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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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an.«
    John verstärkte seinen Griff und beugte sich zu Paddys Ohr hinunter. »Ich brauche deine Hilfe, Ire«, flüsterte er heiser. »Selbst wenn du mich für verrückt erklärst und ich es nicht gerne zugebe, dass du sogar recht haben könntest. Also was ist?«
    Paddy stieß ein Brummen hervor, was man als Zustimmung werten konnte.
    John ließ von ihm ab, immer noch auf Abstand, falls es sich Paddy anders überlegte.
    »Wir müssen los«, bemerkte Randolf mit ungeduldiger Miene. Mit seinen ungekämmten hellen Haaren und den noch helleren Brauen sah er aus wie ein riesiger, unausgeschlafener Geist. »Oder wollt ihr, dass wir alle gefeuert werden?«
    »Ich komme nicht mit«, erklärte John emotionslos. »Vorgestern war mein letzter Arbeitstag, und bevor ich mich endgültig auf und davon mache, habe ich noch etwas zu erledigen.«
    »Meine Rede«, krächzte Paddy mit aufgebrachter Stimme. »Der Kerl hat sich dumm und dämlich gevögelt.« Mit einer Geste gab er Randolf zu verstehen, dass er schon einmal nach draußen verschwinden sollte.
    »Sag Brumble, ich komme gleich nach. Die fehlende Zeit kann er von meinem Lohn abziehen. Wenn ich John wieder zu Verstand gebracht habe, wird er es sein, der mir den Abzug bezahlt.«
    Nachdem Randolf die Tür hinter sich verschlossen hatte, wandte sich Paddy mit blutender Nase um. Während er sich das Gesicht mit dem Ärmel abwischte, sah er John immer noch verständnislos an.
    »Willst du mir vielleicht sagen, was in dich gefahren ist, wenn es nicht am Ende der Satan selbst sein sollte?«
    »Vielleicht setzt du dich lieber«, murmelte John mit einem anzüglichen Grinsen. »Sonst kippst du mir noch aus den Latschen.«
    Paddy schnaubte verächtlich, und doch tat er, was John ihm gesagt hatte, und nahm auf dem gegenüberstehenden unteren Bett Platz.
    John versuchte sich kurzzufassen, soweit das überhaupt möglich war, und erzählte die ganze Geschichte, bis auf die erotischen Passagen, die er mit Absicht so bescheiden wie möglich hielt.
    Paddy hatte trotz seines Ärgers aufmerksam zugehört.
    Nachdem John seine Geschichte zu Ende erzählt hatte, trat eine Pause ein, in der niemand etwas sagte. Trotzdem sah Paddy ihn die ganze Zeit über an. Die kleinen hellen Augen des Iren, die John immer an die eines Wildschweins erinnerten, wirkten so hypnotisierend, dass John ihnen auswich.
    »Du bist noch wahnsinniger, als ich dachte, Schotte«, bemerkte Paddy mit einem Kopfschütteln. Dann sah er ihn aufgebracht an. »Willst du wirklich sterben, John? Willst du das? Und deine Madlen gleich mit?«
    »Ich werde sie nach Frankreich bringen. Mein Plan ist schon fertig hier drin.« John tippte auf seine Stirn. »Und wenn wir dort angekommen sind, fangen wir gemeinsam ein neues Leben an. In Schottland ist es mir ohnehin zu eng und zu ungemütlich geworden. Du weißt selbst, dass es für uns Katholiken hier nicht zum Besten steht. Komm doch mit, wenn du willst. Ich habe Geld genug, um dir eine Passage zu spendieren.«
    »Danke für dieses großzügige Angebot«, erwiderte Paddy ironisch. »Cuninghame wird euch finden, und wenn es in China sein sollte. Für so etwas hat er seine Leute. Und die werden nicht nur dir die Kehle durchschneiden, sondern mir noch dazu, falls er herausfinden sollte, wer euch beiden zur Flucht verholfen hat.« Paddy machte eine Pause und kniff seine Lider zusammen, bevor er verständnislos fortfuhr. »Sie ist Cuninghames Leibeigene, John, kapierst du das nicht! Sie hat einen Berg an Schulden bei ihm. Sie hat ihm nicht nur ihren Körper verkauft, sondern auch ihre Seele. An den Galgen zu kommen ist das Mindeste, was dir blühen wird, wenn du ihr tatsächlich zur Flucht verhilfst und man euch findet.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass du ein solcher Feigling bist, Paddy.« John versuchte vergeblich, seine Enttäuschung zu verbergen. »Ich dachte, ich kann mich auf deine Freundschaft verlassen. Sag mir wenigstens, was Cuninghame an sich hat, dass du dir so sehr in die Hosen scheißt?«
    Paddy atmete tief durch, bevor er zu einer Antwort ansetzte. »Er ist der Satan in Menschengestalt. Man sieht es ihm kaum an, aber er soll Hunderte von armen Seelen auf den Gewissen haben. Er stiehlt sie bei Nacht und Nebel. Meist sind es Arme, die keinerlei Angehörige haben, oder er kauft die Kinder aus mittellosen Familien und verspricht ihnen ein besseres Leben. Doch dann verschwinden sie plötzlich und werden nie mehr gesehen. Denkst du, es ist ein Zufall, dass er in Armenhäuser investiert und

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