Die Teufelsrose
nur einen Funken Grips hat. Man hat mich gegen meinen
Willen hierher verschleppt, von einem souveränen Staat in einen
anderen – britische Truppen haben mich entführt und von der
Republik Irland nach Ulster gebracht. Ich weiß, daß
zwischen unseren beiden schönen Ländern neuerdings nicht
alles zum besten steht, aber wenn Sie glauben, das britische Kabinett
möchte mit dieser Affäre Staub bis hin zu den Vereinten
Nationen aufwir beln, haben Sie den Verstand verloren.«
Er hatte recht. Er wußte es,
sie auch. Harry Fox faßte es in Worte: »Irgendwie logisch.
Verdammt logisch, Sir. Gegen seinen Willen können wir nichts
machen. Wenn er nicht mitspielt, werden wir ihn zurückschicken
müssen.«
»Seien Sie kein Narr, Harry. Das hab ich die ganze Zeit ge wußt«, erklärte Ferguson ihm.
»Aha«, sagte Devlin. »Dann schießen Sie mal los.«
Ferguson sagte ruhig: »Wann haben Sie Brosnan das letzte
mal gesehen?«
Devlins Augen blickten wachsam. »Martin? Vor vier Jah ren.«
»Das stimmt, im Februar 1975,
als Sie ihn nach Frankreich schickten. Seitdem hat er seinen festen
Wohnsitz in einer sehr unangenehmen Einrichtung namens Belle-Ile, vor
der französi schen Mittelmeerküste. Sie haben vielleicht
schon mal davon
gehört.«
»Eine Vorstufe zur Hölle, wie man sagt«, antwortete Devlin.
»Nicht schlecht
ausgedrückt, und er soll sein Leben lang dort bleiben. Eine
Einrichtung, die sich etwas darauf zugute tut, daß noch nie
jemand von dort entkommen ist, genau wie Alcatraz.«
»Aha.«
»Wenn ich ihn nun rausholen könnte?«
Devlin runzelte die Stirn. »Wie wollen Sie das machen?«
»Irgendein Deal mit den französischen Behörden.«
»Aber warum sollten Sie es tun? Warum sollten Sie die Mü
he auf sich nehmen?«
»Frank Barry.«
Devlins Gesicht spiegelte totale Verblüffung. »Frank Bar
ry?« sagte er. »Was, um Christi willen, hat der damit zu tun?«
»Nun, wenn Sie Ihr irisches
Mundwerk eine Viertelstunde lang halten können, werde ich es Ihnen
sagen.«
Devlin ging im Zimmer auf und ab, und
der Rauch der in seinem Mundwinkel hängenden Zigarette stieg zur
Decke. »Na gut«, sagte er, »Frank Barry ist ein
genialer Halunke, das will ich nicht leugnen, ebensowenig wie meine
persönliche Abnei gung gegen ihn. Er glaubt an das, was manche
Leute nackte Gewalt nennen; klingt nicht übel, aber letztlich
bedeutet es, daß man jeden umbringen kann, der einem im Weg
steht. Wenn das unschuldige Frauen und Kinder einschließt, will
ich nichts damit zu tun haben. Aber er ist der Pfahl in Ihrem Fleisch,
und es ist Ihre Sache, ihn ans Kreuz zu nageln. Es ist nicht Bros nans
Aufgabe, und meine noch viel weniger.«
»Frank Barry kämpft gegen die ganze Welt, Mr. Devlin«, sagte Harry Fox.
Devlin lachte. »Sie können
mit Worten umgehen, Captain. Haben Sie zufällig ein bißchen
irisches Blut?«
»Seien Sie vernünftig,
Devlin«, sagte Ferguson. »Barry hat Ihrer Sache nie richtig
gedient, das müssen Sie zugeben. Er hat mehr als jeder andere dazu
beigetragen, Ihr Ansehen zu unter graben, und zwar noch ehe er sich an
dem MountbattenAnschlag beteiligte. Was die öffentliche Meinung in
der Welt betraf, war das einer der größten Schläge, den
die IRA einstek ken mußte.«
»Da stimme ich Ihnen zu«,
sagte Devlin. »Aber in einem irren Sie sich. Es ist nicht mehr
meine Sache.«
Fox war wie vom Donner gerührt. »Ist das Ihr Ernst?«
Devlin nickte. »Oh, ich bin
immer noch hundertprozentig für ein vereinigtes Irland, aber zehn
Jahre haben mir gereicht. Zu viele Tote, Captain. Ein verdammtes
Schlachthaus, und was haben wir dafür vorzuweisen? Ich glaube,
offen gesagt, Martin Brosnan wird der gleichen Meinung sein.«
»Fragen Sie ihn«, sagte
Ferguson. »Fahren Sie hin und reden Sie mit ihm, das ist alles,
worum ich Sie bitte.«
»Und wie kann das arrangiert werden?«
Ferguson nickte Harry Fox zu, und
dieser klappte eine Akte auf und holte einen britischen Reisepaß
heraus, den er über den Schreibtisch schob. Devlin nahm ihn. Er
war auf den Namen Charles Gorman ausgestellt, und als er ihn
öffnete, sah er sein eigenes Bild.
»Wer soll dieser Charles Gorman sein?«
»Ein bekannter Anwalt. Kanzlei in Lincoln's Inn. Will Bros
nan besuchen, um juristische Fragen zu
erörtern, die mit dem Familienunternehmen zusammenhängen. Und
die Möglichkeit eines Gnadengesuchs.«
Devlin
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