Die teuflischen Schwestern
die ich beim Verlassen des Parkhauses entrichten mußte, würde Mara Kent auf meiner Rechnung unter der Position Spesen wiederfinden. Ehrlich, ich hätte ein kleineres Modell vorgezogen. Aber mein Beruf, wie ich ihn sah, bestand hauptsächlich aus Verfolgungstätigkeit, und die Möglichkeit, jemandem folgen zu können, ging so weit, wie man sich seiner Geschwindigkeit anzupassen vermochte, wenn eine solche Person das Gaspedal durchtrat; und man hat in Los Angeles, das man auch den größten Parkplatz der Welt nennt, durchaus noch Platz, die Geschwindigkeitsgrenze um einiges zu überschreiten – wiederum im Gegensatz zu den verbreiteten Gerüchten. Natürlich nur, wenn man die richtige Tageszeit erwischte.
Und neun Uhr war die richtige Tageszeit. Wenigstens an diesem Tag und in der Richtung, die ich einschlug. Ich konnte mit 65 Stundenkilometern abrauschen, wandte mich über die St. Monica-Landstraße westwärts und anschließend über die Bundesstraße 405 nach Norden. Aufgrund der Angaben meiner handlichen Exxon-Straßenkarte verließ ich sie bei Rimerton und fuhr eine Strecke weit in Gegenrichtung, also ostwärts, an der Raststätte Mulholland vorbei, bis ich an eine Stelle geriet, an der die Karte mich im Stich ließ und ich mich auf Mara Kents Hinweise und meinen eigenen Instinkt verlassen mußte. Da es hinter einem Lenkrad mit meinem Instinkt nie zum besten stand, hoffte ich sehr, daß ihre Hinweise etwas taugten.
Der Zeitpunkt meiner Abfahrt, neun Uhr, war in mehr als einer Beziehung richtig. Meine Klientin hatte mir mitgeteilt, daß sie das Haus gegen zehn Uhr zu verlassen beabsichtige, und ich wollte, wenn ihr Mann aus dem Haus ging, auf Beobachtungsposten sein. Oder wenn sich jemand vom anderen Geschlecht einfand.
Damit ich den Herrn auch erkannte, hatte Mara mir ein Foto gezeigt. Er war ein großer, gutgebauter, gutaussehender Mittvierziger. Es handelte sich um ein Farbfoto, und im Hintergrund sah man eine Anlage, die entweder zu einem Tennisplatz oder einem Swimming-pool gehörte.
Armsteads Bild hatte mich an eine weitere Einzelheit erinnert, die ich mit seiner Frau abstimmen mußte.
»Sie werden Fotografien wollen«, sagte ich und öffnete die Schreibtischschublade, um meine verbeulte Pentax herauszuholen.
»Nein. Das ist nicht erforderlich«, erklärte die Armstead, geborene Kent.
»Sie werden sie brauchen. Zu Beweiszwecken.«
»Ich verlange keine Beweise, Mr. Urban. Ich möchte den Namen der Frau erfahren und ein paar Einzelheiten. Mehr brauche ich nicht, um meinen Mann zur Rede stellen zu können.«
Mit anderen Worten, meine Klientin strebte keine Scheidung an. Ich sah mich gezwungen, sie dafür zu bewundern. Die Ehe als Institution unterliegt schließlich wachsender Zerrüttung – nicht etwa nur in Hollywood; dort erhebt sich nur die Spitze des Eisberges. Die Tendenz zur Ehemüdigkeit ist lediglich eine statistische Aussage unter vielen.
»Verraten Sie mir«, bat ich, »was Sie von ihr wissen.«
»Nichts. Ich weiß nichts von ihr. Deshalb habe ich doch um Ihre Hilfe ersucht.«
Dagegen ließ sich grundsätzlich nichts einwenden. »Dann darf ich die Frage so stellen: Was erweckte Ihren Verdacht, Ihr Mann erlaube sich außereheliche Beziehungen?«
»Die Tatsache, daß er es macht. Ich hege keinen Verdacht. Ich weiß es.«
»Dann muß ich die Fragestellung nochmals ändern, Miß Kent. Woher wissen Sie es?«
»Gut. Mein Mann bezieht Einkünfte aus der Bearbeitung und Erledigung meiner Angelegenheiten, Mr. Urban.« Im Kopf übersetzte ich diese Formulierung dahingehend, daß ihr Mann Einkünfte bezog, indem er bei ihr schmarotzte. »Vor allem in finanziellen Fragen kennt er sich sehr gut aus«, berichtete sie, »aber gelegentlich sehe ich mir die Rechnungen und Quittungsbelege an. Es begann vor knapp einem Monat, aber es ist eindeutig. Hauptsächlich Quittungen. Zahlungen an Juweliere. Für Geschenke, die ich niemals bekommen habe. Daher ...«
»Daher muß eine andere Frau sie erhalten haben. Sehr schön.«
»Das ist nicht schön, Mr. Urban. Nicht für mich.«
»Ich habe mit dieser Bemerkung den geringen Schwierigkeitsgrad dieses Auftrags kommentiert, Miß Kent.« Ich seufzte. »Es schmerzt mich, Ihnen sagen zu müssen, daß der Fall wahrscheinlich noch im Laufe dieser Woche abgeschlossen wird. Der Schmerz rührt daher, daß ich somit nicht einmal Ihre Vorauszahlung werde verbrauchen können.«
Sie sah mich aufmerksam an. »Sie glauben, es wird leicht sein, meinen Mann zu überführen?
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