Die Teufelsrose
noch etwas?«
»Um halb sieben eine Weihnachtsfeier für das Personal im Säulenzimmer. Kurz vor neun wird sie wieder im Unterhaus erwartet, zum Dinner. Danach fährt sie nach Haus, Papier krieg.« Er gab Ferguson den Bogen zurück. »Ich möchte wissen, ob sie die Überstunden bezahlt bekommt.«
Ferguson sagte: »Die einzige weiche Stelle scheint also der Gedenkgottesdienst für Mountbatten in der St. Paul's Cathedral zu sein. Wer wird sonst noch da sein? Prinz Charles, Prinzessin Margaret.« Er schnitt eine Grimasse. »Der letzte Ort, wo wir
eine Bombe gebrauchen können.«
Fox sagte: »Aber Brosnan hatte noch nie was für Bomben übrig, Sir.«
»Es gibt immer ein erstes Mal.«
»Glauben Sie das wirklich?«
»Nein.« Ferguson seufzte. »Es ist nicht sein Stil. Unser Junge ist der letzte Samurai, er würde mit gezücktem Säbel gegen Kanonen reiten.«
Sie gingen wieder zum Bentley und stiegen ein. »Trotzdem, die einzige weiche Stelle ist dieser Gottesdienst in St. Paul's«, sagte Fox. »Alles andere ist entweder in Downing Street oder im Unterhaus, und er hat bestimmt keine Möglichkeit, in Nummer zehn hineinzukommen.«
»Das Unterhaus wäre schon leichter«, sagte Ferguson. »Eine Menge Leute kommen und gehen. Wähler, die ihre Abgeordne ten sprechen wollen und so.«
Fox sagte: »Was werden Sie also machen, Sir?«
»Alle, die es angeht, zu einer Besprechung holen.« Ferguson warf einen Blick auf seine Uhr. »Um elf in meinem Büro im Yard. Entschuldigungen werden nicht akzeptiert. Höchste Priorität. Ich möchte alle Dezernenten von DI5 sehen, die es irgendwie betrifft. Ich möchte auch die Special Branch sehen. Sie wissen doch, mit wem Sie reden müssen?«
»Ja, Sir«, sagte Fox. »Wir werden ihn ranholen, Sir, notfalls mit Gewalt.«
»Ich wünschte, ich hätte Ihren Optimismus«, sagte Charles Ferguson, lehnte sich zurück und schloß die Augen.
Brosnan saß mit einem Frottiertuch um die Schultern vor der Frisierkommode und sah zu, wie der alte Mann mit einem Eisenkamm durch seine langen Haare fuhr, die jetzt strohblond waren.
»Sehr gut«, sagte der Alte. »Ich bin sehr zufrieden. Das mei
ste muß jetzt natürlich ab.«
Er griff zu einer Schere und ging vor sich hin summend an die Arbeit. Er war mindestens in Lily Winters Alter und ähnel te ihr so sehr, daß sie Geschwister hätten sein können. Sie saß auf einem Stuhl und schaute zu, zündete eine Zigarette an und reichte sie Brosnan. »Shlomo ist unglaublich tüchtig. Er fing in einem jiddischen Kabarett in Amsterdam an. Flüchtete im letzten Moment, ehe die Deutschen kamen.«
»Ich war jahrelang in den Studios von Elstree.« Der alte Mann hatte die Schere gegen ein gefährlich scharfes Rasier messer eingetauscht. »Margaret Lockwood, James Mason. Die Stars sind fast alle durch meine Hände gegangen. Noel Coward hat mir mal ein Zigarettenetui geschenkt. Es hatte die gravierte Inschrift ›Für Shlomo, den Zauberer, vom Meister‹.«
Brosnans Haare hatten jetzt normale Länge, und der alte Mann trocknete sie schnell mit einem Fön und zog einen ordentlichen Scheitel. Verblüffend, was für einen Unterschied es machte, vor allem die gebleichten Augenbrauen.
»Phantastisch«, sagte Brosnan.
»Noch nicht. Jetzt sehen Sie nur ein bißchen anders aus. Aber wenn ich fertig bin, werden Sie ein neuer Mensch sein. Ziehen Sie die Oberlippe nach unten und lassen Sie sie so lange da, wie ich sage.«
Brosnan tat es. Der alte Mann paßte sorgfältig einen Schnurrbart an. Er langte nach der Schere und schnitt ihn zurecht. »Das tue ich manchmal bei Prominenten. Wissen Sie, Pop-Stars, die bei Harrods einkaufen möchten, ohne von den Fans gejagt zu werden.«
»Und ich?« sagte Brosnan. »Von wem will ich wohl nicht gejagt werden?«
»Das will ich gar nicht wissen. Es interessiert mich nicht. Für mich sind Sie ein netter Junge.« Shlomo zuckte mit den Schul tern. »Es reicht, wenn Lily zufrieden ist. Machen Sie bitte den Mund auf.« Brosnan tat es, und der alte Mann legte behutsam Wangenpolster ein. Er studierte Brosnans Gesicht über dessen Schulter hinweg. »Auf Nasenringe können wir wohl verzich ten, was meinst du, Lily?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nur noch die Brille.«
Die Brille hatte ein goldenes Gestell und blaugetönte Gläser und wirkte irgendwie französisch. Die Wirkung war erstaun lich. Der Mann, der Brosnan aus dem Spiegel anstarrte, war ein
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