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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Lage gekommen war.
    »Ich bin hier, Kumpel.« Ein leises Aufstöhnen folgte.
    John versuchte vergeblich, mit angestrengten Blicken die Düsternis zu durchdringen. »Also hat man uns dorthin gesteckt, wo normalerweise nur Landesverräter enden oder solche, die kein Schmiergeld bezahlen können.«
    »Da irrt Ihr Euch, mein Herr.« Die Stimme, die sich in ihre Unterhaltung einmischte, war fremd, alt und brüchig. »Den wirklich Gefährlichen gewährt man eine Frischluftkur auf dem Bass Rock.«
    »Wer ist das?« John versuchte, sich eine Vorstellung von seinem Gegenüber zu machen.
    »Ich bin Doktor James Whitebell, ein Minister der Episkopalkirche. Ich wurde wegen meiner Königstreue und meiner Einstellung gegen die Covenanters verhaftet. Mein Prozess steht noch aus, aber wenigstens meine Frau und meine Kinder konnten mit dem Schiff nach Holland entkommen.«
    John stieß einen tiefen Seufzer aus, weil ihm einfiel, dass die Fregatte nach Frankreich inzwischen ohne ihn und Madlen abgelegt hatte. »Wer immer Ihr auch seid und was immer Euch hierhergebracht hat«, bekannte er mit rauer Stimme, »Ihr habt mein aufrichtiges Mitleid.«
    Einen Moment lang war es still, bis John sich erneut an Paddy wandte. »Es scheint, als hätte ich tatsächlich etwas verpasst«, bemerkte er trocken.
    »Das kann man wohl sagen, Soldat.« Der Ire lachte ironisch. »Du warst ziemlich weit weg, Junge. Ganze zwei Tage und Nächte. Nicht umsonst dachten wir, dass es dich endgültig erwischt hat. Sogar der Advokat des Town Councils hat sich inzwischen in dieses Loch verirrt und uns die Anklagepunkte des Gerichts verlesen.«
    »Was in Gottes Namen wirft man uns vor?«
    »Rebellion gegen das schottische Parlament. Widerstand gegen die Staatsgewalt. Versuchter Mord. Geiselnahme. Sie behaupten, du hättest Madlen entführt und ihr Gewalt angetan, um an Lösegeld zu kommen.«
    »Wer denkt sich solch einen Schwachsinn aus?« Johns Stimme überschlug sich beinahe. Die Anschuldigungen waren vollkommen haltlos. Niemals hätte er Madlen etwas Derartiges antun können, aber die Vorstellung, dass ihr möglicherweise jemand anderes Gewalt angetan hatte, nachdem er sie und den Jungen im Obstgarten hatte zurücklassen müssen, machte ihn schier wahnsinnig.
    »Hat sie jemand vergewaltigt? Weißt du etwas darüber?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Allerdings hast du dir offenbar mächtige Feinde gemacht, indem du deine Finger nicht von ihr lassen konntest. Es tut mir leid, es sagen zu müssen, aber ich hatte dich gewarnt«, erklärte Paddy.
    »Du hattest recht«, gab John resigniert zu. »Aber ich konnte nicht anders handeln. Ich habe mich das erste Mal in meinem Leben hoffnungslos verliebt, und sie benötigte meine Hilfe.« John versuchte vergeblich, sich von den Geschehnissen nach seiner Ohnmacht ein Bild zu machen. Paddy hingegen schien trotz ihrer Gefangenschaft eine Verbindung nach draußen zu haben. Wie sonst hätte er wissen können, wie es Madlen inzwischen ergangen war. »Sag nur, Paddy, woher weißt du das alles?«
    »Rednose Rosie hat netterweise unsere Verpflegung übernommen«, grunzte der Ire selbstzufrieden. »Sie schuldete mir noch etwas, doch in Wahrheit tut sie es eher für dich.« Er lachte kurz auf.
    »Für mich?« John gab den Unschuldigen, dabei konnte er sich denken, worauf Paddy hinauswollte. Rosie war eine Schankhure, die keinem Frauenwirt Rechenschaft ablegen musste und sich die Männer selbst aussuchen konnte. John war für sie weit mehr als ein zahlender Freier gewesen, den sie nur gegen Geld in ihr Bett locken wollte. Im Gegenteil, nach nicht allzu langer Zeit hatte sie ihn völlig umsonst bedient. Wie sich schon bald darauf herausstellte, war der Grund dafür nicht nur sein gutes Aussehen gewesen, sondern die Absicht, ihn an sich zu binden. Er war ein riesiger Kerl, um den jeder, der Böses im Schilde führte, einen Bogen machte, und sie benötigte einen Zuhälter, der sie beschützte und dem sie dafür einen Teil des Geldes gab, das sie mit den Freiern verdiente. Sie wollte den Kreis ihrer Kunden erweitern, bis hinunter nach Leith, und das konnte Ärger mit anderen Huren und betrunkenen Seemännern bedeuten.
    John hatte sie für verrückt erklärt. Allein die Vorstellung, Geld von einer Hure zu nehmen, anstatt sie zu bezahlen, fand er absurd. Er hatte ihr vorgeschlagen, sie solle sich einen anderen suchen, weil ihm der Gedanke, ein Mädchen auf diese Weise auszunutzen, ganz und gar nicht behagte. Danach war Rosie lange beleidigt gewesen

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