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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Minuten.
      Er irrte sich jedoch, denn es dauerte
nur fünf Minuten, und als er zum erstenmal vom Sandwich
abbiß, läutete das Telefon. Er zwängte sich in die
Zelle, schloß die Tür und nahm ab.
      »Hier Lysander.«
      »Ferguson.« Die Stimme war gespreizt, übertrieben akzentu
    iert, wie die eines alternden Mimen bei einem
zweitklassigen Tourneetheater, der sichergehen will, daß er auch
in der letzten Reihe zu hören ist. »Es ist lange her, Jack.
Höchste Priorität, wie ich höre.«
      »Frank Barry verläßt endlich seine Deckung, Sir.«
      Fergusons Stimme wurde schärfer. »Das ist wirklich interes
    sant.«
      »Lord Carrington, Sir. Er ist im Augenblick bei Präsident Giscard d'Estaing?«
      Eine kurze Pause. Dann sagte Ferguson: »Das darf offiziell niemand wissen.«
      »Frank Barry weiß es aber.«
      »Das ist schlecht, Jack, sehr schlecht. Ich denke, Sie erzählen besser von Anfang an.«
      Corder tat es mit leiser und
eindringlicher Stimme. Fünf Minuten später verließ er
die Zelle und kehrte zur Theke zurück.
      »Ihr Sandwich ist kalt geworden, Monsieur. Möchten Sie ein neues?«
      »Ausgezeichnete Idee«, sagte Corder. »Und geben Sie mir
    derweil noch einen Cognac.«
      Er steckte eine Zigarette an, lehnte
sich auf dem Barhocker zurück und lächelte das erstemal in
jener Nacht.

    Brigadier Charles Ferguson stand in seiner
Wohnung am Cavendish Square neben dem Bett und schlüpfte in seinen
Morgenmantel, während er sich die Tonbandaufzeichnung
anhörte, die er eben von dem Gespräch mit Corder gemacht
hatte. Er war ein großer, leutselig wirkender, entschieden
übergewichtiger Mann mit krausen grauen Haaren und Dop pelkinn. Er
hatte nichts Militärisches an sich, und die Halb mondbrille, die
er aufsetzte, ehe er einen kleinen Notizkalender konsultierte, verlieh
ihm das Aussehen eines unbedeutenden Professors. In Wahrheit war er
aber skrupellos wie Cesare Borgia und ging für sein Land über
Leichen.
      Es klopfte, und sein Diener, ein
ehemaliger Gurkha, der noch damit beschäftigt war, den Gürtel
seines Morgenmantels zuzubinden, steckte den Kopf ins Zimmer.
      »Tut mir leid, Kim, aber es
gibt Arbeit«, sagte Ferguson. »Viel Tee und dann Eier mit
Speck. Ich werde nicht wieder ins Bett gehen.«
      Der kleine Gurkha zog sich
zurück, und Ferguson ging ins Wohnzimmer, schürte das Feuer
in dem Marmorkamin, schenkte einen doppelten Brandy ein, setzte sich
ans Telefon und wählte eine Pariser Nummer.
      Der französische Sicherheitsdienst Service de Documentation Exterieur et de Contre-Espionnage – SDECE
– hat fünf Sek tionen und viele Unterabteilungen. Am
interessantesten ist sicher Sektion Fünf, gemeinhin als
Aktionsdienst bekannt, die mehr als jeder andere Arm des SDECE für
die Zerschlagung der OAS verantwortlich war. Diese Abteilung rief
Ferguson an.
      Er sagte: »Hier Ferguson von
DI5. Colonel Guyon bitte.« Er runzelte ungeduldig die Stirn.
»Natürlich ist er zu Haus im Bett. Genau wie ich, jedenfalls
bis eben. Sagen Sie ihm, er möchte mich bitte sofort unter dieser
Nummer zurückrufen.« Er diktierte sie schnell. »Sehr
dringend. Höchste Priorität.«
      Er legte auf, und Kim trat, mit
Spiegeleiern und Speck, Brot, Butter und Marmelade auf einem silbernen
Tablett, ins Zim mer. »Köstlich«, sagte Ferguson, als
der Gurkha einen kleinen Tisch vor ihm deckte.
»Frühstück um halb drei Uhr morgens. Eine fabelhafte
Idee. Das sollten wir öfter machen.«
      Während er sich eine Serviette
um den Hals schlang, klingel te das Telefon. Er nahm sofort ab.
»Ah, Pierre«, sagte er in schnellem und einwandfreiem
Französisch. »Ich hab da was für Sie. Etwas sehr
Unangenehmes. Ich glaube nicht, daß Sie sich freuen werden,
hören Sie also genau zu.«

    In dem Lagerhaus war alles still, nachdem Jack
Corder gegan gen war. Barry ging zum Tor und verriegelte die
eingelassene Tür. Er blieb einen Moment stehen, um sich eine
Zigarette anzuzünden, und als er sich umdrehte, trat ein Mann aus
dem Schatten und setzte sich auf den Tischrand.
      Nikolaj Romanoff war 50 und arbeitete
seit zehn Jahren offi ziell als Kulturattaché an der
sowjetischen Botschaft in Paris. Sein dunkler Anzug stammte aus der
Savile Row, genau wie der blaue Mantel. Er sah recht gut aus, nur ein
wenig dekadent, mit einem Gesicht, das an Oscar Wilde erinnerte, und
einer silbernen Haarmähne, die besser zu einem Schauspieler
gepaßt hätte als zu ihm, einem Oberst des

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