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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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dieselben Kennzahlen galten wie in Paris. Seine
Finger zitterten, als er die Londoner Vorwahl und die DI5-Nummer
wählte.
      Er hatte nicht mal Zeit zu beten. Am
anderen Ende wurde abgehoben, und eine Stimme – diesmal eine
weibliche, die Stimme der Frau, die tagsüber in der Zentrale
saß – sagte: »Sagen Sie, wer Sie sind.«
      »Lysander«, sagte Corder
gepreßt. »Verbinden Sie mich bitte sofort mit Brigadier
Ferguson. Höchste Priorität.«
      Ferguson war fast im selben Moment in
der Leitung, als hätte er mitgehört. »Was ist los,
Jack?«
      »Totale Pleite, Sir, Barry hat
was gerochen. Er und ich haben uns raushalten können, aber die
anderen sind von der CRS ausgeschaltet worden.«
      »Ich nehme an, man hat Sie nicht gesehen?«
      »Nein.«
      »Und hat er Sie in Verdacht?«
      »Nein, er glaubt, einer von den Killern aus Marseille hätte nicht dichtgehalten.«
      Frank Barry, der seine Motorradbrille
aufbehalten hatte, stand am Zweitapparat in der Küche und
lächelte. Das Mäd chen lag zu seinen Füßen am
Boden, und aus der häßlichen Wunde in der Schläfe, wo
er sie mit dem Pistolenkolben getroffen hatte, sickerte Blut. Er
ließ den Hörer an der Leitung hängen, zog einen
Carswell-Schalldämpfer aus der Tasche und schraubte ihn auf den
Lauf der Pistole, als er in den Gastraum ging.
      Corder redete immer noch mit leiser,
drängender Stimme. »Nein, das Blöde ist, ich weiß
nicht, wie weit ich gehen kann.«
      Barry sagte leise: »Jack!«
      Corder fuhr herum, und Barry
schoß ihm zweimal ins Herz. Er fiel nach hinten, prallte von der
Wand und stürzte mit dem Gesicht nach unten zu Boden.
      Der Hörer baumelte an der Wand.
Barry nahm ihn und sagte: »Sind Sie's, Ferguson, alter Junge?
Hier Frank Barry. Wenn Sie Corder haben wollen, müssen Sie schon
eine Kiste rüber schicken, ich geb Ihnen die Adresse: Café
Rosco, St. Julien.«
      »Sie Schwein«, sagte Charles Ferguson.
      »Das hab ich schon mal gehört.«
      Barry legte auf und schlenderte,
leise vor sich hin pfeifend, hinaus, während er den
Schalldämpfer abschraubte. Er steckte die Pistole wieder ins
Halfter, bestieg die BMW und fuhr weiter.

    2

    Als Fergusons Wagen am nächsten Morgen vor
Downing Street 10 hielt, regnete es. Es war zehn vor elf, zehn Minuten
zu früh für seinen Termin bei der Premierministerin. Sein
Fahrer fuhr sofort weiter, und Ferguson ging über die Straße
zur Haustür. Trotz des Regens standen auf der anderen Stra
ßenseite die üblichen Neugierigen, hauptsächlich
Touristen, die von einigen Polizisten am Betreten der Anfahrtszone
gehindert wurden. Ein weiterer Polizist war an dem gewohnten Platz
neben der Tür postiert, kein sonderlicher Schutz für die be
kannteste Adresse Englands, den Sitz der politischen Macht und die
Privatwohnung der Regierungschefin; aber das wollte, wie Ferguson
wußte, nicht viel besagen. Andere, unauffällig gekleidete
Sicherheitsbeamte waren an strategischen Punkten der Nachbarschaft
verteilt und würden beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten
ausschwärmen.
      Der Polizist salutierte, und die Tür wurde geöffnet, noch ehe Ferguson sie erreicht hatte. Er trat ein.
      Der junge Mann, der ihn begrüßte, sagte: »Brigadier Fergu son, hier entlang, bitte.«
      Aus dem Pressezimmer rechts
ertönte gedämpftes Stimmen gewirr, als er durch die Diele
ging und den Gang betrat, der zum hinteren Teil des Hauses mit dem
Kabinettsraum führte. Die Haupttreppe zum ersten Stock war mit
Porträts früherer Premierminister gesäumt: Peel,
Wellington, Disraeli, Gladstone … Ferguson hatte immer das
Gefühl, der Atem der Geschichte streife ihn, wenn er diese Treppe
hochging, obgleich er bisher noch nie mit der Premierministerin
persönlich gesprochen hatte. Gleich würde er also Mrs.
Thatcher gegenübertreten, dieser gescheiten Frau, wie selbst ihre
erbittertsten Gegner zugeben mußten. Entschieden eine neue
Erfahrung. Aber was änderte das? Wie viele Attentate waren auf
Königin Viktoria verübt worden? Und Disraeli und Gladstone
hatten beide mehr als genug mit irischen Revolutionären,
Dynamitlegern und anarchistischen Bombenwerfern zu tun gehabt, die
ihnen ans Leder wollten.
      Im Korridor oben klopfte der junge
Mann an eine Tür, öffne te sie und ließ Ferguson
eintreten. »Brigadier Ferguson, Prime Minister«, sagte er,
wandte sich um und machte die Tür hinter sich zu.
      Das Arbeitszimmer war jetzt
eleganter, als Ferguson es in Erinnerung hatte,

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