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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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natürlich nicht.« Madlens Augen blitzten im Schein des Feuers, als sie energisch den Kopf schüttelte. »Ich habe mit niemanden darüber gesprochen. Aber der Junge vertraut mir. Er weiß, dass ich gut für ihn sorgen werde, ganz gleich, was geschieht.«
    John nahm Paddy die Fackel ab und beugte sich zu Wilbur hinab. »Vertraust du mir auch, Kumpel?«
    Der Junge nickte schüchtern und mied seinen Blick. In seiner glitzernden Uniform sah der kleine Mohr aus wie ein Märchenprinz, der sich in die falsche Geschichte verirrt hatte.
    Paddy gab das Zeichen, und gemeinsam marschierten sie die St. Ringens Suburb hinab. Es war rasch dunkler geworden. Paddy ging mit einer Fackel bewaffnet vor John, der mit Madlen und dem Jungen die Mitte bildete. Zum Schluss folgte Randolf, dessen gewaltige Erscheinung allen den Rücken deckte.
    Das Stadttor von Leith war bereits in Sicht, als sich zwei Wachsoldaten aus dem Schatten des Tores lösten und mit brennenden Fackeln auf sie zumarschierten. Ihre Anwesenheit war nichts Besonderes, die üblichen Rotröcke eben, mit Helm, Lederwams und Spieß ausgerüstet, wie sie überall an den Stadt- und Landesgrenzen zu finden waren. John blieb mit Madlen zurück, während Paddy und Randolf den Männern entgegenschritten. Es würde eine normale Kontrolle sein, nicht mehr. Hier in Leith waren die Wachen nicht so streng, wenn es um den Besitz von Waffen ging. Sie waren es gewöhnt, dass täglich Korsaren im Hafen anlegten, die ihr Schiff niemals unbewaffnet verließen. Doch dann lösten sich plötzlich noch weitere Gestalten aus dem Schutz der Mauer. John, der bisher die Ruhe behalten hatte, zog seinen Degen.
    Plötzlich hörte er das Geräusch herannahender Stiefel und eine drohende Stimme, die sich aus der Dunkelheit erhob: »Habeas corpus ad subjiciendum – im Namen des schottischen Parlamentes, ihr seid verhaftet!«
    John handelte geistesgegenwärtig und zog Madlen und den Jungen in ein nahes Gebüsch. Nicht weit entfernt befand sich ein Garten mit Obstbäumen und Sträuchern, dort wollte er sie in Sicherheit bringen.
    »John«, rief Madlen mit erstickter Stimme, als sie die ersten Hecken erreichten. Hinter ihnen schien ein regelrechter Tumult ausgebrochen zu sein. »John, lass mich gehen. Ich bin mir sicher, dass es Chesters Leute sind, die dahinterstecken. Sie haben es nur auf mich abgesehen.«
    John packte sie und hielt ihr den Mund zu. Seine Hände steckten in derben Lederhandschuhen und dämpften ihr Keuchen. »Sei still!«, flüsterte er heiser. »Verdammt, Madlen, es gibt kein Zurück. Hock dich mit Wilbur unter die Sträucher und warte, bis die Sache erledigt ist.«
    Sie wimmerte leise, als er sie mit sanfter Gewalt zwang, unter einen ausladenden Busch zu kriechen. Wilbur kauerte zitternd an ihrer Seite, als John in die Finsternis entschwand, um Randolf und Paddy zu helfen, denen es aus Geldmangel an richtigen Waffen fehlte. Mehrere Fackelträger hatten sich um die beiden geschart und ihre Degen gezogen. Lediglich mit ihren langen Eichenspießen bewaffnet, standen die beiden Hafenarbeiter mit dem Rücken zur Mauer und hielten ihre Angreifer auf Abstand. Im nächsten Moment sah John aus den Augenwinkeln, wie eine weitere Gestalt ganz in seiner Nähe den Degen zog und auf ihn zusprang.
    John parierte geschickt, und obwohl nur ein spärliches Licht herrschte, ließ der Angreifer seine schwere Waffe wie einen Derwisch tanzen. Stahl klirrte auf Stahl, und John beschlich das Gefühl, es mit einem wahren Meister des Faches zu tun zu haben. Für einen Lowlander – falls er einer war – führte der Söldner den Degen unglaublich flink. Auf Dauer würde es zu anstrengend werden, ihm Paroli zu bieten. John nutzte einen günstigen Moment, als sich ihre Klingen kreuzten. Er zog seinen Dolch aus dem Gürtel und stieß dem anderen die Waffe zwischen die Rippen. Der Mann sackte stöhnend zusammen.
    Einen Augenblick lang ruhte Johns prüfender Blick auf ihm, doch der Angreifer blieb reglos liegen. John wandte sich wild entschlossen dem nächsten Gegner zu. Von weitem sah er Randolf und Paddy, die sich ebenso wacker hielten. Aber ohne anständige Waffen würde ihr Kampf schon bald ein blutiges Ende nehmen.
    Ein Geräusch ließ John herumfahren. Ein Angreifer, der eine schwarze Maske trug und sich erstaunlich sicher bewegte, griff John von der Seite her an. Der Kampf war hart und schnell. John spürte, wie ihn die Kraft verließ, ein Umstand, den er nicht für möglich gehalten hätte, weil er sich in

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