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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Savary.
»Würde weniger nicht auch genügen?«
      Lebel holte eine Schachtel Gauloises
aus der Tasche und bot ihnen an. »Ich glaube nicht. Der
Teufelsstrudel ist nämlich nicht nur eine Strömung,
wie die meisten Leute glauben. In Wirklichkeit sind es zwei. Wenn man
auf der Oberfläche bleibt, wird man bei den Felsen von St. Denis
fünfzehn Kilo meter weiter die Küste hoch angetrieben, und
wenn da alle paar Wochen eine Leiche ankommt, kriegen es die alten
Damen, die ihren Hund Gassi führen, mit der Angst. Wenn die Leiche
aber dreißig Faden tief sinkt, wird sie von der Strömung ins
Meer getrieben. Es kommt also auf das Gewicht an. Aber wie dem auch
sei, bringen wir es hinter uns.«
      Brosnan und Savary schleppten den
Toten zum Rand der Klippen. Dort blieben sie stehen, und Savary
wiederholte: »Ich sage euch, er sollte einen Priester haben. Das
ist nicht richtig.«
      In Lebel erwachte der fromme
Katholik, und er nahm die Mütze ab und sagte: »Meinetwegen.
Herr, in Deine Hände legen wir den Geist von Nr. 67824, Jean
Bouvier. Er hat nicht viel von diesem Leben gehabt. Vielleicht kannst
Du im näch sten etwas mehr für ihn tun.« Er setzte die
Mütze wieder auf. »Also, hinein mit ihm.«
      Brosnan und Savary schwangen den Sack
ein paarmal hin und her und ließen dann los. Die Leiche drehte
sich einmal der Länge nach in der Luft, tauchte dann in den
weißen Gischt und verschwand. Sie standen da und starrten ins
Wasser.
      Savary flüsterte: »Der
einzige Weg, der für mich von diesem verdammten Felsen führt.
Ich werde hier sterben, Martin.«
      In seiner Stimme lag Mutlosigkeit, grenzenlose Verzweif
    lung, und Brosnan legte ihm die Hand auf die Schulter. »Viel leicht … vielleicht aber auch nicht.«
      Savary drehte sich um und sah ihn
stirnrunzelnd an. Lebel machte die Tür zu, schloß ab und
knipste das Licht aus. »Ge hen wir«, sagte er, und sie
folgten ihm, die Köpfe gegen den Regen stemmend, die schmale
Straße hinunter.

    Um sechs Uhr morgens frühstückten
Ferguson und Harry Fox in einer Fernfahrerkneipe an der A40
außerhalb von Chelten ham. Die Spiegeleier mit Speck waren die
besten, an die Fox sich seit der Offiziersmesse der Combermere-Kaserne
in Windsor erinnern konnte. Ferguson war offensichtlich genauso
beeindruckt.
      »Und Devlin, Sir?«
      »Bemerkenswerter Mann.
Muß jetzt einundsechzig sein. Stammt aus Ulster, ich glaube, aus
dem County Down. Sein Vater wurde 1921 beim englisch-irischen Krieg
hingerichtet, weil er in einer fliegenden Kolonne gedient hatte. Von
Jesuiten erzogen, studierte am Trinity College englische Literatur,
Examen mit Auszeichnung. In den dreißiger Jahren Wissen
schaftler, Schriftsteller, Dichter und gefährlicher
IRA-Schütze. Ging 1936 nach Spanien. Kämpfte in der
Washington Brigade gegen Franco. Wurde von italienischen Truppen
gefangenge nommen und saß bis 1940 in Spanien im Gefängnis,
dann befreite ihn die deutsche Abwehr und brachte ihn nach Berlin, um
zu sehen, ob er ihr nützlich sein könnte.«
      »Konnte er?«
      »Für sie war er ein
Risiko. Viel zu antifaschistisch. Die Irlandabteilung der Abwehr setzte
ihn trotzdem einmal ein. Sie hatten einen Agenten nach Irland
geschickt, einen gewissen Hauptmann Goertz. Als der in der Klemme
saß, ließen sie Devlin mit dem Fallschirm abspringen, um
ihn rauszuholen. Goertz wurde aber erwischt, und Devlin war mehrere
Monate auf der Flucht, ehe er es schaffte, über Portugal wieder
nach Berlin zu kommen. Von da an kam er für Irland nicht mehr in
Frage, was die Abwehr betraf, und nahm deshalb wohl oder übel
einen Lehrauftrag als Dozent an der Universität Berlin an. Bis zum
Herbst 1943.« Ferguson langte nach der Marmelade. »Sie ist
wirklich ausgezeichnet. Ich denke, ich werde fragen, ob man mir ein
Glas verkauft.«
      »Bis zum Herbst 1943«, sagte Fox geduldig.
      »Was wissen Sie über den
Anschlag, den die Deutschen im November jenes Jahres auf Churchill
verübten, Harry?«
      Fox lachte auf. »Hören Sie, Sir, das sind doch Altweiberge
    schichten.« Dann, während er Fergusons
Gesicht beobachtete, hörte er plötzlich auf zu lachen.
»Oder etwa nicht?«
      »Nun, nehmen wir mal an, es ist
nur eine gute Story. Sie ginge ungefähr so: Devlin, der sich an
der Universität Berlin zu Tode langweilt, wird zur Abwehr zitiert,
und man bietet ihm einen Job an. Er soll nach Irland gebracht werden,
sich von dort nach Norfolk durchschlagen und als Verbindungsmann
zwischen der erfolgreichsten

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