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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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gut.«
    »Trommelfell geplatzt?« Jenna konnte mit ihrer Bemerkung nichts anfangen. Johns Kapsel hatte nicht nur Lilians Muskeln gestärkt, sondern allem Anschein nach auch ihr Gehör geschärft, und selbst ihr Geruchssinn hatte sich gesteigert. Der modrige Gestank des feuchten Gemäuers stieg ihr weitaus penetranter in die Nase als noch zuvor.
    Irgendwo waren Schritte zu hören. Sofort hatte sie ein Bild vor Augen. Drei Männer. Zwei davon groß und kräftig. Der dritte war leichter und hatte einen unregelmäßigen Gang – als ob er taumelte oder torkelte wie ein Betrunkener. Mit einem Mal konnte sie sein Unbehagen spüren. Eine schräge Mischung aus Wut, Angst und Widerstand.
    Die Schritte kamen näher. Lilian nahm die gut zwei Meter lange Eisenkette in die Hand und postierte sich hinter der Eingangstür, den Rücken dicht an das Mauerwerk gepresst. Einen Moment stieg Unsicherheit in ihr auf. Was wäre, wenn Bruder Mercurius noch einmal hierher zurückkehrte und ihre Absichten erriet? Obwohl er es hätte ahnen können, hatte er anscheinend nichts von ihren aufkeimenden Fähigkeiten bemerkt. Sie versuchte an etwas anderes zu denken. Sommer in Edinburgh. Eiscafé bei Starbucks. Erdbeertörtchen bei Greggs. Sie durfte nicht an Flucht denken und weder Angst noch Herzrasen zulassen.
    »Was soll das werden, wenn’s fertig ist?« Jenna schaute sie entgeistert an.
    »Sei still«, flüsterte Lilian und spannte die Kette zwischen ihren Fäusten, als ob es sich nur um ein Springseil handelte.
    Als die Tür aufflog und die Wachen einen Mann in die Zelle hineinstießen, stürzte Jenna ihnen entgegen und gab einen überraschten Schrei von sich. »Mein Gott, Dough! Wie kommen Sie denn hierher?«
    Nicht nur die Aufmerksamkeit des Wachmanns war für einen Moment von dieser Szene gefesselt, auch Lilian musste zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass es sich bei dem kleinen bulligen Kerl tatsächlich um Dough Weir handelte. Offenbar hatte man ihm kurz vor der Zelle die Handschellen abgenommen, weil er sich demonstrativ die Handgelenke rieb. Als ein zweiter Wächter folgte, um nach dem Rechten zu sehen, setzte Lilian alles auf eine Karte. Sie holte aus und schlug dem Mann mit voller Wucht die Kette ins Kreuz. Zu Lilians eigener Überraschung war der Schlag so hart, dass der Mann zu Boden stürzte und dabei sogar noch seinen Kollegen mitriss. Ehe sich die beiden versahen, hatte Dough reagiert und dem ersten Söldner die Waffe aus dem Holster entwendet. Dann duckte er sich blitzschnell und schoss dem am Boden liegenden Söldner direkt ins Herz. Der zweite Mann schnellte nach oben, doch Lilians Kette traf ihn am Kopf. Er taumelte und schien sich zu fangen, aber bevor es dazu kam, zielte Dough und erwischte auch ihn mitten ins Herz.
    Lilian stand ebenso sprachlos da wie Jenna, als Dough die Männer entwaffnete und ihnen sämtliche Kommunikationsgeräte abnahm.
    »Los, los, Mädels!«, zischte er und nahm Jenna im Vorbeigehen in seine Arme, um sie zu tragen. »Lasst uns abhauen.«
    Lilian blickte noch einmal ungläubig zurück, bevor sie die Kerkertür hinter sich ins Schloss warf. Mit reichlich Genugtuung verriegelte sie den ebenso einfachen wie uralten Schließmechanismus. Wahrscheinlich dauerte es nicht lange, bis die beiden Söldner vermisst würden, aber bis dahin hatten sie zumindest eine Chance, zu entkommen.
    Vor ihnen tat sich ein Labyrinth von Gängen auf. »Mein Gott, Dough«, stieß sie erleichtert hervor. »Ich hatte schon gedacht, sie hätten dich umgebracht.«
    »So leicht bringt man den alten Dough nicht um«, knurrte er selbstbewusst und erzählte den Frauen, was bisher passiert war.
    »Vielleicht gelingt es Murray doch noch, die Kollegen zu aktivieren«, warf Jenna hoffnungsvoll ein.
    »Bisher haben sich Scotland Yard und MI5 nicht gerade mit Ruhm bekleckert, was diese Sache angeht«, gab Dough ärgerlich zurück. »Ehrlich gesagt, sind meine Hoffnungen nicht allzu groß.«
    »Und wo sollen wir jetzt hin?« Lilian schaut Dough ratlos an.
    Dough wandte sich unentschlossen in die verschiedenen Richtungen. »Keine Ahnung«, stellte er resignierend fest. Er ließ Jenna zu Boden und streckte sich, um eine Fackel vom Haken zu nehmen. Danach bat er Jenna, auf seinen Rücken zu klettern und sich an ihm festzuhalten, was ihr nur mühsam gelang.
    »Eigentlich ist es ganz egal, wo wir hingehen«, resümierte er tonlos. »Die Panaceaer sind auf Lichtquellen nicht angewiesen. Es scheint lediglich Dekoration zu sein. Sie können von

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