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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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inne und schaute genauer hin. »Guten Tag, mein Mädchen«, sagte er fröhlich, das gäli sche Wort für Mädchen benutzend. »Gott helfe der guten Sache.«
      Anne-Marie Audins sonnengebräunte Haut wurde einen Ton bleicher. Er nahm ihre Hände und küßte sie ritterlich.

    Devlin und Anne-Marie saßen im Regen auf einer Bank im Park von St. James's. Ein Stück weiter unten, am See, bereitete das Team alles für die nächsten Aufnahmen vor.
      Devlins Französisch war ausgezeichnet, schnell und fließend, nur sprach er es mit einem schauderhaften Akzent. Er sagte: »Sie haben sich gut gehalten, Mädchen.«
      »Sie auch, Liam. Immer noch bis zu den Ohren in Ihrer Sa che? Ich hätte gedacht, London ist ein gefährliches Pflaster für Sie.«
      »Das ist Vergangenheit«, erwiderte Devlin. »Ich habe keine Sache mehr. Ich werde alt, meine Liebe.«
      »Darauf hab ich gewartet.« Sie fuhr ihm impulsiv durchs Haar und sprach nicht weiter.
      Er bot ihr eine Zigarette aus einem eingedellten alten silber nen Etui an. Sie schüttelte den Kopf, und er nahm eine. »Mode fotos?« Er deutete auf das Team am See. »Ist das nicht ein Abstieg für die berühmte französische Kriegsfotografin? Das Mädchen, das einen Pulitzer-Preis gewonnen hat?«
      »Da redet der Herr Professor«, sagte sie. »Seien Sie kein Snob, Liam. Es ist für die beste Modezeitschrift der Welt, und das Ergebnis wird sich sehen lassen können. Populäre Kunst formen beinhalten immer mehr, als die Kritiker eingestehen wollen. Außerdem ist es nicht der einzige Grund, weshalb ich hier bin. Heute abend mache ich noch fürs Fernsehen ein Feature über die Schattenseiten von London.«
      »Das hätte ich wissen sollen.« Er grinste verschmitzt. »Und immer noch Women's Lib und noch nicht verheiratet und schon fünfunddreißig.«
      »Dreiunddreißig«, korrigierte sie und boxte ihn in die Seite.
      »Auf jeden Fall noch nicht verheiratet, und wir beide wissen, warum.« Sie starrte ihn wortlos an und schaute dann zum See hinunter. Devlin fragte leise: »Haben Sie ihn inzwischen wiedergesehen?«
      »Ich hab es das letztemal vor drei Jahren versucht. Ich bekam eine Genehmigung vom Justizministerium und fuhr nach BelleIle. Er wollte mich nicht sehen. Danach schrieb er mir einen Brief, übrigens den letzten, in dem er sagte, für mich sei er von nun an tot.«
      »Und?«
      Sie lächelte schwach. »Ich machte ein paar gute Aufnahmen, Liam. Ein schrecklicher Ort.«
      »Kann ich mir vorstellen. Ich sehe ihn übrigens Dienstag. Wird sicher ein interessantes Zusammentreffen.«
      Sie fuhr zu ihm herum, und ihre Augen waren ganz dunkel geworden. »Sie besuchen Martin? Sie? Wie haben Sie das geschafft?« Sie runzelte die Stirn und warf einen Blick auf Fox, der unter einem Baum Schutz vor dem Regen gesucht hatte. »Wer ist dieser Mann, Liam? Welches Spiel spielen Sie?«
      Er berichtete schnell, in groben Zügen, ohne etwas Wichtiges auszulassen. Als er fertig war, saß sie da und starrte ihn wie
    hypnotisiert an.
    »Das glaube ich nicht. Es ist verrückt.«
    »Er würde rauskommen. Oder wäre es Ihnen lieber, er ver
    brächte den Rest seines Lebens auf diesem Felsen?«
      »Nein, natürlich nicht. Ich würde alles tun, damit er frei kommt … alles«, sagte sie entschlossen. »Nicht meinetwegen, Liam, nicht aus Liebe, sondern seinetwegen.« Ihre Finger umklammerten seinen Arm, so heftig, daß es schmerzte.
      »Ich weiß, Mädchen, ich weiß«, beruhigte er sie.
      Vom See her rief jemand, und ihr Assistent winkte. Sie sagte: »Ich muß gehen. Aber ich muß Sie noch mal sehen.«
      »Ich fliege morgen früh nach Marseille.«
      »Heute abend um neun. Dann mache ich das Feature, das ich erwähnt habe. Wir filmen die Arbeit einer Wohlfahrtskantine für Obdachlose. Im Süden von Lincoln's Inn Fields. Kommen Sie bitte, Liam.«
      Ihre Stimme war leise und drängend. Als sie aufstand, nahm er ihre Hand. »Es war schon immer schwer, Ihnen etwas abzuschlagen.«
      Sie gab ihm einen Kuß auf die Wange und ging zum See hinab.
      Barry kam am frühen Abend in Marsh End an. Es war eine kleine Ansammlung von Häusern an der Straße, die meisten davon mehr oder weniger heruntergekommen. Das Haus, das er suchte, lag anderthalb Kilometer weiter auf der anderen Seite. Das eiserne Tor stand offen, eine kiesbestreute Einfahrt führte zwischen Buchen und Rhododendren zu einem Bauwerk aus grauen Steinen. Auf einem Schild am Tor stand in

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