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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Während John die Urkunde in ein mit Leder umhülltes Stammbuch legte, das seine noble Herkunft bezeugte und einem Passierschein gleichkam, hatte er eine glorreiche Idee. Montrose war nach Frankreich geflohen, also warum sollte er nicht auch mit Madlen dorthin gehen? Viele seiner ehemaligen Befehlshaber hatten außer in den Niederlanden in Frankreich Zuflucht gesucht. Es war nicht so weit wie Amerika, und Häfen, in denen man Arbeit finden konnte, gab es dort überall. Frankreich befand sich fest in katholischer Hand, und damit war er, was seinen Glauben betraf, von jeglichem Versteckspiel erlöst.
    John spürte, wie er Mut fasste. Eigentlich war alles ganz einfach. Schiffe zum Kontinent liefen regelmäßig aus, und die Passage war längst nicht so teuer, als wenn man nach Übersee wollte. Außerdem dauerte die Reise nicht annähernd so lange und war bei weitem nicht so gefährlich.
    »Was ist los mit dir, Mann?« Paddy hatte ihm mit seiner großen Pranke hart auf die Schulter geschlagen. John schnellte herum, als ob er einen Feind vor sich hatte. Die anderen waren inzwischen bis auf Randolf schon nach draußen gegangen.
    »Hat dir die Hure, bei der du die Nacht verbracht hast, mit ihrem selbstgepantschten Fusel das Hirn vernebelt?«
    John dachte an Madlen, und plötzlich ärgerte es ihn, dass Paddy nicht die geringste Ahnung hatte, was die Wahrheit betraf.
    »Du denkst auch, du hättest die Weisheit mit Löffeln gefressen, was?«, rutschte es ihm heraus. »Du hattest unrecht. Sie ist keine Hure und schon gar nicht des Teufels.«
    Es dauerte einen Moment, bis Paddy begriff, worauf John hinauswollte. »Sag bloß, du bist ihr leibhaftig begegnet?«
    John verspürte einen plötzlich aufkeimenden Stolz, als er an Madlen dachte und dass sie ihm ihre Jungfernschaft geschenkt hatte.
    »Ich habe die Nacht bei ihr verbracht. Sie ist wahrhaft göttlich, aber nicht so, wie du es vermutet hast. Sie ist ein anständiges Mädchen.«
    Paddy schüttelte ungläubig den Kopf und sah zu Randolf hin, der auf einem der hinteren Betten saß und seine eisenbeschlagenen Schuhe schnürte.
    »Der Kerl hat tatsächlich den Verstand verloren!«
    Randolf schaute irritiert auf. »Hä? Was ist hier überhaupt los?«
    »Ich denke, dass unser junger Freund vermutlich an der Franzosenkrankheit leidet, es heißt, ihr Ausbruch gehe mit plötzlicher Verwirrung einher.« Randolf schaute immer noch fragend. Doch Paddy hatte, bevor er sich versah, Johns Faust im Gesicht. Wie ein Schlachtochse, den der Bolzen getroffen hat, ging er zu Boden.
    Aber Paddy wäre nicht Paddy gewesen, wenn er nicht trotz blutender Nase sofort auf die Beine gesprungen wäre. Er hatte früher für Geld geboxt, und als er zu alt dafür geworden war, hatte er andere im Faustkampf ausgebildet.
    Mit gesenktem Kopf ging er auf John los, um sich zu revanchieren. John wich geschickt aus, als Paddy mit wutschnaubender Miene zu einem Gegenschlag ausholte und anstatt Johns Kinnlade eine Bretterwand traf. Das Holz erzitterte, und Paddy fluchte laut, bevor er herumschnellte, um John abermals zu attackieren. Randolf war mittlerweile aufgestanden und sah den beiden Männern fasziniert zu. Paddy schaffte es nicht, John auch nur einen einzigen Treffer zu verpassen, was ihn immer wütender werden ließ.
    »Komm her, du schottische Sau! Ich werde dir zeigen, was ein gestandener Ire mit euresgleichen zu tun vermag.«
    »Hey, Paddy, komm wieder auf den Boden«, rief ihm Randolf zu. »Was kann so schlimm sein, dass du dich derart mit John in die Wolle bekommst? Ich denke, ihr seid Freunde.«
    John wartete einen günstigen Augenblick ab, als Paddy mit gesenktem Kopf auf ihn losging wie ein wütender Stier. Im richtigen Moment wich er ihm wie ein Torero aus und stellte ihm ein Bein. Der Ire fiel der Länge nach auf den Bauch, und bevor er sich aufrappeln konnte, war John auf seinen Hintern gesprungen und stieß ihm ein Knie in den Rücken. Erbarmungslos riss er Paddy den linken Unterarm nach hinten und drückte dessen Hand bis zu den Schulterblättern, so dass jede Bewegung, die der Ire von nun an vollzog, nur noch ein Meer aus Schmerzen sein konnte. Gleichzeitig umfasste er die Kehle des Kameraden und drehte ihm geschickt den Kopf zur Seite.
    »Ich könnte dir das Genick brechen, Paddy« knurrte John gefährlich leise. »Also, gibst du auf?«
    »Fahr zur Hölle, Schotte!«, stieß Paddy unversöhnlich hervor. »Du hast genug anständige Männer auf dem Gewissen, da kommt es auf mich auch nicht mehr

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