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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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langsam interessiert. Ich möchte unbedingt wissen,
worum es geht. Auf dem Tisch steht Old Bushmills, bedienen Sie
sich.«
      Er lächelte und trat in die Diele hinaus.

    Morecambe, ein Seebad an der Küste von
Lancashire, im Süden des Lake Districts, ist ein ruhiger Ort, der
selbst in der Saison fast nur ältere Leute anlockt. Dort ist nicht
viel los. Ein unfreundlicher Zeitgenosse hat einmal gesagt, die Toten
würden in Morecambe nicht beerdigt, sondern in die überdach
ten Bushaltestellen gesetzt, damit das Städtchen lebendiger wirke.
      Frank Barry fand es ganz angenehm. An
der Uferpromenade waren kaum Menschen, was im November nicht
verwunderlich war, aber er hatte schon immer eine Schwäche
für Seebäder außerhalb der Saison gehabt, die
Cafés und Geschäfte, die den Winter über geschlossen
waren, die menschenleeren Trottoirs. Er ging auf die Mole hinaus, kam
sich sonderbar beschwingt vor, blieb am Geländer stehen und atmete
die gute salzige Luft ein. Das dunkle Wasser der Bucht von Morecambe
wurde vom Wind zu weißen Schaumkronen aufgepeitscht, und im
Norden konnte er hinter dem Dunst die Berge des Lake Districts als
verschwommene Linien am Horizont ausmachen.
      Er steckte sich eine Zigarette an und
wartete. Nach einer Weile hörte er Schritte, die auf den Bohlen
hinter ihm dumpf widerhallten. Der Mann, der sich rechts neben ihm ans
Gelän der lehnte, trug einen dunklen Regenmantel und hatte einen
Hut auf. Er war um die 30, hatte ein intelligentes junges Ge sicht und
wischte ein bißchen nervös mit einem Taschentuch die
Regentropfen von seiner Stahlbrille.
      Barry wandte sich ihm zu und
lächelte. »Bei solch einem Wetter kann eine Brille zum
Problem werden.«
      Der junge Mann nickte, stellte die
Aktentasche, die er trug, auf die Erde und wischte die Brille noch
einmal ab. »Das stimmt, Mr. Barry. Vor ein paar Jahren habe ich
es mit Kon taktlinsen versucht, aber ich war leider allergisch
dagegen.« Sein Englisch war ausgezeichnet und hatte nur die Spur
eines Akzents.
      »Sie haben was für mich?«
      Der junge Mann stieß mit dem Fuß an die Aktentasche. »Al
    les, was Sie haben wollten.«
      »Wie erfreulich«, sagte Barry. »Wann bekommt man im Leben schon alles, was man haben will?«
      »Ich habe auch eine V-Adresse
in London beigefügt, über die Sie mich notfalls erreichen
können. Lernen Sie sie bitte aus wendig und vernichten Sie sie
dann.«
      Barry nahm die Aktentasche hoch und
grinste. »Mein Sohn, ich hab diesen Beruf schon ausgeübt,
als Sie noch an der Brust Ihrer Mutter hingen.«
      Er wandte sich ab und ging, und seine
Schritte hallten auf der Mole wider. Der junge Mann blieb stehen, wo er
war. Er verließ seinen Platz am Geländer erst, als die
Schritte verklun gen waren.

    Barry hatte im Flughafen von Manchester einen
Mietwagen genommen, einen Ford-Cortina, mit dem er nun, 20 Minuten nach
dem Treff mit seinem KGB-Kontaktmann in Morecambe, durch Lancaster
fuhr, auf die M6 einbog und in nördlicher Richtung zum Lake
District weiterbrauste. Er fuhr etwa 15 oder 20 Kilometer, bog dann auf
einen günstig gelegenen Parkplatz, stellte den Motor ab und
öffnete die Aktentasche.
      Wie der junge Mann gesagt hatte,
enthielt sie alles, was er brauchte. Die Adresse seines Kontaktmannes
in einem Nest namens Marsh End, südlich von Ravenglass an der
Küste von Cumberland, sehr günstig für das
Versuchsgelände in Wastwa ter. Einzelheiten für den Treff
Donnerstagnacht – dafür hatten sie einen Hochseetrawler von
der in den nördlichen Gewässern arbeitenden sowjetischen
Fischfangflotte bereitgestellt. Und natürlich die Nummer, unter
der der Mann in London zu erreichen war. Die Pistole, eine tschechische
Ceska vom Kaliber 7,5 Millimeter, war interessanterweise mit einem
Schalldämpfer versehen. Außerdem fand er mehrere Magazine
Munition und 50 000 Pfund in sauber banderolierten Zwanzig
pfund-Noten-Bündeln.
      »Sieh mal einer an … Was
für ein hübsches kleines Ding«, sagte Barry leise vor
sich hin und wog die Ceska in der Hand.
      Er steckte sie in die Tasche seines
Regenmantels. Er klappte die Aktentasche zu und legte sie auf den
Beifahrersitz. Er legte die maschinegeschriebene Liste darauf und fuhr
weiter. Dann und wann warf er einen Blick auf die Liste und lernte den
Inhalt Zeile für Zeile auswendig. Eine Stunde später
verließ er die M6 in Levens Bridge und hielt vor einem Gasthaus
an der Straße. Er ging auf die Herrentoilette, schloß sich
in einer

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