Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
Vom Netzwerk:
durchzudrehen. Was hier passiert, ist ungeheuerlich, und das unter den Augen unserer Regierung. Unsere Soldaten kämpfen gegen den internationalen Terrorismus, weil wir glauben, das sei die einzige Bedrohung der Welt. In Wahrheit läuft an anderer Stelle ein weitaus schrägerer Film ab, und selbst die Queen bekommt nichts davon mit. Wer weiß, wie lange das schon so geht?«
    Lilian zuckte mit den Schultern. »Wenn John die Wahrheit sagt, floriert der Drogenhandel mit Eternity schon seit mehr als dreihundert Jahren. Und nur seiner Organisation ist es zu verdanken, dass die Sache nicht endgültig ausufert.«
    »Ja«, keifte Dough, »und vielleicht sind die Marsmännchen längst gelandet und die ganze Erde ist manipuliert, und nur wenn du eine Spezialbrille trägst, siehst du, wen es schon alles erwischt hat.« Er sah sie mit aufgerissenen Augen an, für einen Moment spiegelte sich der helle Wahnsinn darin. »Weißt du was?«
    »Nein.« Ihre Stimme klang unfreiwillig amüsiert.
    »Wenn wir heil in Edinburgh ankommen, fahre ich am besten sofort ins Royal Hospital und kehre freiwillig in die Psychiatrie zurück. Dort fühle ich mich wenigstens sicher.«
    »Zuerst fährst du mich zu meinem Onkel!«
    »Auch schon egal!« Dough stieß einen verzweifelten Seufzer aus. »Wenn ich von dort aus Cynthia anrufen kann, soll’s mir recht sein.«
    Über dem Loch Leven lag undurchdringlicher Nebel, der Dough Mühe bereitete, Lilians Anweisungen zu folgen und die richtige Abzweigung zum Haus ihres Onkels zu finden. Das Einzige, was in den spärlich beleuchteten Straßen auffiel, waren ein paar dunkle verlassene Luxuslimousinen, die plötzlich am Wegesrand auftauchten und nicht recht hierherpassen wollten.
    Lilian schob den Gedanken beiseite, John oder seine Leute könnten ihr bis zu ihrem Onkel gefolgt sein. Außerdem sah sie im Moment keine Alternative, wenn es darum ging, sich Hilfe zu organisieren. Die Kneipen und Hotels in den Highlands waren um diese Zeit geschlossen.
    Das kleine Haus von Onkel Fred stand am Rande von Glencoe, versteckt zwischen ein paar ähnlich hübsch renovierten alten Fischerhäusern. Nicht weit davon entfernt befand sich eine vierhundert Jahre alte Episkopalkirche, die schon Tante Margaret regelmäßig besucht hatte. Fred öffnete Lilian erstaunlich rasch, nachdem sie zweimal geläutet hatte. Er war in Hemd und Hose gekleidet und stand nicht – wie erwartet – im Schlafanzug vor der Tür. Auch schien er gar nicht verwundert zu sein, dass seine Nichte mitten in der Nacht bei ihm auftauchte. Dough war zunächst im Wagen geblieben. Lilian gab ihm einen Wink, dass er ins Haus kommen sollte.
    »Ich erkläre dir das alles später, Onkel Fred«, sagte Lilian. »Ich muss dringend telefonieren.«
    »Was ist passiert?« Er setzte ein besorgtes Gesicht auf.
    Lilian eilte ins Wohnzimmer, wo sie verblüfft feststellte, dass der Fernseher lief. Verwirrt registrierte sie, dass Fred offenbar einen Erotik-Kanal eingeschaltet hatte. Telefonnummern von Sexagenturen wurden eingeblendet.
    Beiläufig nahm sie den Hörer ab und wählte die Nummer ihres Apartments.
    Wie erwartet, schaltete sich zunächst der Anrufbeantworter ein. »Jenna?« Manchmal ging Jenna noch nach der Ansage dran. »Jenna, wenn du da bist – ich bin’s, Lilian, es ist sehr dringend.«
    Keine Reaktion.
    »Verdammt!«, fluchte Lilian und wandte sich halb zu ihrem Onkel um. »Kannst du mir mal das Telefonbuch geben. Ich brauche die Nummer von Scotland Yard.« Ohne noch einmal aufzuschauen, nahm Lilian das Telefonbuch entgegen. »Danke«, entgegnete sie hastig.
    »Aber mit dem größten Vergnügen.« Lilian erschrak. Die Stimme kam ihr bekannt vor, aber es war nicht Fred.
    Als sie aufschaute, ließ sie das Buch fallen.
    Die plötzliche Gewissheit nahm ihr den Atem. »Mercurius.« Es war mehr ein heiseres Flüstern, das sie hervorpresste.
    »Aha«, sagte er nur und grinste sie an. »Wir kennen uns bereits – das ist schön.«
    Lilians Blick schnellte durchs Zimmer. »Wo ist mein Onkel?«
    »Oh!«, sagte die schwarzgewandete, leibhaftig gewordene Horrorgestalt. »Tut mir leid, er ist vor zwei Wochen von uns gegangen. Seine Zeit war gekommen. Außerdem wurde er schwierig. Altersstarrsinn nennt man das wohl.«
    »Sie lügen! Ich habe ihn danach noch besucht!«
    Mercurius setzte ein hämisches Grinsen auf, und Lilian glaubte erneut zu halluzinieren, als der Mann vor ihr beinahe übergangslos sein Aussehen in die Erscheinung ihres Onkels veränderte.
    Lilian

Weitere Kostenlose Bücher