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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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wieder auf. John stellte sich ihm aufs neue und erhielt aus der Dunkelheit heraus einen Schlag in den Magen, so hart, dass er glaubte, seine Eingeweide würden gegen die Rippen gepresst. Röchelnd gelang es ihm, wenigstens stehen zu bleiben. Für einen Moment meinte er zu ersticken, erst recht, als er sich so heftig erbrach, dass er befürchtete, sein Innerstes würde sich nach außen kehren.
    Während er sich vornüberbeugte, erhielt er den nächsten Schlag, der seinen ungeschützten Nacken traf. Er knickte ein und fiel in eine tiefe Bewusstlosigkeit, noch bevor seine Knie den Boden berührt hatten.
     
    Madlen saß zusammen mit dem Jungen immer noch frierend unter dem Strauch. Es war nackte Angst, die sie erbeben ließ, und nicht die Kälte, die sich mit Einbruch der Nacht herabgesenkt hatte. Äste knackten, und Männerstimmen hallten durch das Dunkel. Wilbur hockte still wie ein Kitz, das dem Instinkt seiner Mutter gehorchte.
    Die Zeit schien stillzustehen. Madlen gingen die schrecklichsten Bilder durch den Kopf. John, der wie aufgespießt von Säbeln und Dolchen am Boden lag. John, der gefangengenommen und abgeführt wurde und auf Nimmerwiedersehen im Tolbooth-Gefängnis verschwand. John, den man auf dem Horsemarket dem Henker überließ und das Herz herausschnitt. Und – wie John das Weite suchte, enttäuscht von ihrer Dummheit, weil es ihr nicht gelungen war, unbemerkt zu entfliehen, und sie ihn damit erst in diese entsetzliche Lage gebracht hatte.
    Plötzlich zerriss wütendes Hundegebell die Stille der Nacht. Die Townguards hatten ihre Bluthunde von der Kette gelassen. Das Bellen wurde lauter, und Madlen kniff die Augen zusammen, obwohl sie ohnehin kaum etwas sehen konnte. Ihr Griff, mit dem sie Wilburs kleine Hand umfing, wurde fester. Ununterbrochen flüsterte sie leise Gebete in die Ohren des Jungen. Er zuckte verdächtig, und Madlen spürte, dass er zu weinen begonnen hatte.
    Ob er an seine Mutter dachte? Madlen konnte nur ahnen, dass man ihn kaum entwöhnt ihrer Brust entrissen hatte. Irgendwo im fernen Afrika oder in Indien – wer wusste das schon? Chester hatte ihn ihr geschenkt, als sie in Graystoneland eingezogen war. Madlen hatte sogleich mütterliche Gefühle für den Jungen entwickelt, obwohl Chester fortwährend betonte, dass er nichts weiter als ein gewöhnlicher Sklave sei, ein junges, intelligentes Tier, das man zu Botendiensten und anderen Zwecken benutzte, denen sie lieber keinen Namen geben wollte.
    Nun trug sie die Schuld am Schicksal des Jungen, weil sie ihn in ihre Misere mit hineingezogen hatte. Verdammt, warum hatte sie John in ihre Not eingeweiht und ihn zu einem solchen Plan verleitet? Doch für Reue war es zu spät. Die Rotte der Bluthunde näherte sich unaufhörlich. Madlen sprang auf, nahm ihre Tasche, die sie die ganze Zeit über nicht losgelassen hatte, und zog Wilbur mit sich. Wenn John nicht zu ihr fand, musste sie zu John finden.
    Trotz der Düsternis rannte sie in Richtung des Firth of Forth. Wenn es ihnen gelang, das Leith Water zu durchqueren, würden die Hunde die Spur verlieren. Die Fackeln der Festung, die sie in der Ferne erblicken konnte, gaben ihr eine vage Orientierung, dazu kam der würzige Westwind, der von der Meeresbucht heranwehte und den Geruch von Fisch und Seetang mit sich trug. Wilbur folgte ihr tapfer mit seinen orientalischen Stiefelchen, deren Spitzen stark nach oben gebogen waren und die es ihm nur notdürftig ermöglichten, Schritt zu halten.
    Madlen konnte die Tränen der Verzweiflung nicht unterdrücken, als sie sich noch einmal umdrehte. Keine Spur von John und seinen Kameraden. »Komm!«, stieß sie mit erstickter Stimme hervor und trieb Wilbur in Richtung Fluss. Das wütende Gebell der Hunde war immer noch zu hören. Fackeln leuchteten auf.
    Aus purer Angst rannte Madlen geradewegs auf das Wasser zu, in dem sich lediglich die Sterne spiegelten.
    »Kannst du schwimmen?«
    Wilbur schüttelte entsetzt den Kopf. Wer sollte es ihm auch beigebracht haben? dachte sich Madlen. Boten wuchsen in Städten auf und hatten selten Gelegenheit, in einem Loch oder in einem Fluss schwimmen zu lernen. Madlen war in den Highlands aufgewachsen und hatte früh mit ihren Brüdern gelernt, sich über Wasser zu halten. Ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass sie es lernte, weil sie zwei Schwestern verloren hatte, die beim Kentern einer Fähre ertrunken waren, weil sie nicht hatten schwimmen können. Im Sommer hatten sie mit den anderen Kindern des Clans im Loch Leven

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