Die Teufelsrose
Zelle ein, zündete eine Zigarette an und hielt die
Feuerzeugflamme an die Liste. Er ließ sie erst in die
Klosettschüssel fallen, als sie sich in dunkle Asche verwandelt
hatte. Er betätigte die Spü lung. Dann ging er hinaus, stieg
wieder in den Wagen und nahm, leise zwischen den Zähnen pfeifend,
die Straße, die nach Broughton-in-Furness und zur Küste von
Cumberland führte. Kim öffnete die Tür von Fergusons
Wohnzimmer und ließ Tony Villiers und Liam Devlin eintreten.
Ferguson saß an seinem Schreibtisch, Harry Fox stand neben ihm.
Ferguson blickte auf, blinzelte die beiden Männer über die
Ränder seiner Halbmondbrille an, nahm die Brille dann langsam ab.
Tony Villiers hatte sich seinen kurzen Mantel um die Schul
tern gehängt. Darunter war ein dicker
Verband, und der linke Arm hing in einer Schlinge. Sein Gesicht war
weiß und er schöpft, gezeichnet von den Schmerzen, die er
trotz der Injek tion hatte. Seine Wunde war in der
Militärabteilung des Musgrave Park Hospital in Belfast versorgt
worden.
»Professor Devlin, Sir. Wie befohlen«, sagte er.
»Na, Sie alter Halunke«,
sagte Devlin liebenswürdig. »Der Mann, den Sie mir geschickt
haben, ist viel zu gut für Sie.«
Ferguson stand auf. »Sie
sollten im Krankenhaus liegen, Captain. Das ist ein Befehl. Bringen Sie
ihn sofort hin, Harry. Sie können meinen Wagen nehmen.«
Villiers schwankte, und Devlin sprang
schnell zu ihm und hielt ihn fest. »Sie brauchen Ruhe, mein
Junge, Sie haben mehr als genug geleistet.«
Villiers brachte ein Lächeln
zustande. »Verdammt, Profes sor, aber ich mag Sie. Es klingt
vielleicht seltsam in Anbetracht der Situation, aber es stimmt.«
»Sie sind auch nicht
übel«, antwortete Devlin. »Ich bin nur nicht sehr
glücklich über die Uniform … der Mann darin
gefällt mir jedenfalls.«
Harry Fox hatte Villiers am Ellbogen angefaßt. »Können wir?«
Er machte die Tür auf, und
Villiers drehte sich um. »Nur noch eins, Professor. Sie
hätten mich töten können und haben es nicht getan. Warum
nicht?«
»Weil es eine unsinnige
Verschwendung gewesen wäre«, sagte Devlin, und die blauen
Augen wirkten plötzlich glanzlos. »Und wir haben schon genug
Menschenleben verschwendet.« Villiers sah ihn stirnrunzelnd an,
und Devlin lachte. »Am besten, Sie gehen jetzt, mein Junge, sonst
korrumpiere ich Sie noch.«
Die Tür schloß sich hinter
ihnen, und Devlin wandte sich um, löste den Gürtel seines
dunklen Regenmantels und sah Fergu son an. »Da wären wir
also.«
»In der Tat, da wären wir.«
»Besteht zufällig die Möglichkeit, eine Tasse Tee zu be
kommen? Was glauben Sie? Es war eine anstrengende Reise.«
Ferguson lächelte und drückte auf eine Taste der Sprechanla
ge. »Bitte Tee, Kim. Für mich wie
üblich und eine Kanne extra stark, irisch.« Er drehte sich
wieder zu Devlin. »Zufrieden?«
»Wenn der Löffel darin stehenbleibt, ja.«
Er nahm eine Zigarette aus einer Dose
auf Fergusons Schreibtisch, zündete sie an und setzte sich in
einen der Sessel am Kamin. »Sie scheinen bei DI5 nicht schlecht
zu verdienen.«
Die Tür wurde geöffnet, und Kim kam mit dem Tee auf ei
nem silbernen Tablett. Harry Fox folgte ihm.
»Ich habe ihn mit dem Bentley zur Sonderstation im Melbury House
gebracht, Sir. Ich habe vorher Colonel Jackson angerufen und ihm
gesagt, daß er unterwegs ist.«
»Gut«, sagte Ferguson.
»Wir müssen dafür sorgen, daß er die beste
Behandlung kriegt.«
Kim zog sich zurück, und Devlin schenkte sich Tee ein. »Und wen haben wir da?«
»Captain Fox ist mein persönlicher Assistent«, sagte Fergu son.
Devlin registrierte den Handschuh mit
der Prothese. »Nicht viel Sympathie für Leute wie mich,
stelle ich mir vor.«
»Eigentlich nicht«, sagte Fox.
»Sehr gut, Junge. So wissen wir, wo wir stehen.«
Eine Weile sagte keiner der drei etwas. Dann stand Ferguson
auf und sah aus dem Fenster auf den Platz
hinunter. »Sie sitzen in der Tinte, Devlin, das ist Ihnen doch
klar? Die Verbrechen, die Ihnen zur Last gelegt werden, würden
Ihnen mindestens zwanzig Jahre einbringen, wenn nicht
lebenslänglich. Wie gefällt Ihnen die Vorstellung,
demnächst im Old Bailey zu stehen?«
Devlin lachte auf. »Sie
können vielleicht Ihrer Großmutter angst machen, Brigadier,
aber nicht mir. Ich werde nicht im Old Bailey oder irgendwo anders
stehen. Sie wissen es, ich weiß es, und der Knabe hier weiß
es auch, wenn er
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