Die Teufelsrose
in Belfast herumsprach. Sie muß gewußt haben, daß er sich mit ihr in Verbindung setzen würde.«
»Stimmt«, sagte Devlin. »Sie blieb eine Woche bei uns, und es war alles andere als gemütlich, aber was für eine Story!«
»Sie hat ihn in Dublin zweimal besucht«, sagte Ferguson. »In Paris trafen sie sich mindestens einmal wieder. Mehr als rein journalistisches Interesse, würde ich sagen.«
»Das ist ihre Sache«, sagte Devlin uninteressiert.
»Naja, sie ist dreiunddreißig und immer noch nicht verheira
tet. Übrigens ist sie dieses Wochenende für die französische Vogue in London. Glauben Sie, es lohnt sich, mit ihr zu reden? Sie würde Ihnen bestimmt keinen Korb geben.«
»Nein, das würde sie nicht.« Devlin nickte und dachte an die verrückten Tage von 1972, als sie durch das nächtliche Armagh gesaust waren und eine Straßensperre der Army durchfahren hatten. Kugeln zersplitterten die Fenster des Autos, und er warf sich auf Anne-Marie und drückte sie auf den Wagenboden.
»Gut«, sagte Ferguson. »Arrangieren Sie das, Harry.« Er schob ihm das Telefon hin. »Jetzt ist nur noch eins zu tun. Rufen Sie die Universität an und melden Sie sich ab.«
Devlin nahm den Hörer, wählte aber noch nicht gleich. »Wissen Sie, es gibt eine alte irische Redensart. Wer sich einmal mit dem Teufel einläßt, kommt nicht mehr von ihm los.«
»Interessant«, sagte Ferguson. »Soll das noch was anderes bedeuten, als es bedeutet?«
»Oh, ich denke, das wissen Sie so gut wie ich. Sie und ich, der Junge hier, Martin in seiner Zelle. Frank Barry. Keiner von uns kann aufhören, stimmt's? Es gibt kein Zurück. Wir sind Totengräber, wir tragen dauernd irgendeinen armen Kerl in einem Sarg raus.« Er fing an zu wählen. »Das Dumme ist, daß wir das Spiel gar nicht mehr spielen. Es spielt uns.«
5
Der Gardegrenadier stand, mit schwarzer Pelzmütze und scharlachrotem Rock, unbeweglich in Habachtstellung und mit übergenommenem Gewehr an seinem Posten vor dem Palast von St. James's, starrte auf einen Punkt in der Ferne und gab sich alle Mühe, das junge Fotomodell mit dem weißseidenen Hosenanzug und den goldenen, hochhackigen Schuhen zu übersehen, das sich aufreizend neben ihm aufbaute.
Es war eine absurde Situation. Der Regen konnte nicht ver hindern, daß ihr Parfüm ihm in die Nase drang, und er mußte tief einatmen, um gegen eine drohende Benommenheit anzu kämpfen.
Zu Anne-Marie Audins Team gehörten noch ein zweiter Fotograf, eine Garderobiere mit zwei Assistenten und drei weitere Modelle, die sich gerade in dem großen Lieferwagen umzogen. Immer mehr Passanten blieben stehen, um der Starfotografin bei der Arbeit zuzuschauen.
Sie trug kniehohe braune Stiefel und einen Khaki-Overall aus einem Militärladen. Ihr schulterlanges Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihr Gesicht war sehr braun gebrannt, und das einzige Make-up war blasser Lippenstift.
Fox parkte den Wagen am Bordstein und folgte dem Iren; sie traten auf die andere Seite des Lieferwagens.
»Hat sie sich sehr verändert?«
Devlin schüttelte den Kopf. »Nein. Sie machte schon damals auf Emanze, aber im Grunde ist sie ein liebes Mädchen. Gut, daß sie mich nicht hört – sie würde mich dafür verprügeln.«
»Hatte sie ein Verhältnis mit Brosnan?« sagte Fox leise.
»Oh ja.« Devlin beobachtete sie aufmerksam, während sie konzentriert ein Bild nach dem anderen knipste. »Ich wollte es nur nicht dem Opa sagen. Übrigens, Captain, wann sind Sie geboren? Ich würde sagen, Ende März oder Anfang April?«
Fox staunte. »Wieso wissen Sie das? Am siebten April.«
»Also hatte ich recht. Widder, das Zeichen der Ärzte und Heiler. Merkwürdig, daß Sie trotzdem Soldat geworden sind. Nehmen wir nun Ferguson. Er ist sicher Skorpion. Nach meinem Lieblingsbuch über Astrologie, das im achtzehnten Jahrhundert gedruckt wurde, hat er einen ausgeprägten Hang zum Stehlen und Morden – das heißt, nur wenn seine Sterne bei der Geburt ungünstig standen, aber das taten sie bestimmt. Er tut sich gern mit dunklen Elementen zusammen und schreckt vor nichts zurück. Nun, erkennen Sie ihn in dieser Schilderung wieder?« Er hielt eine Hand hoch. »Antworten Sie lieber nicht.«
Anne-Marie wandte sich an ihren Assistenten. »Das war's«, sagte sie auf französisch. »Und jetzt in den Park. Der Bucking ham-Palast kommt als letztes dran.«
Ihr Blick fiel auf Devlin. Sie hielt
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