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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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die Zeit
zurück zudrehen und alles, was dazwischen lag, in einen Traum zu
verwandeln. Da trat plötzlich der französische
Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing aus dem Haus unten
am Hügel. Der britische Außenminister folgte ihm.
      Die beiden Herren standen, flankiert
von ihren Referenten, im Portikus, während Corder das Fernglas neu
justierte.
      »Jesus«, flüsterte
er. »Ein Mann mit einem guten Gewehr … mehr ist nicht
nötig, um sie beide auszuschalten.«
      Der Präsident drückte dem
Außenminister die Hand. Keine Umarmung, das war nicht sein Stil.
Lord Carrington ging die Stufen hinunter und wurde zu einem schwarzen
Citroën gelei tet.
      Corders Kehle war ausgedörrt. Er
nahm das Sprechfunkgerät aus der Tasche, drückte den Knopf
und sagte drängend: »Hier Red. Hier Red. Das Paket wird
gleich abgeliefert.«
      Eine Sekunde später hörte
er Barrys kühle, gleichmütige Stimme: »Hier Grün.
Wir nehmen das Paket in Empfang.«
      Carringtons Wagen rollte, gefolgt von
vier CRSMotorrädern, zum Tor, genau wie Barry vorausgesagt hatte,
und Corder sprang auf, drehte sich um und lief über die Wiese
    zu der Stelle, wo er den Peugeot geparkt hatte.
      Er hatte mehr als genug Zeit, um die
Hauptstraße vor dem Konvoi zu erreichen, und als er auf sie
eingebogen war, trat er aufs Gaspedal und ging auf 120
Stundenkilometer.
      Seine Hände schwitzten wieder,
seine Kehle war immer noch ausgedörrt, und er zündete sich
mit einer Hand eine Zigarette an. Er wußte nicht, was in St.
Etienne passieren würde, das war das Dumme. Wahrscheinlich
Sonderkommandos vom CRS, Dutzende von Männern, die auf alles
schossen, was sich rührte, vielleicht auch auf ihn. Aber er
mußte sich dort blicken lassen, er hatte keine andere Wahl, denn
sonst würde Barry sofort riechen, daß etwas faul war, und
die Sache abblasen und im Nichts verschwinden, wie schon so oft.
      Er war nahe bei St. Etienne, als es
geschah. Hinter der Ein mündung einer Nebenstraße tauchte
plötzlich ein CRSMotorradfahrer auf und kam hinter ihm her, eine
unheimliche Gestalt mit Sturzhelm und Schutzbrille und dunkler Montur.
Er überholte ihn und winkte ihm zu stoppen, und Corder bremste.
Wollte Ferguson ihn etwa auf diese Art raushalten?
      Der CRS-Mann hielt vor ihm, stieg von
seiner schweren BMW und kippte die Maschine auf den Ständer. Mit
dem Finger am Abzug des automatischen Karabiners MAT 49, der an seiner
Schulter hing, ging er auf den Peugeot zu und baute sich vor Corder
auf, ein anonymes Gesicht hinter einer unför migen Schutzbrille.
Dann schob er die Brille hoch.
      »Eine kleine Änderung des
Plans«, grinste Frank Barry. »Ich fahre vor, Sie folgen
mir.«
      »Haben Sie es abgeblasen?« fragte Corder erstaunt.
      Barry sah ihn überrascht an. »Nein, warum sollte ich?«
      Er stieg wieder auf die BMW und fuhr
los. Corder folgte ihm einigermaßen ratlos, hatte keine Ahnung,
was er jetzt machen sollte. Er tastete nach dem Kolben der Walther-PPK,
die er bei sich hatte, aber das half ihm jetzt auch nicht weiter. Er
hatte noch nie in seinem Leben einen Menschen erschossen. Es war
unwahrscheinlich, daß er gerade jetzt damit anfangen würde.
      Anderthalb Kilometer vor St. Etienne
bog Barry in einen schmalen Feldweg ein, der zwischen hohen Hecken zu
einem kleinen Bauernhof hochführte. Corder fuhr hinterher. Am Hang
des Hügels standen ein paar Bäume, unter denen Barry die BMW
abstellte. Corder ließ den Peugeot auf dem Feldweg stehen und
ging zu ihm.
      »Was haben Sie vor, Frank?«
      »Hab ich Ihnen je von meiner
Großmutter mütterlicherseits erzählt, Jack? Jedesmal
wenn sie starke Kopfschmerzen hatte, kam innerhalb einer Stunde ein
heftiges Gewitter. Bei mir ist es anders. Ich kriege nur Kopfschmerzen,
wenn ich faulen Fisch rieche, und im Augenblick habe ich einen
furchtbaren Brumm schädel.«
      Corder erstarrte. »Ich verstehe nicht.«
      »Schöne Aussicht von hier.« Barry ging zwischen den Bäu
    men nach oben und zeigte auf St. Etienne, das
sich wie eine Spielzeugstadt unter ihnen ausbreitete. »Schauen
Sie. Ich habe so das Gefühl, es könnte interessanter sein,
sich das von hier aus bis zuletzt anzusehen.«
      Corder richtete sein Fernglas auf den
Vorplatz der Werkstatt. Zwei der Männer in gelben Overalls machten
sich am Motor eines Pkws zu schaffen. Der dritte wartete in dem
Büro neben den Zapfsäulen und redete mit dem Mädchen,
das mit dem Kinderwagen an der Tür stand. Sie trug einen

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