Die Teufelssonate
Nachrichten, fürchte ich, Herr Notovich. Darum rufe ich Sie schnell selbst an.«
Notovich ergriff impulsiv Natasjas Hand.
»Das Ergebnis der DNA -Analyse ist da. Das Blut auf Ihrem T-Shirt stimmt mit dem von Senna van Ruysdael überein.«
»Ist das ganz sicher?«
»Sie haben es mit DNA aus Sennas Elternhaus verglichen.«
»Und was bedeutet das genau?«
»Daß Sie unter Mordverdacht stehen.«
»Aber sie wissen nicht, ob das Blut auch zu den sterblichen Überresten paßt, denn die haben sie verbrannt.«
»Mir ist tatsächlich nicht bekannt, ob sie davon eine DNA -Probe genommen haben.«
»Dann hätten sie es vermutlich gesagt.«
»Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe noch keine Vorladung gesehen. Ich wollte Sie nur über diese Neuigkeiten informieren.«
»Was geschieht jetzt? Die Franzosen können mich hier doch nicht einfach so verhaften?«
»Sie dürfen nicht vergessen, daß Frau Van Ruysdael die niederländische Staatsbürgerschaft hatte, vielleicht warten sie also gar nicht erst auf einen Antrag der Franzosen. Ich habe noch nicht selbst mit der Kriminalpolizei sprechen können; die Ergebnisse kamen per Fax. Aber Sie müssen mit dem Schlimmsten rechnen.«
»Ich habe heute abend einen wichtigen Auftritt. In den haben eine Menge Leute Geld investiert. Können Sie die Polizei nicht solange zurückhalten?«
»Ich weiß nicht, ob die dafür empfänglich sind, Herr Notovich. Sie sind schon einmal geflüchtet.«
»Aber es ist live! Es schauen vielleicht eine Million Leute zu. Wir können nicht einfach so absagen!«
»Ich werde tun, was ich kann.«
Mit leerem Blick blieb er in seinem Keller stehen. Er fühlte, wie eine Kälte aus seinen Armen in seine Hände und Finger zog.
Es klingelte.
Notovich schob Natasja an die Tür, um nachzusehen, wer es war. Die Limousine war vorgefahren.
Die bleischwere Tür des schwarzen Schlittens schwang auf. Luboš saß darin mit zwei spärlich bekleideten Frauen bei Whisky und Champagner. Die Luft in der Kabine war schwer von Alkohol und Parfüm. Luboš winkte Notovich mit einer unsicheren linken Hand; die rechte war irgendwo zwischen den Schenkeln der Damen verschwunden.
Notovich schrak zurück.
»Was ist das? Ich habe keine Lust auf Gesellschaft, verdammt noch mal«, sagte er zu Bröll. »Ich muß mich konzentrieren.«
Bröll mahnte ihn, leise zu reden.
»Ich hatte dich darauf vorbereitet, erinnerst du dich?« sagte Bröll. »Der Mann will etwas haben für sein Geld.«
Notovich nahm ihn zur Seite.
»Es kann sein, daß die Polizei hinter mir her ist«, sagte er.
»Was? Wie meinst du das?«
»Und du steckst mich in ein Auto mit einem der größten Kriminellen Europas.«
»Es war deine Idee, Luboš hinzuzuziehen, erinnerst du dich? Was soll ich machen?« fragte Bröll.
»Nichts, jetzt ist es zu spät. Sorg dafür, daß der Chauffeur ein bißchen Gas gibt.«
Hinter der Limousine stand ein gepanzerter Geländewagen. Darin saßen wahrscheinlich die Bodyguards. Und Tomas, der Mann mit dem pockennarbigen Gesicht, der Luboš überallhin begleitete. Es war derselbe Mann, der vor ein paar Wochen mit drohender Miene aus Brölls Büro gekommen war, kurz bevor das Haus in Brand gesteckt wurde.
»Du kannst Luboš nicht vor den Kopf stoßen.«
In der Ferne bog ein Auto um die Ecke. Es sah aus wie ein Polizeiauto, aber Notovich konnte nicht so schnell erkennen, ob es wirklich eins war.
Er stieg mit Natasja ein.
»Los!«
Luboš lachte erstaunt.
»Notovich, alles gut?«
Notovich nickte. Alles war gut.
Bröll versuchte, das Gespräch mit Luboš an sich zu ziehen, damit Notovich sich nicht an dem Geplauder zu beteiligen brauchte. Aber die Mädchen machten Witze über seine kurzen Beine und ignorierten ihn ansonsten. Sie waren nur an dem berühmten Künstler interessiert. Sie stellten Notovich Fragen über die Kraft in seinen Unterarmen und baten ihn, die Geschmeidigkeit seiner Finger zu demonstrieren. Doch Notovich blickte sich immer wieder um. Das Polizeiauto war nirgends mehr zu entdecken. Vielleicht war es ein gewöhnlicher Streifenwagen gewesen. Vielleicht aber auch nicht, und sie wurden nun verfolgt. Es war zu dunkel, um es richtig sehen zu können.
Natasja beobachtete ihn schweigend.
Die Freundinnen von Luboš schwärmten über die ausgezeichnete Kondition ihrer eigenen Glieder. Luboš hörte wohlwollend zu und kniff dann und wann in einen Bauch oder eine Brust, um ihre Behauptungen zu überprüfen. Als er fragte, ob Notovich auch einmal probieren wolle,
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