Die Teufelshure
irgendeines Königs oder einer sonstigen weltlichen Macht begeben, ansonsten hatten Piraten und Sklavenhändler ein leichtes Spiel.
»Ich bitte dich, John.« Sie sah ihn flehentlich an. »Lass uns noch einmal darüber schlafen. Ich will nicht, dass du dein Leben wegwirfst, nur weil
ich
einen Fehler gemacht habe. Ich glaube, es war eine dumme Idee, dir davon zu erzählen.«
»Das war es nicht«, sagte er und sah sie liebevoll an. »Ich bin froh, dass du mir alles erzählt hast. Und ich werde einen Weg finden, dir zu helfen. Am besten packst du ein paar Sachen und kommst gleich mit mir mit.«
Panik flackerte in ihren Augen auf. Er meinte es ernst, und so wie er sie anschaute, würde er sich kaum davon abbringen lassen, sie notfalls auf der Stelle zu entführen.
»Wie sollte das gehen? Spätestens morgen früh würde Ruth nach mir suchen lassen, und als Erstes würde sie Chester informieren. Außerdem ist da noch Wilbur, mein kleiner Bursche, der die Depesche überbracht hat. Ich kann ihn unmöglich bei Chester zurücklassen. Er wäre ihm vollkommen ausgeliefert.« Madlen begann erneut zu schluchzen. John drückte sie an sich und klopfte ihr den Rücken, als ob er ein Neugeborenes beruhigen wollte. »Komm schon, Madlen, lass mich nur machen. Wir werden einen Weg finden, das verspreche ich dir.«
Sie atmete tief durch und riss sich zusammen, bevor sie sich aus Johns Umklammerung löste und mit gefurchter Stirn zu ihm aufschaute.
»Wenn du tatsächlich vorhast, mir zu helfen, brauchen wir einen verdammt guten Plan. Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber Chester tut Dinge, die nicht mit unserem Herrgott im Einklang stehen. Ich bin überzeugt, er ist mit dem Satan im Bunde. Man kann ihm nur nichts beweisen.«
John kniff erneut seine Lider zusammen und schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Hexen und Zauberer«, schnaubte er mit einem ironischen Grinsen. »Das sind nichts als Gruselgeschichten für Kinder und schwachsinnige Untertanen, um sie gefügig zu machen. Für alles, was unter Gottes Himmel geschieht, gibt es eine nachvollziehbare Erklärung, man muss sich nur die Mühe machen, danach zu suchen.«
»Ich habe durch Zufall etwas gefunden, das meine Befürchtungen beweisen könnte«, widersprach Madlen aufgeregt. »Vor ein paar Monaten weilte ich für eine Woche in Wichfield Manor, Chesters Landhaus, draußen in North Berwick. Eines Nachmittags begab er sich mit ein paar Männern zur Jagd, und weil es mir langweilig wurde, bin ich ein wenig herumspaziert und versehentlich in seine Bibliothek geraten. Die Tür dorthin ist normalerweise verschlossen, aber an diesem Tage war sie nur angelehnt, und weil sich außer den Dienstboten niemand im Haus befand, bin ich hineingegangen. Auf Chesters Schreibtisch lag ein schwarzes, in Leder gebundenes Buch mit einem auffälligen goldenen Symbol bedruckt, das ich bis dahin noch nie gesehen hatte. Es sah aus wie eine spiegelverkehrte Sechs. Ich öffnete das Buch und las ein paar Seiten. Es handelte sich um merkwürdige Formeln und seltsame Zeichnungen. Ein paar der Bilder sahen aus, als wollte man Menschen in einem Glaskolben züchten, wie eine Pflanze, und dann gab es Bilder, bei denen man einen nackten, an einen Stuhl gefesselten Mann zur Ader ließ. Das Blut tropfte in einen Trichter, der mit einem gläsernen Rohr verbunden war, das zu einem weiteren Glaskolben führte. Die schmerzverzerrte Miene des Mannes verriet, wie sehr er litt. Obwohl ich die Bilder abstoßend fand, konnte ich nicht aufhören, darin zu blättern. Seite auf Seite war erfüllt von seltsamen Wesen, die halb Mensch, halb Tier waren und die miteinander kopulierten und neue merkwürdige Wesen zeugten. Und dann erblickte ich eine gewöhnliche Frau, die man ebenfalls auf einem Stuhl festgebunden hatte, und einen riesigen Mann mit einem außergewöhnlich großen Geschlecht, der versuchte, in die Frau einzudringen. Beim nächsten Bild war die Frau schwanger, und das Kind im Mutterleib war umgeben von einem Strahlenkranz, als ob es ein Heiliger wäre.«
John erwiderte nichts, er sah sie nur an.
»Du hältst mich für verrückt? Habe ich recht?« Ihre Stimme klang zaghaft.
»Nicht dich«, entgegnete er bestimmt, »sondern Cuninghame. Gibt es noch weitere Indizien, dass mit ihm etwas nicht stimmt?«
»Eines Tages habe ich etwas Merkwürdiges in Chesters Tasche gefunden«, fuhr Madlen mit bebender Stimme fort. »Einmal in der Woche kommt er, um mit mir zu Abend zu essen, und als unvermittelt ein Bote erschien,
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