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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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gewesen wäre.
    Cuninghames Ordenskapelle – wie er die alte Krypta bezeichnete, über der er seinen Herrensitz erbaut hatte – lag in einem tief verborgenen System von verwirrenden Gängen, die weitaus länger existierten als das darüberstehende Haus und nur von Eingeweihten betreten werden durften.
    Vergeblich versuchte Madlen sich den Weg zu merken, falls sie alleine hier herausfinden musste. Ausgelegt mit einem schwarzweißen Schachbrettboden und einer steinernen Kuppel versehen, verfügte die achteckige Halle über keinerlei Fenster. Ein Dutzend schwarzer Kerzen auf hohen silbernen Kandelabern illuminierte den Raum. Auch fehlte jegliches Mobiliar bis auf eine schmale Pritsche und eine Art steinerner Altar – ein schwarzer massiver Tisch aus reinem Marmor, so breit und lang wie eine Tür, die auf einem hüfthohen Steinblock auflag. Darauf hatte man ebenfalls silberne Leuchter gestellt. Darüber befand sich das mannshohe Ölgemälde eines nackten gehörnten Hirtengottes, der sie mit seinen dunklen, stechenden Augen direkt anschaute.
    Beiläufig fiel ihr Blick auf den riesigen Phallus, der zwischen seinen Lenden emporragte.
    Die beiden Männer, die sie bis hierhin begleitet hatten, übergaben Madlen einer großen verhüllten Gestalt, die einen bodenlangen weißen Kapuzenumhang trug. Madlen hatte schon einige Männer auf Wichfield Manor kommen und gehen gesehen, aber jemand von solcher Größe war ihr noch nie aufgefallen. Der Mann war breitschultrig wie John, sein Gesicht konnte sie jedoch nicht erkennen, da es unter der Kapuze verborgen war. Er verneigte sich kaum merklich und hob seine Hände, die in weißen Seidenhandschuhen steckten.
    »Ah, welch edler Besuch«, sagte er mit einer angenehm rauen Stimme, und für einen Moment dachte Madlen, es sei tatsächlich John, der zu ihr sprach. Mit einer fließenden Bewegung überreichte er ihr einen goldenen Pokal, in dessen äußeren Rand verschiedene fremdartige Zeichen eingraviert waren.
    »Trink!«, befahl er mit fester Stimme.
    »Nein«, erwiderte Madlen fest. Sie wollte Cuninghames Spielchen nicht mitmachen und sich weigern, den Anweisungen seiner Helfershelfer zu folgen.
    »Denkt an Euren Geliebten«, sagte der Mann in eindringlichem Tonfall. »Wenn Ihr ihn je wiedersehen wollt, müsst Ihr tun, was Euer Meister befiehlt.«
    »Mein Meister? Ach ja?« Madlen nahm all ihren Mut zusammen und setzte ein spöttisches Lächeln auf. Cuninghame stand einer Bruderschaft vor, von deren Machenschaften sie bisher nichts erfahren hatte. Wollte dieser merkwürdige Kerl sie nun etwa einweihen? Aber soweit sie wusste, waren Frauen in solchen Kreisen unerwünscht.
    »Ich wüsste nicht, dass ich zu den Euren gehöre«, fuhr sie mit störrischer Miene fort. »Oder habt Ihr vielleicht die Regeln geändert?«
    Sie spürte die warmen Finger des Mannes, wie er sie zur Seite nahm und eingehend betrachtete. »Ihr seid eine außergewöhnlich schöne Frau«, bemerkte er leise. »Es wäre schade um Euch und Eure Nachkommen, wenn Ihr nicht tätet, was man Euch sagt!«
    »Was wollt Ihr mir damit andeuten?« Madlen sah hastig zur Seite und überlegte einen Moment, wie sie dem Kapuzenträger entkommen konnte. Die Söldner standen immer noch am Ausgang und bewachten die eiserne Tür.
    »Trinkt!«, wiederholte der Mann unnachgiebig.
    »Der Trank ist nicht dazu gedacht, meinen Durst zu stillen – habe ich recht?« Madlen versuchte auf Zeit zu spielen, bemüht, ihre Stimme nicht zittern zu lassen.
    »Der Trank wird weit mehr für Euch tun, als Euren Durst zu stillen«, erklärte der Mann dunkel. »Er wird Euch eine unsterbliche Seele bescheren.«
    »Was?« Madlen wich mit Erstaunen zurück. Sie ging selten zur heiligen Messe und betete nur, wenn sie es für angebracht hielt, meist in Notsituationen, doch es nützte nicht immer. Daher verließ sie sich lieber auf ihren Verstand.
    »Ihr versündigt Euch«, entgegnete sie schroff. »Pater Cedric lehrte mich, dass die Seele von Natur aus unsterblich sei. Also was könnte ich gewinnen? Der Einzige, der daran etwas ändern könnte, wäre Gott. Und das seid Ihr nicht.«
    »Nein, ich bin nicht Gott«, hauchte der Mann. »Aber möglicherweise diene ich seinem Gegenspieler, der weit mächtiger ist und dessen Diener wir alle sind, oft genug, ohne es zu wissen.« Er hob den Becher und nahm selbst einen Schluck, wie zum Beweis, dass es gefahrlos war, daraus zu trinken.
    Madlen zuckte zurück, als der Unbekannte den Kopf hob und unter der Schwärze seines

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