür sorgen, dass Scotland Yard Wind von der Sache bekam, und was das für John und seine Leute zu bedeuten hatte, war noch nicht abzusehen.
    »Wir müssen vertraulich mit unseren Informationen umgehen«, bemerkte Lilian, als sie Moidart verließen und auf die A 830 hinunter zum Glenfinnan Monument einbogen. »Wir sollten zuerst Jenna einweihen und abwarten, was sie dazu sagt.«
    »Zunächst einmal müssen wir es schaffen, Edinburgh zu erreichen«, erklärte Dough, »oder wenigstens das nächste Telefon.« Sein nervöser Blick richtete sich auf den Rückspiegel. Lilian drehte sich um und sah zwei bläuliche Wagenlichter, die ihnen in einiger Entfernung folgten.
    »Denkst du, man hat unsere Flucht schon bemerkt?«
    Es war halb drei Uhr nachts. Die Highlands lagen im Tiefschlaf, und bisher war ihnen kein einziger Wagen begegnet.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Das hängt davon ab, was der Typ, der mir die Schlüssel gegeben hat, mit seiner Aktion bezwecken wollte.« Dough gab Gas.
    Lilian krallte sich in den Sitz und sah ihn entrüstet an. »Wenn du so weiterfährst, brauchen wir keine Verfolger mehr, die uns stoppen könnten.«
    Er zuckte entschuldigend mit den Schultern, bevor er den Wagen nochmal beschleunigte. »Wir müssen uns beeilen. So wie es aussieht, sind wir nicht allein unterwegs.«

36

Highlands 2009 – »Götterdämmerung«
     
    Es hatte geregnet. Dichte Nebelschwaden zogen über die Straßen. Trotzdem jagte Dough mit dem Wagen durch die Nacht, als ob er ein Formel-1-Rennen gewinnen wollte. Auf der ganzen Strecke bis zum Glenfinnan Monument gab es keine einzige Telefonzelle, und auch das Besucherzentrum, das Bonnie Prince Charlies Ankunft vor mehr als zweihundert Jahren huldigte, lag stockdüster da. Mit einem Seitenblick sah sie zu Dough hin, der mit zusammengekniffenen Lidern und vorgeschobenem Unterkiefer hinter dem Steuer saß.
    Lilian dachte darüber nach, dass John die Aufstände der Jakobiten im 18. Jahrhundert miterlebt haben musste, vielleicht hatte er sogar daran teilgenommen. Plötzlich bedauerte sie, dass sie ihn nicht mehr nach all seinen Erlebnissen befragen konnte und dass sie nicht eingehender ihre gemeinsame Vergangenheit hatten aufarbeiten können. Zu gerne hätte sie mehr über sein Leben mit Madlen erfahren und warum es ihr damals anscheinend ohne Probleme gelungen war, mit einem Mann zusammenzusein, der seine Gegner reihenweise mit einem Schwert abschlachtete und der einen dunklen Krieg gegen etwas führte, das mit dem Verstand nicht zu erklären war. Lilian war nicht in der Lage, etwas Vergleichbares zu ertragen. Sie schätzte seit jeher die Normalität eines ereignislosen Daseins und wäre nie auf die Idee gekommen, etwas daran zu ändern. Obwohl sie bereits ahnte, dass sie unter den gegebenen Umständen nie mehr würde dorthin zurückfinden können, ganz gleich, wie weit sie davonlief.
    »Der Wagen verfolgt uns nicht mehr«, bemerkte Dough, als Lilian sich noch einmal umschaute. »Hast du eine Ahnung, wo hier die nächste Polizeidienststelle sein könnte?«
    »Was hast du vor?« Lilian sah ihn aufgeschreckt an.
    »Ich will nicht warten, bis wir Scotland Yard verständigen können. Ich will schnellstmöglich eine Meldung machen.«
    »Du lernst wohl nie aus deinen

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