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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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KGB.
      »Ich bin mir bei diesem Herrn nicht allzu sicher, Frank«, sagte er in perfektem Englisch.
      »Ich bin mir bei niemandem
allzu sicher«, antwortete Barry. »Nicht mal bei Ihnen,
alter Junge. Auf jeden Fall ist Jack Corder ein hundertprozentiger
Marxist – wenn uns das weiter hilft.«
      »Du meine Güte«, sagte Romanoff. »Das habe ich befürch
    tet.«
      »Corder hat vor Jahren
versucht, der Britischen KP beizutre ten, als er in Oxford studierte.
Man war der Meinung, jemand wie er könne mehr ausrichten, wenn er
den Mund halte und zur Labour Party gehe, was er dann auch tat.
Arbeitete sechs Jahre als Organisator bei der Gewerkschaft, machte dann
den Fehler, einem Bullen bei einem Bergarbeiterstreik eins mit dem
Griff seiner Breithacke über den Schädel zu geben. Der Bulle
hatte versucht, Streikbrecher einzuschleusen. Das war vor drei oder
vier Jahren. Er mußte sechs Wochen ins Krankenhaus.«
      »Und Corder?«
      »Zwei Jahre Knast. Die
Gewerkschaft wollte ihn danach nicht mal mehr mit der Feuerzange
anfassen. Tief in ihrem Innern, wenn es um das Britische geht, sind die
Kerle genauso konservativ wie Margaret Thatcher. Als Jack Corder
rauskam, ging er nach Frankreich und schloß sich einer
anarchistischen Gruppe links von der französischen KP an. Ich nahm
ihn damals unter meine Fittiche. Auf jeden Fall brauchen wir uns keine
Sorgen zu machen, oder hat die Desinformationsabtei lung des KGB etwa
ihre Ziele geändert?«
      »Nein«, sagte Romanoff.
»Wir arbeiten immer noch für das Chaos, und wir sollten
möglichst viel Unruhe in der westlichen Welt schaffen. Chaos,
Unordnung, Furcht und Ungewißheit, deshalb bezahlen wir Leute wie
Sie.«
      »Sie haben nicht viel ausgelassen, nicht wahr?« sagte Barry ironisch.
      Romanoff sah auf die Karte hinunter. »Wird es auch klap pen?«
      »Hören Sie,
Nikolaj«, sagte Barry. »Sie wollen doch nicht wirklich,
daß Carrington auf einer französischen Landstraße
erschossen wird, oder? Das bewirkt doch nur das Gegenteil,
ungefähr so, als erschösse die IRA die Königin. Zuviel
zu verlieren, also ist es den Einsatz nicht wert.«
      Romanoff sah ihn fragend an. »Welches Spiel ist nun an der Reihe?«
      »Sie kennen mich doch«,
sagte Barry. »Immer das alte Spiel.« Er hielt inne, um dann
hinzuzufügen: »Das Geld nehme ich übrigens weiterhin.
Chaos, Unordnung, Furcht und Unge wißheit. Ich werde mein Bestes
tun, damit Sie mich nicht umsonst bezahlen.«
      Romanoff zögerte, zog dann einen
großen braunen Umschlag aus der Tasche und schob ihn über
den Tisch. Barry ließ ihn zusammen mit der Karte in die
Aktenmappe fallen.
      »Gehen wir?«
      Er schritt als erster zum Tor und
öffnete die kleine Tür. Eine Bö trieb ihnen Regen ins
Gesicht. Romanoff fröstelte und schlug seinen Kragen hoch.
      »1943, als ich vierzehn war,
bin ich zu einer Partisanengrup pe in der Ukraine gegangen. Ich war
zwei Jahre bei ihnen. Damals war es einfacher. Wir kämpften gegen
die Nazis. Wir wußten, wo wir standen. Aber jetzt?«
      »Eine andere Welt«, sagte Barry.
      »Eine Welt, in der Sie, mein Freund, nicht mal an Ihr eigenes Land glauben.«
      »Ulster?« Barry lachte
rauh. »Das Schlamassel habe ich schon vor langer Zeit vergessen.
Irgend jemand hat mal gesagt, es gebe nichts Schlimmeres als einen
Haufen von unwissenden Leuten, die Grund zur Klage haben. Doch jetzt
machen wir besser, daß wir hier wegkommen.«

      Die Apfelbäume auf dem
Hügel oberhalb von Rigny hätten schon vor Wochen abgeerntet
werden müssen. Die Früchte waren überreif, und ihr
Geruch durchdrang die überraschend warme Mittagsluft.
      Jack Corder lag mit seinem
Zeiss-Fernglas im hohen Gras und beobachtete die Villa unten. Es war
ein schönes Haus, offenbar aus dem 18. Jahrhundert, mit einer
Freitreppe zum Portikus vor dem Haupteingang.
      Im Hof standen vier Wagen, wenigstens
ein Dutzend CRSBeamte warteten neben ihren Motorrädern, und am Tor
hielten uniformierte Gendarmen Wache. Nicht zu auffällig. Der
Präsident hielt es in dieser Hinsicht bekanntlich wie General de
Gaulle, weil er unnötiges Aufsehen haßte.
      Eine Weile war Corder wieder der
Junge aus Yorkshire, der am Fluß Wharfe neben der Brücke im
Gras lag. Auf der Wiese an der anderen Seite weideten Schafe. Er war
16, und neben ihm lag ein Mädchen, an dessen Namen er sich nicht
mehr erinnerte, und das Leben schien unbegrenzte Möglichkeiten zu
bieten. Er fühlte ein schmerzhaftes Verlangen,

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