Die Teufelshure
ist.«
Madlen, die ihm über die Schulter geschaut hatte, schüttelte energisch den Kopf. »Das hier ist mit Sicherheit etwas Besonderes. Es ist ein Werk voller Zaubersprüche. Wer so etwas liest, kann den Satan herbeirufen.«
»Maria und Josef!«, stieß Paddy hervor und bekreuzigte sich hastig. Dann betrachtete er das Buch mit einigem Argwohn. »Wenn es mit dem Teufel zu tun hat, sollten wir es lieber hier zurücklassen.«
»Kommt gar nicht in Frage«, beschied John und machte sich auf, die Bücher in seinen Satteltaschen zu verstauen. »Wenn Madlen recht hat, können wir daraus etwas lernen, von dem wir bisher noch nicht einmal geahnt haben, dass es existiert.«
In scharfem Ritt ging es durch die Nacht. John hatte Madlen zu sich auf den Sattel genommen und eine der Decken fest um sie gelegt. Wilbur saß ebenfalls in eine Decke gewickelt vor Paddy und klammerte sich mit verstörtem Blick am Sattelknauf fest. Nach etwa fünf Meilen erreichten sie Musselburgh. Außerhalb des kleinen Fischernestes, das seinen Namen den üppigen Muschelbänken verdankte, gab es eine verfallene Abtei. Das ehemals eindrucksvolle Gemäuer erhob sich wie eine gezackte Krone auf der höchsten Stelle des Stony Hill, einem Hügel, von dem aus man bei Tag den Firth of Forth und sowohl die Festung von Edinburgh als auch die Ebene vor North Berwick überblicken konnte.
Ruaraidh hatte die Pferde hinter dem zerstörten Kreuzgang an einer Eiche angebunden, so dass sie von der Straße aus nicht zu sehen waren. Als John und seine Gefährten von den Pferden abstiegen, kam der junge Highlander aus seiner Deckung hervor und hielt ihnen einen gebratenen Kaninchenschlegel entgegen. Hinter ihm tauchte David aus einem Schatten auf. Seine dunklen Augen drückten Erleichterung aus, und auch er nagte an einem Kaninchenbein. Gleich sechs von den schwarzen Langohren hatten sie mühelos zur Strecke gebracht. Menschen, die in der Lage waren, auch nachts zu sehen wie Luchse, und die dabei schneller liefen als ein Hase, konnten die sonst so vorsichtigen Tiere nichts entgegensetzen. Danach hatte Ruaraidh die leblosen Tiere abgezogen und der Reihe nach über einem Feuer gebrutzelt.
»Sieht aus, als hättet ihr eine ganze Familie ausgerottet«, spottete John, während er Madlen vom Pferd half. Anschließend reichte er ihr und Wilbur einen Kaninchenschlegel weiter, bevor er selbst etwas für sich nahm. Micheal und Malcolm kamen mit verschlafenen Gesichtern aus den Ruinen hervorgekrochen, während sie sich die Kleider glattstrichen.
»Wir können uns nur eine kurze Rast erlauben«, mahnte John und biss herzhaft in ein Stück weißes Fleisch. Wenigstens sein Appetit war menschlich geblieben, stellte er mit einem Anflug von Erleichterung fest, auch wenn alles etwas intensiver schmeckte. Ein Krug Bier, den ihnen Moira eingepackt hatte, machte die Runde, und mit wenigen Worten klärte er Ruaraidh, David und die beiden Jungen über die bisherigen Geschehnisse auf. Dass Cuninghames Herrensitz in Flammen aufgegangen war, interessierte sie wenig. Dass John offenbar tatsächlich dessen Braut gerettet hatte und für sich beanspruchte, verstörte sie mehr, erst recht als John die junge Frau demonstrativ in den Arm nahm und sie liebevoll zu sich heranzog.
»Bevor wir Edinburgh den Rücken kehren, müssen wir noch nach Restalrig.« Paddys Stimme klang ruhig, aber bestimmt.
»Restalrig?« John wischte sich hastig den Mund mit dem Ärmel ab und bedachte ihn mit einem verständnislosen Blick. »Was willst du denn da? Es liegt in unmittelbarer Nähe zu Edinburgh. Dort wimmelt es nur so von Soldaten.«
Paddy schaute Madlen an, die sich von John gelöst hatte und nun in Decken gehüllt zusammen mit Wilbur am Feuer kauerte.
»Was dir recht ist, sollte mir nur billig sein.« Mit einem schnellen Blick zu den Kameraden versicherte er sich ihrer Aufmerksamkeit. »Ich will, dass wir Rosie mit uns nehmen. Sie wohnt dort mit ihrer Mutter. Wenn Cuninghame und seine Leute bemerken, dass wir ausgebrochen sind, werden sie ausziehen und nach unseren Angehörigen fragen, und wenn sie feststellen, dass wir hier in der Gegend keine haben, werden sie fragen, wer uns im Tolbooth versorgt hat. Somit schwebt Rosie in Lebensgefahr. Sie werden sie finden und nicht davor zurückschrecken, sie zu foltern, falls sie ihnen nicht verrät, wohin wir geflohen sein könnten.«
Paddys Angst um das Mädchen war deutlich zu spüren. Den anderen Männern war jedoch anzusehen, dass sie sich freiwillig nicht in
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