Die Teufelsrose
Ferguson: Er stand mit einem großen Cognac in der
Hand am Fenster. Die Wohnung, in der er war, befand sich jedoch in
Paris, und er blickte auf die Seine. Es klopfte leise, und als er
öffnete, ohne die Kette abzunehmen, stand Romanoff draußen.
Er löste die Kette und ließ den Russen eintreten.
»Nun?« fragte er.
»Sektion Fünf macht die
ganze Stadt unsicher, Frank. Man weiß, daß Sie hinter der
Sache stecken, und dreht jeden Stein um, um Sie zu finden, diesmal
übrigens mit uneingeschränkter Unterstützung des
britischen Geheimdiensts. Ihr Brigadier Ferguson und Pierre Lebel von
Sektion Fünf sind alte Freun de.«
»Endlich mal was Neues. Ich
wußte gar nicht, daß DI5 und der französische
Geheimdienst miteinander reden. Wie können Sie sicher sein,
daß Ferguson und Lebel so gute Kumpel sind? Haben Sie vielleicht
einen Informanten in Lebels Vorzimmer?«
»Möglich ist alles«, erwiderte Romanoff.
Barry war überrascht und zeigte es. »Sie scherzen. Ich dach
te, der britische Nachrichtendienst hätte
inzwischen alle seine Maulwürfe gefunden und unschädlich
gemacht. Ihr Mann hat mir zweifellos nichts genützt. Zum Beispiel
Corder. Ich mußte selbst herausfinden, wer er in Wirklichkeit
war.«
»Ehrlich gesagt, bekommen wir
im Augenblick nur neben sächliche Informationen. Wir rechnen aber
damit, daß es bald besser wird.«
»Ich verstehe das nicht«,
sagte Barry. »Man sollte meinen, daß DI5 die Vergangenheit
seiner Agenten bis zurück in den Mutterschoß
abcheckt.«
»Das tun sie vielleicht auch, Frank. Aber in diesem Fall wür de es sie nicht weiterbringen.«
»Ein Gutes hat die Sache. Jetzt
gibt es wenigstens niemanden mehr, der mich hier ans Messer liefern
kann – das heißt natür lich, außer Ihnen, alter
Junge.«
Romanoffs Lächeln war ein
bißchen gezwungen. »Ich denke, es wäre alles in allem
vernünftiger, wenn Sie für eine Weile von der Bildfläche
verschwänden.«
»Wohin sollte ich denn Ihrer Meinung nach gehen?«
»England.«
Barry lachte. »Nun, die Idee ist einigermaßen neu. Dort wür
den sie mich als letztes vermuten. Haben Sie was Bestimmtes im Auge?«
»Den Lake District.«
»Da soll es um diese Jahreszeit
wunderschön sein.« Barry schenkte sich einen neuen Cognac
ein. »Aber jetzt sollten wir Nägel mit Köpfen
machen.«
Der Russe öffnete seine
Aktenmappe und holte eine Kollek tion von Karten heraus. »Es ist
furchtbar einfach. Was die Bodentruppen betrifft, sind wir in Europa
eindeutig überlegen, vor allem weil wir im Konfliktfall mindestens
viertausend Panzer mehr ins Feld schicken könnten als die
NATO.«
»Und?«
»Die Westdeutschen haben eine
ziemlich sensationelle Waffe entwickelt. Leicht genug, um von jeder
Infanterieeinheit mitgeführt zu werden. Wenn das Ding abgefeuert
worden ist, entläßt es zwölf Raketen gleichzeitig. Sie
sind winzig, aber sehr wirksam. Natürlich hitzegesteuert. Eine
einzige genügt, um unseren stärksten Panzer außer
Gefecht zu setzen.«
»Alle Achtung«, sagte
Barry. »Man fragt sich, warum sie den Krieg verloren haben. Was
werden sie sich als nächstes einfal len lassen?«
»Wir haben alles versucht, um uns eine zu beschaffen, aber es ist uns bisher noch nicht gelungen. Wir müssen eine haben, Frank.«
»Welche Rolle habt ihr mir zugedacht?«
Romanoff fing an, die Karten
auseinanderzufalten. »Ich habe heute einen Bericht bekommen. Die
Deutschen wollen den Briten und anderen ihre neue Waffe auf dem
Raketenversuchs gelände der Army bei Wastwater im Lake District
vorführen, nächsten Donnerstag. Eine deutsche Gruppe bringt
Mittwoch eine hin. Ein Offizier und sechs Mann. In Brisingham, nur
dreißig Kilometer vom Versuchsgelände entfernt, ist ein
stillgelegter Flugplatz der RAF. Sie werden dort landen und den Rest
des Wegs mit einem Laster fahren.«
»Interessant.« Barry studierte eine der Karten, die auf dem Tisch lagen.
»Wenn Sie das für mich machen, sind Sie um eine halbe Million reicher, Frank.«
Barry schien ihn nicht gehört zu
haben. »Ich brauche aber Unterstützung. Jemanden, auf den
ich mich verlassen kann, was die allgemeinen Dinge betrifft. Am besten
einen kleinen Unterweltler, der gründlich arbeitet. Könnten
Ihre Leute in London das arrangieren?«
»Das und alles andere, Frank.«
»Und mehr Karten. Britische
Generalkarten. Ich möchte das Gebiet so gut kennen wie meine
Westentasche.«
»Ich
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