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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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überallher kommen und sehen uns weit früher, als wir sie bemerken könnten.«
    »Lass mich vorangehen«, erklärte Lilian. »John hat mir eine Kapsel gegeben, die mich auch in der Dunkelheit sehen lässt. Ich denke, es war Eternity. Ansonsten wäre ich jetzt genau so übel dran wie Jenna.«
    »John? Du hast John gesehen?« Dough warf ihr einen entgeisterten Blick zu. »Wo ist er, und warum konnte er Jenna nicht helfen und euch befreien?«
    »Die Panaceaer halten ihn in einer mittelalterlich anmutenden Alchimistenküche gefangen«, erklärte Lilian, und dabei hielt sie Dough die Neuigkeit vor, dass sich auch ihr Bruder und ihr Vater in den Katakomben befanden und welche Rolle sie spielten. »Mich haben sie zunächst auch dorthin gebracht«, fuhr sie fort. »John hatten sie auf einem OP-Tisch mit Stahlfesseln fixiert. Cuninghame und Mercurius wollen ihn einem ›Caput Mortuum‹ unterziehen. Ich soll dabei zuschauen.«
    »Caput Mortuum?« Dough sah begriffsstutzig zu ihr auf.
    »Sie wollen seine Persönlichkeit auslöschen«, erklärte Lilian hastig, »und durch einen Gehorsamskodex ersetzen, der ihn zu einem willenlosen Geschöpf der Panaceaer macht.«
    »Das hört sich nicht gut an. Wo ist er jetzt?«
    »Wenn ich das wüsste. Ich habe hier unten vollkommen die Orientierung verloren. Fest steht nur, wenn es uns nicht gelingt, ihn rechtzeitig zu befreien, besitzt er allenfalls die Willenskraft einer Gurke.«
     
    Ruaraidh kletterte mit einer fließenden Bewegung aus dem Wasser und entledigte sich seines Taucherequipments. Seine Kameraden folgten ihm prustend und schwangen sich der Reihe nach auf die in Stein gehauene Uferzone, die mindestens drei Meter breit war und dem dahinrauschenden Fluss scheinbar ins Unendliche folgte. Keiner von ihnen hatte eine Vorstellung davon, was sie hier unten erwartete. Obwohl Ruaraidh intensiv danach geforscht hatte, war die Suche nach weiteren Hinweisen auf die frühere Festung erfolglos geblieben. Die Höhlenwände, die den Weg begrenzten, waren übersät mit Rabensymbolen, die ein Künstler aus grauer Vorzeit in den Stein gemeißelt hatte. Für einen Moment verfolgten die Männer staunend das filigrane Relief. Paddy übernahm wie erwartet das Kommando und führte die kleine Truppe in nördliche Richtung, wo sie den Zugang zur Burg vermuteten. Nacheinander marschierten sie barfuß über den glatten Stein. Wilbur folgte als Letzter. Bran hatte ihn angewiesen, sein Claymore in der Hand zu halten, und die kleine Harpunenpistole mit je zwölf Schuss pro Magazin, die als Ersatz für eine herkömmliche Waffe diente, sollte er zunächst nur am Holster tragen.
    Nachdem sie noch nicht einmal wussten, ob John sich überhaupt in den Ruinen von Corby Castle aufhielt, war schwer zu sagen, wie viele Söldner Cuninghame bereithielt, um die ehemals stattliche Anlage zu verteidigen.
    Paddy führte sie so zielstrebig an, als ob er den Weg schon Hunderte Male gegangen wäre, und nicht nur Bran wunderte sich über dessen selbstverständliches Handeln. Ruaraidh warf Bran einen undefinierbaren Blick zu, indem er eine Braue hochzog, wie zu einer Frage, aber niemand sagte ein Wort. Im Gegensatz zu Wilbur, dessen Aufregung für Bran deutlich zu spüren war, hielten die anderen ihre Gefühle zurück, als ob es sich um ein Pokerspiel handelte.
    Vielleicht gründete Paddys scheinbarer Gleichmut darin, dass er in Wahrheit immer noch wütend auf John war und ihre Rettungsaktion als lästige Pflichtübung betrachtete.
    Ruaraidh bemühte seinen GPS-Empfänger, den er am Handgelenk trug, um die Position zu checken. »Da vorne müsste es sein«, rief er Paddy zu, aber der drehte sich noch nicht einmal um.
    In zweihundert Yards machte der Fluss eine Biegung, und davor konnte Bran ein kleines Plateau erkennen. Aus dem Felsen ragten steinerne Pflöcke. Es war eine Bootsanlegestelle, und nicht weit dahinter tat sich ein drei Meter hohes Tor auf, das abseits vom Fluss in eine dahinterliegende absolute Dunkelheit führte. In die Umrandung des Tores hatte man fratzenhafte Rabenköpfe geschlagen, die jedem Ankömmling symbolisch das Reich des Todes ankündigten. Außer dem plätschernden Wasser waren nur die Schritte der Eindringlinge zu hören, und ein paar Fledermäuse suchten von den unnatürlichen Geräuschen aufgeschreckt das Weite.
    »Das muss es sein«, sagte Paddy, und ohne zu warten, durchschritt er den Eingang.
    Bran schob sich vor Wilbur, der als Letzter folgte. »Du bleibst dicht hinter mir, Junge«, raunte er

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