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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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von seiner Wohnung
    am Cavendish Square aus; so auch jetzt. Er
saß gerade am Kamin, trank Tee und toastete mit einer langen
Messinggabel Sauerteigfladen über den Flammen, als Kim die
Tür öffnete und Harry Fox ins Zimmer führte.
      »Da sind Sie ja, Harry. Haben Sie alles mitgebracht, was ich haben wollte?«
      »Ja, Sir, auch noch den unbedeutendsten Wisch aus der Akte Frank Barry.«
      Fox war 30, ein schlanker,
gutgekleideter junger Mann mit einer Krawatte in den Farben des zweiten
GardeKavallerieregiments, wo er bis vor zwei Jahren als Captain gedient
hatte. Der glatte Lederhandschuh über der Prothese an seinem
linken Arm verbarg die Tatsache, daß er jene Hand bei einer
Bombenexplosion während seiner dritten Stationierung in Belfast
verloren hatte. Er war seit gut einem Jahr Fergusons Assistent.
      »Was suchen wir eigentlich, Sir?«
      »Ich bin nicht sicher. Jack
Corder war der dritte Mann, den ich auf Frank Barry angesetzt hatte,
und zwei der drei endeten in einem Sarg. Wir müssen uns langsam
was anderes einfallen lassen, das ist alles, was ich mit Sicherheit
weiß.«
      »Sie haben recht, Sir. Ein
Gauner läßt sich nur von einem anderen Gauner reinlegen,
nehme ich an.«
      Ferguson, der gerade einen weiteren
Fladen auf die Gabel spießen wollte, hielt inne. »Was haben
Sie gesagt?«
      »Jack Grand von der Special
Branch erzählte mir neulich, daß sie einen von ihren
Männern ins Gefängnis von Parkhurst gesteckt haben, damit er
den Strafgefangenen spielt. Schon nach zwei Tagen fielen die anderen
über ihn her und richteten ihn übel zu. Ich nehme an, in
Wahrheit können die meisten Gauner einen Spitzel schon auf einen
Kilometer riechen. Bei Frank Barry wird es ganz ähnlich sein. Wen
Sie auch in seiner Umgebung einschleusen, er wird fast immer wittern,
daß etwas
    faul ist.«
      »Sie könnten recht
haben«, sagte Ferguson. »Fangen Sie an, diese Papiere zu
lesen, aber bitte laut.«
      Sie arbeiteten sechs Stunden, und nur
Kim unterbrach sie dann und wann, um frischen Tee oder Kaffee zu
bringen. Es dunkelte bereits, als Ferguson aufstand und sich reckte und
zum Fenster zeigte.
      »Ich wüßte zu gern, wo der Halunke jetzt ist.«
      Fox sagte: »Das Fotomaterial
über ihn ist nicht gerade üppig, Sir. Seit 1972 kein einziges
Bild mehr. Das neueste scheint diese Aufnahme aus Paris-Match zu
sein. Der Artikel ist von einer Frau, von 1972. Sie hat anscheinend
auch die Bilder gemacht. Wer sind die anderen beiden? Devlin, nicht
wahr? Liam Devlin und Martin Brosnan.«
      Überraschend schnell für
einen Mann seines Umfangs durchquerte Ferguson das Zimmer und nahm Fox
den Zei tungsausschnitt ab. »Mein Gott, Liam Devlin … und
Brosnan. Ich hatte ganz vergessen, daß sie mal was mit Barry zu
tun hatten, es ist so lange her.«
      »Wer waren sie eigentlich, Sir?«
      »Oh, zwei Anachronismen aus den
frühen Tagen der irischen Unruhen. Vor den schlimmsten
Bombenanschlägen und Mor den. Sie gehörten zu den
Männern, die dachten, es sei noch
    1921 und Michael Collins trage die irische
Flagge. Tapfere Widerstandskämpfer, die sich gegen das britische
Empire erhoben. Fliegende Kolonnen, nächtliche Kommandounter
nehmen.«
      »Ich glaube, ich hab den ›Film‹ früher mal gesehen, Sir«, sagte Fox.
      »Es gab da einen gewissen Sean
McEoin, er führte eine flie gende Kolonne und wurde später
General der Armee des Freistaats. 1921 wurde er in einem Bauernhaus bei
seinem eigenen Dorf von britischen Truppen umzingelt. Es waren Frauen
und Kinder im Haus, so daß er mit einer Pistole in jeder Hand
hinauslief und sich einen Weg durch den Kordon schoß. Devlin und
Brosnan gehörten zur selben Sorte von Irren wie McEoin.«
      »Ich kann nicht behaupten,
daß mir während meiner Zeit in Ulster so jemand begegnet
ist«, sagte Fox ironisch.
      »Mag sein, aber man sollte
trotzdem nicht vergessen, daß die IRA aus den verschiedensten
Charakteren besteht, genau wie die britische Armee und jede andere
Institution auch. Aber ich glaube, wir machen jetzt Schluß
für heute. Ich brauche ein bißchen Zeit zum
Nachdenken.«
      Fox ging. Ferguson schenkte sich
einen Brandy ein, trat ans Fenster und schaute auf den Platz hinunter,
dachte voll Bedau ern an Jack Corder und die anderen, die er auf Barry
angesetzt hatte.
      »Irgendwo«, sagte er
leise vor sich hin, »ist nun dieser Scheißkerl und lacht
immer noch über mich.«

    Barry tat in diesem Augenblick ungefähr das
gleiche wie

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