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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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goldenen Buchstaben Henry Salter – Begräbnisinstitut. Erd- und Feuer bestattungen.
      Barry fuhr den Weg hinauf und parkte den Cortina an den Stufen zur Haustür. Als er ausstieg, kam ein Mädchen aus dem Wirtschaftshof rechts, blieb stehen und sah ihn an. Sie trug Gummistiefel, einen alten Regenmantel, ein Kopftuch und hielt in jeder Hand einen Eimer. Ihr Gesicht wirkte friedlich, und das abendliche Licht gab ihm etwas unsagbar Schönes.
      »Ist Mr. Salter da?« fragte Barry.
      Sie sprach mit einem unverkennbaren Cumberland-Akzent. »Ich sehe nach, Sir. Heute ist Sonntag, und dann ist meist niemand da. Wer sind Sie?«
      »Sinclair«, antwortete Barry fröhlich. »Maurice Sinclair. Ich nehme an, er erwartet mich.«
      »Ich sehe gleich nach, ja?« Sie ging die Stufen hoch, und Barry folgte ihr.

    In dem Einbalsamierraum war es sehr still. Henry Salter, der eine blutbeschmierte Gummischürze trug, arbeitete allein. Er nahm gerade die Eingeweide einer jungen Frau heraus. Die Tür wurde geöffnet, und das Mädchen trat ein. Sie hatte ihr Kopf tuch abgebunden, so daß die zerzausten schwarzen Haare zu sehen waren, und das alte Baumwollkleid, das sie anhatte, war eine Nummer zu klein; an mehreren Stellen platzten die Nähte auf.
      Salter sagte: »Ich hab dir doch schon oft gesagt, du sollst mich nicht bei der Arbeit stören, Jenny.«
      »Ein Herr will Sie sprechen, Sir. Ein Mr. Sinclair. Er wartet unten.«
      Salter hielt inne und blickte sie scharf an. »Ach ja, Mr. Sin clair. Er wird hier schlafen, bezieh also das Bett im Gästezim mer. Dann kannst du ihm was zu essen machen.«
      »Ja, Sir«, sagte sie mit ihrer sonderbar leblosen Stimme und blickte auf die Leiche hinunter. »Sie war sehr schön.«
      »Ich weiß, Jenny, aber zuletzt sehen wir alle so aus. Jetzt sei brav und kümmer dich um das Gästezimmer.«
      Sie ging hinaus, und Salter hob die Leiche vom Tisch und legte sie in ein großes Steinbecken mit Formaldehyd. Sie sank ein Stück unter die Oberfläche, schwamm dann wenige Zenti meter über dem Grund. Die Haare umspielten gespenstisch den Kopf. Salter zog seine Gummihandschuhe aus, band sich die Schürze ab, ging nach nebenan in den Waschraum und fing an, sich zu säubern.
      Anschließend zog er eine dunkle Alpakajacke an und zupfte seine schwarze Krawatte zurecht. Sein eisgraues Haar, das eingefallene Gesicht, die randlose Brille gaben ihm genau das Aussehen, das die Öffentlichkeit seiner Ansicht nach von einem Leichenbestatter erwarten durfte. Der Tod war ein ernstes Geschäft, und niemand glaubte das mehr als Salter selbst. Sicher hatte das feierliche und langweilige Gesicht, das ihm aus dem Spiegel entgegensah, jetzt nichts mehr, das ihn mit dem zweitklassigen Dieb verband, der als junger Mann drei Gefängnisstrafen verbüßt hatte, ehe er dann mit den wirklichen Fakten des Lebens ins reine kam.
      Während er den Flur entlangging, dachte er an seinen Besu cher. Er hatte den Job einfach nicht ablehnen können. Die 10
    000 Pfund, von denen sie sprachen, würden ihm sehr zupaß kommen. Erst letzte Woche hatte er den neuen Ofen in der Einäscherungshalle installieren lassen. Er schaffte alle 15 Minuten eine Leiche, während der alte so unzulänglich gewe sen war, daß man den Schädel und die Beckenknochen hinter her zerstampfen mußte.
      Ein anderer Grund, weshalb er den Job nicht hätte ablehnen können – selbst wenn er gewollt hätte –, lag in der Person der Auftraggeber, Leute aus der Londoner Unterwelt, mit denen er schon mehrfach zusammengearbeitet hatte. Die Küste bei Marsh End war ein einsamer, trostloser Landstrich, ideal für schnelle Boote, die nachts kurz anlegten und dann wieder verschwanden, und Salter hatte bei so mancher Drogensendung für London als Zwischenstation gedient. Wenn man so etwas einmal gemacht hatte, konnte man nie wieder nein sagen.
      Er ging die Treppe hinunter und sah Frank Barry an dem kleinen Empfangstresen stehen. »Mr. Sinclair?« fragte er und streckte die Hand aus. »Henry Salter. Wir gehen am besten in mein Wohnzimmer. Da ist es gemütlicher.«
      Barry folgte ihm durch eine schmale Diele, und Salter mach te eine Tür auf und führte ihn in einen Raum, der mit viktoria nischen Möbeln vollgestellt war. Die Wände waren mit dunkelgrünem Damast ausgeschlagen, und vor den Fenstern hingen weinrote Samtvorhänge. Salter stocherte mit einem Schüreisen aus Messing im Feuer.
      »Möchten Sie einen Drink?«
      »Noch

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