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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Der Muselmane wolle mich für seinen Harem haben und habe schon angefragt.«
    In Johns Augen blitzte die nackte Wut. »Dieses Schwein«, zischte er böse, und gleichzeitig nahm er Madlen in seine schützenden Arme, wo sie an seiner Brust zu weinen begann, erleichtert, endlich einen Menschen gefunden zu haben, bei dem sie sich alles von der Seele reden konnte.
    »Ich werde ihn töten«, sagte John kalt.
    Madlen spürte, wie ihr eigenes Herz schneller schlug. Sie hatte Hilfe gesucht und offensichtlich gefunden. Doch nun wurde ihr schlagartig klar, dass sie einen Fehler begangen hatte, indem sie ausgerechnet John in ihre tiefsten Geheimnisse einweihte. Er war ein Highlander und damit ein Mann mit Prinzipien, und obwohl er sich aus dem Krieg zurückgezogen hatte, hieß das noch lange nicht, dass er alles Unrecht der Welt auf sich beruhen ließ. Voller Angst sah sie zu ihm auf. »In Gottes Namen, ich will nicht, dass du dich für mich unglücklich machst, indem du ihn umbringst, John. Denk außerdem ja nicht, dass das so einfach wäre. Chester besitzt eine Privatarmee, die sich um seine Sicherheit kümmert. Er hat unglaublich viel Macht. Wenn er herausbekommen sollte, was du vorhast, zieht er an einem einzigen Faden und lässt uns beide töten.«
    »Madlen!« John fasste sie schmerzhaft bei den Oberarmen und erzwang ihre ganze Aufmerksamkeit. »Willst du etwa warten, bis Cuninghame dich noch einmal von irgendeinem Kerl vergewaltigen lässt? Oder dich zu diesem Emir nach Afrika schickt?«
    »Nein, John, natürlich nicht. Aber was sollte ich machen?«
    »Man könnte ihn vor den Richter bringen«, entgegnete John voller Entschlossenheit, »indem man seine Machenschaften vor aller Öffentlichkeit an den Pranger stellt.«
    »Um Himmels willen!« Madlen fuhr der Schreck in die Glieder. »Wie stellst du dir das denn vor?« Ihre Stimme überschlug sich beinahe, und John konnte nicht entgehen, dass sie ihn nicht nur für naiv, sondern auch für wahnsinnig hielt. »Er ist ein einflussreicher Politiker. Und mir würde sowieso niemand glauben. In den Augen der meisten Leute bin ich nur eine Hure, die ihrem Vater davongelaufen ist, auf Kosten eines vermögenden Mannes lebt und dabei keinerlei Rechte für sich in Anspruch nehmen kann.«
    »Vor Gott hat jeder Mensch Rechte«, erwiderte John. »Selbst wenn es genügend Erdenbewohner gibt, die das noch nicht begriffen haben, allen voran solche, die jeden Sonntag in der Kirche sitzen und meinen, besonders heilig zu sein.« Er lockerte seinen Griff, weil er bemerkte, dass er ihr wehtat. Sie wollte nicht weinen, und doch brach sie in Tränen aus.
    »Außerdem habe ich noch nicht alles erzählt.« Nun schluchzte sie hemmungslos. »Stratton hatte recht. Ich habe mit dem Teufel paktiert. Chester hat nicht nur Geld und Einfluss, zu allem Übel besitzt er magische Kräfte. Es ist unmöglich, ihm zu entkommen.«
    »So ein Unsinn!« John schnaubte verärgert. »An so etwas glaube ich nicht. Er kann dich nicht festhalten – selbst wenn er meint, ein Recht darauf zu haben. Wenn alle Stricke reißen, fliehe ich mit dir in die Neue Welt. Ich habe meinen gesamten Sold gespart, und wenn du willst, buchen wir morgen eine Passage.«
    Für einen Moment war Madlen zu verblüfft, um zu antworten. Johns aufrichtige Sorge und die spontane Absicht, für sie alles aufzugeben, hätten sie unter normalen Umständen in einen Glückstaumel verfallen lassen. Ihr Verstand holte sie jedoch mitleidlos aus ihren Träumen zurück.
    »Und wohin sollten wir deiner Meinung nach gehen?«, rief sie verzweifelt.
    »Nova Scotia.« Johns Stimme klang so selbstverständlich, als ob er einen Sonntagausflug planen würde.
    »Nova Scotia?« Sie schüttelte mutlos den Kopf. »Selbst in der Neuen Welt würde Chester uns finden. Seine Leute sind überall.«
    »Was weiß ich?«, rief John ungeduldig. »Dann begeben wir uns eben in französisch besetztes Gebiet oder auf die hispanischen Inseln.«
    »Und landen in der Sklaverei?« Madlen war anzusehen, dass sie John trotz seines großzügigen Angebots für verrückt hielt. Sie war längst nicht so naiv, wie es schien, und kannte sich, was die politischen Verhältnisse in Übersee betraf, besser aus als mancher Mann. Schließlich hatte sie bei endlos erscheinenden Golfnachmittagen an Cuninghames Seite lange genug Debatten über Politik und Wirtschaft zwischen ihm und seinen Parlamentskollegen verfolgt. Wenn man auswanderte, ganz gleich wohin, musste man sich zwangsläufig in die Obhut

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