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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sprach.
    »Ihr enttäuscht mich«, erklärte Mercurius mit eisiger Stimme. »Selbst mit meiner Unterstützung seid ihr nicht fähig, anständige Arbeit zu leisten.«
    »Er fuhr einen Wagen von CSS.« Dem Ton nach klang es wie eine Rechtfertigung.
    »Auch das war zu vermuten«, knurrte der Alte. »Schließlich haben wir von dort den Hinweis erhalten.«
    »Das Fahrzeug wurde beinahe völlig zerstört, aber irgendwie scheint der Mann herausgekommen zu sein. Wir konnten eine Weile lang seine Spur verfolgen, doch dann hat er sich plötzlich in Luft aufgelöst.«
    »Das wiederum kann nicht möglich sein.« Mercurius zog seine dünne gebogene Braue hoch. »Habt ihr das Aufräumteam aktiviert?«
    »Selbstverständlich.«
    Lilian schnappte nach Luft. »Was habt ihr mit Dough gemacht? Und was hat das mit dem Hinweis von CSS auf sich?«
    »Wir machen einen kleinen Ausflug, Lilian.« Mercurius hatte sich erhoben und nickte seinen beiden Begleitern zu.
    Lilian protestierte nicht, als sie von den Männern regelrecht abgeführt wurde. Die Augen der beiden waren merkwürdig kalt, obwohl sie noch nicht alt zu sein schienen, spiegelte sich in ihren Gesichtern nicht die geringste Regung. Lilian hatte den Eindruck, von Biorobotern entführt zu werden. Auf dem Weg zum Wagen sog sie die neblige Luft ein. Der Audi war tatsächlich verschwunden und mit ihm Dough Weir. Hoffentlich gelang es ihm, Hilfe zu organisieren. Er war ihre einzige Hoffnung, ihr Rettungsanker, jemals wieder in die Welt der Normalen zurückkehren zu können.
    Mercurius nahm neben ihr auf dem Rücksitz in einer der Limousinen Platz. Man hatte Lilian nicht gefesselt, aber das schien auch gar nicht nötig zu sein. Ihre Beine waren wie gelähmt, und ihre Arme fühlten sich schwer an, als hätte man sie mit Blei vollgepumpt.
    »Was haben Sie mit mir vor?«, fragte sie tonlos, während der Wagen, von einem ihrer Bewacher gelenkt, Glencoe verließ und auf die A 82 Richtung Rannoch Muir abbog.
    »Ich werde dich zu deiner Familie bringen«, entgegnete Mercurius mit einer aberwitzigen Selbstverständlichkeit in der Stimme. »Was sonst?«
    Wie aufs Stichwort tauchte ein Helikopter auf und landete dort, wo John sie schon einmal abgesetzt hatte. Mit dem Unterschied, dass die schwarzlackierte Maschine kein Drachenemblem trug – sondern eine goldene Cornuta.
     
    Dough stellte sich nicht die Frage, wie er auf den polnischen Hotelangestellten wirken musste, den er mit Faustschlägen auf das antike Eichenholzportal aus dem Bett gehämmert hatte. Marek Oblinski stand auf den Namenschild an seiner Brust, als er halb angekleidet und sichtlich unausgeschlafen die Tür öffnete. Der entsetzte Blick des jungen Mannes und seine Neigung, die Tür wieder zu verschließen, ließen erahnen, dass er einen Überfall befürchtete.
    Dough stellte blitzschnell einen Fuß zwischen die Tür. »Ich hatte einen Autounfall«, beeilte er sich zu erklären.
    Der Mann rümpfte unmerklich die Nase. »Sind Sie etwa mit unserer Mülltonne kollidiert?« Sein Englisch hatte einen stark osteuropäisch gefärbten Akzent.
    »Hören Sie«, erwiderte Dough gefährlich leise. »Ist das die Art, wie man sich bei Ihnen zu Hause gegenüber einem Schwerverletzten benimmt?« Erbost stieß er den verblüfften Mann zu Seite und marschierte in das nobel restaurierte Foyer. Im Vorbeigehen konnte er das ganze Ausmaß der Katastrophe in einem Spiegel betrachten. Seine Kleidung war von oben bis unten mit Deck beschmiert, und sein Hosenbein war zerrissen. Noch immer rann ihm Blut aus der angeschwollenen Nase. Verärgert wandte er sich dem besorgten Hotelangestellten zu, der mittlerweile seine Kollegen alarmiert hatte. »Ich habe kein Ketchup im Gesicht, sondern Blut«, belehrte ihn Dough. »Ich muss sofort die Polizei anrufen. Wo ist hier ein Telefon?«
    Reichlich verdattert stellte ihm Marek ein Telefon im Stil der zwanziger Jahre auf den blankpolierten Empfangstresen.
    »Haben Sie eine Nummer?«, fragte er und rollte dabei das »r« sogar noch stärker als ein Schotte.
    »Nein«, erwiderte Dough missmutig. Die allgemeine Notrufnummer 999 würde ihm kaum etwas bringen. Zu viele Fragen und zu wenige Antworten, die er geben konnte. »Haben Sie ein Telefonbuch, in dem ich Edinburgh finden kann?«
    Marek gab ihm kein Buch, er bemühte das Internet.
    »Scotland Yard«, brummte Dough, und in der Zwischenzeit rief er bei sich zu Hause an. Es klingelte unentwegt, doch niemand hob ab. Dough spürte, wie die Verzweiflung in ihm wuchs.

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