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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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stockend. »Und dann hatte ich plötzlich eine Vision und konnte dich vor meinem geistigen Auge in diesem Kerker beobachten. Es muss Chester gewesen sein, der meinen Geist auf magische Weise beeinflusst hat.«
    John bemerkte, wie ein Schauer durch ihren Körper lief. Der Gedanke, dass sie sich seinetwegen das Leben nehmen wollte, ließ ihn nach Atem ringen.
    »Cuninghame und seine Leute haben uns auf den Bass Rock verschleppt.« John überlegte einen Moment, ob er Madlen erzählen sollte, was Cuninghame und seine Brüder sonst noch mit ihnen angestellt hatten, aber dann entschied er, dass es besser war, Madlen nicht in die grausamen Einzelheiten einzuweihen.
    »Wie war es euch möglich, dass ihr ihm entwischen konntet?«
    Sie sah ihn mit großen bangen Augen an, und John spürte, dass sie wirklich Angst um ihn gehabt hatte.
    »Niemand ist bisher vom Bass Rock entkommen.«
    »Es ist uns gelungen, die Wächter zu überwältigen. Dann haben wir uns mit Waffengewalt zum Bootsanleger durchgeschlagen.«
    »Habt ihr Soldaten auf dem Gewissen?«, fragte sie leise.
    »Es musste sein«, erklärte John ihr mit rauer Stimme. »Wir konnten keine Rücksicht auf Wachmannschaften oder Cuninghames Söldner nehmen. Sie hatten zuvor fünf meiner Kameraden auf grausame Weise getötet.« Er zögerte einen Moment, als er ihr entsetztes Gesicht sah. »Dann sind wir in ein Boot gestiegen und übers Meer nach North Berwick geflohen.«
    »Oh, mein Gott, John!« Sie strich ihm mitfühlend über das verfilzte Haar und drückte ihren Kopf an seine Brust. »Es tut mir so leid, dass ich all das verschuldet habe. Ich schwöre, ich wollte nicht gegen euch aussagen. Ich habe erst hinterher erfahren, was ich getan hatte. Chester und seine Schergen haben mir mit Gewalt etwas eingeflößt, das mich willenlos machte und mich den Verstand verlieren ließ.«
    John war erleichtert, als er ihre aufrichtige Anteilnahme spürte. Allem Anschein nach hatte sie absolut nichts mit Cuninghames Machenschaften zu tun. Im Gegenteil, sie zählte wie alle anderen hier zu seinen Opfern.
    »Es muss dir nicht leidtun, Madlen«, flüsterte er entschlossen. »Du kannst nichts dafür. Ich werde nicht zulassen, dass dieser Hund uns noch mal gefährlich wird.«
    Madlen war vollkommen erschöpft. John wiegte sie so lange, bis sie in seinen Armen eingeschlafen war. Der Wind pfiff immer noch um die eingefallenen Mauern, als John schließlich Schritte hörte. Schon von weitem konnte sein hochsensibles Gehör drei sich nähernde Gestalten ausmachen. Zwei Männer und eine viel kleinere Gestalt, die kürzere Schritte machte. Als er sah, dass es Paddy und Randolf tatsächlich gelungen war, das völlig verstörte Mohrenkind aus dem brennenden Gesindehaus zu retten, machte sein Herz einen Sprung. Wilburs schwarze Augen glänzten misstrauisch im Schein der Fackel, als er barfuß in einem Schlafgewand die Kapelle betrat. Erst als er Madlen in Johns Armen erkannte, huschte ein Lächeln über sein schönes Gesicht.
    »Wilbur!« Madlen war erwacht. Ihre Freude schien grenzenlos, als sie den Jungen in ihre Arme schloss. Doch dann wurde ihr Blick ängstlich, als sie zu John und seinen Männern aufschaute. »Was soll denn jetzt nur aus uns werden?«
    »Keine Angst.« John nahm ihre Hand und versuchte sie mit einem Augenzwinkern zu beruhigen. »Ich bringe dich und den Jungen nach Hause. Wir gehen zurück in die Highlands, Madlen. Dorthin werden sich weder unser finsterer Lord noch seine Söldner verirren. Es ist zu gefährlich für sie, dorthin vorzudringen.«
    Madlen stieß einen tiefen Seufzer aus. »Abgesehen davon, dass ich mich davor fürchte, meinem Vater unter die Augen zu treten, bin ich nicht sicher, ob wir Chester jemals entkommen können. Er paktiert mit dem Satan, John, und er fürchtet sich nicht vor der Hölle.«
    »Dann hat er den Clan Cameron noch nicht kennengelernt«, erwiderte John mit einem boshaften Lachen. »Wenn er uns folgen sollte, wird er es bitter bereuen.«

11

Auf der Flucht 1647 – »Jagdfieber«
     
    Paddy hatte nicht nur Wilbur vor den Flammen gerettet, im Vorbeilaufen hatte er sich zwei herumliegende Decken gegriffen, weil weder der Junge noch Madlen über wärmende Kleidung verfügte. Außerdem trug er noch etwas anderes mit sich, an das John in der ganzen Aufregung keinen Gedanken verschwendet hatte – Bücher.
    John sah den Iren fassungslos an, als er mehrere dicke Lederbände aus den verqualmten Decken schüttelte. »Sag nur, dir ist es in all dem Tumult

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