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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und ich könnte draußen sein.
Ich bin vor drei Jahren darauf ge kommen.«
      Savary erbleichte plötzlich und setzte sich auf. »Warum hast du es dann nie versucht?«
      »Weil es nicht viel bringen
würde. Ich säße immer noch auf dem Felsen und
könnte nicht weiter.«
      Auf der steilen Treppe am anderen
Ende der Galerie erklan gen Schritte, und Brosnan machte die Tür
schnell zu und verschloß sie mit Hilfe des Löffels, ehe er
sich wieder hinlegte. Die Schritte hielten vor der Tür, ein
Schlüssel drehte sich im Schloß, und es wurde geöffnet.
Der uniformierte Wärter, der in die Zelle schaute, war ein
gutmütig aussehender Mann namens Lebel mit einem dichten
Zapata-Schnauzbart. Er trug Ölzeug.
      »Los, ihr beide, ich brauche eure Hilfe.«
      »Und was haben wir getan, um diese Ehre zu verdienen, Pierre?« fragte Savary.
      »Wenn ich leide, leidet ihr
mit. Ihr wißt doch, daß ich euch mag«, sagte Lebel,
als sie an ihm vorbei auf die Galerie traten. »Die
Arschlöcher haben mir eben den Bestattungsplan gege ben, und ihr
kennt ja die Vorschriften. Wenn sie das letztemal schwimmen gehen,
muß es nachts sein.«
      Sie blieben stehen, und Lebel
schloß die Tür in dem großen Raumteiler aus Stahldraht
am Ende der Galerie auf. Brosnan spähte durch den Draht in den
Hauptgang unter ihnen.
      »Wer ist denn gestorben?« fragte Savary.
      Lebel warf einen Blick auf das Blatt
Papier in seiner Hand. »Nr. 67824, Bouvier. Hat
zweiunddreißig Jahre gebrummt. Darmkrebs.«
      Die Information war ernüchternd
genug, um jedes weitere Gespräch zu unterbinden, während sie
zum Gang hinunterstie gen und zum Tor schritten. Die darin eingelassene
Tür wurde von einem anderen Beamten aufgeschlossen. Sie
durchquerten den Hof und gingen die Stufen zur Leichenhalle hoch. Es
war ein primitiver Raum mit weißgetünchten Wänden, der
von einer nackten Glühbirne beleuchtet wurde. Einige blankge
scheuerte Holzbänke waren hintereinander aufgereiht. Auf einer
davon wartete die in einem Segeltuchsack steckende Leiche. Ein alter
Strafgefangener mit gebeugten Schultern, der einen viel zu großen
Overall trug, bearbeitete den Fußboden mit Karbol. Er hielt inne
und stützte sich auf seinen Schrubber.
      »Alles fertig.«
      Brosnan kannte die Sache, er hatte
diese Arbeit schon viele Maie getan. Er holte die Schubkarre, die an
einer Wand stand, und packte die Leiche darauf.
      »Gut«, sagte Lebel. »Gehen wir.«
      »Und der Pfarrer?« fragte Savary, als sie die Karre die Stufen hinuntermanövrierten.
      »Er hat gesagt, er will keinen. War Atheist.«
      Savary war entsetzt. »Zum
Teufel, jedermann hat das Recht auf einen Priester, wenn er die letzte
Reise antritt.« Er blickte Brosnan schnell von der Seite an.
»Du wirst dafür sorgen, wenn es bei mir so weit ist.«
      »Du stirbst noch nicht, du alter Halunke«, sagte Brosnan. »Du wirst ewig leben.«
      Der Wachhabende am Tor kam aus seinem
Häuschen, um zu öffnen, und sie gingen hinaus und folgten der
Straße, aber nicht nach unten zum Hafen, sondern bergan, wo sie
nach links bog. Es war Schwerarbeit, die Karre den Berg hoch zu
schieben. Schließlich erreichten sie ein kleines Plateau
unmittelbar an der Steilküste.
      Die Nacht war mondlos. Der Fels fiel
senkrecht ab, fast 15 Meter. Dort unten mußten starke Wellen
gehen, das Wasser brach sich, Gischt erfüllte die Luft, und
Brosnan fühlte Salz auf seinen Lippen, das ihm wie der Geschmack
der Freiheit vor kam.
      Lebel knipste hinter ihnen eine Lampe
über einer hölzernen Tür an und schloß die
Tür auf. »Los, wir müssen ihm die Gewichte
umbinden.«
      Der Raum war klein, und in der Mitte
stand ein Holztisch, auf den Brosnan und Savary den Leichnam legten. An
einer Wand hingen Ölzeug und orangefarbene Rettungswesten. Am
meisten fielen jedoch die schweren Stahlketten ins Auge, die auf dem
Fußboden zusammengerollt waren. Jede hatte ein anderes Gewicht,
das auf einem Brett an der Wand dahinter angegeben war.
      Lebel studierte sein Dokument.
»Er hat siebenundvierzigein halb Kilo gewogen, als er starb. Das
geht also nicht. So wird er auf dem Wasser schwimmen wie ein
Korken.« Er wandte sich zu einem Blatt Papier, das an die Wand
geheftet war.
      Brosnan nahm eine Kette von dem
betreffenden Stapel, und sie steckten sie durch die Ösen, die zu
diesem Zweck am Leichensack angenäht waren.
      »Ich hab mich schon oft
gefragt, warum wir immer soviel Gewicht nehmen«, bemerkte

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