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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Schwarz
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Gesichts.
    Du Idiot! , zischte sein Gewissen, als ihm bewusst wurde, wie er sie genannt hatte. Shyn-dai war ein ausgesprochen unhöfliches Wort der Yûrikki, das für gewöhnlich einfach mit Schlampe übersetzt wurde, aber auch noch etliche andere Bedeutungen hatte. Und da sie selbst eine Yûrikki war, kannte sie diese zweifellos. Woher soll denn die Kleine wissen, dass du ein verdammter Dusker auf Entzug bist! , schimpfte sein Gewissen weiter.
    Fargo senkte seinen Blick. »Entschuldige«, sagte er und sah zu ihr zurück. »Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Und ich wollte dir nicht wehtun«, entgegnete die Yûrikki zaghaft lächelnd. Dann deutete sie auf die lange Narbe an seinem linken Unterarm. »Hängen diese Schmerzen mit dem Ding zusammen, das den Xerrexianer aufgespießt hat?«
    »Nein«, sagte Fargo, noch ehe über seine Antwort nachgedacht hatte, und biss sich gleich darauf innerlich fluchend auf die Zunge. Schließlich hätte er jene schwarze Narbe und das Ding darin als bequeme Ausrede für die Entzugserscheinungen benutzen können, doch nun musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Er dachte einen Herzschlag lang nach und entschied sich, ihr die halbe Wahrheit zu sagen. »Das hat etwas mit den Nerven in diesem Arm zu tun. Sie reagieren derzeit etwas überempfindlich auf äußere Reize. Deshalb berühre ihn bitte nicht noch einmal.«
    Die Yûrikki nickte und schaute sich in der Gasse um. Fargo tat es ihr gleich und spähte um die Ecke der unscheinbaren Passage, in die ihn die Yûrikki gezogen hatte. Der Club war bereits außer Sichtweite und keiner der Xerrexianer oder irgendwelches Sicherheitspersonal schien ihnen zu folgen.
    Daraufhin schritt Fargo auf die Hauswand zu seiner Linken zu, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und gestattete sich einen leisen Seufzer. Seine Lider fielen aufeinander und er genoss diesen Moment der Ruhe. Der Delaarianer war erledigt und Hundemüde, obwohl er erst vor gefühlten zwei Stunden in der medizinischen Abteilung von Viver-Tech Industries zu sich gekommen war. Doch nach drei Monaten Dauersedierung war es nicht anders zu erwarten, dass es seinem Körper an wichtigen Nährstoffen mangelte und dass seine Ausdauer deswegen gelitten hatte. Wichtige Nährstoffe . Seine Lippen formten sich zu einem bitteren Lächeln, als ihn die Sehnsucht nach der grünen Flüssigkeit einmal mehr überfiel. Was würde er jetzt nicht alles für eine Ampulle Dusk und ein weiches Bett geben.
    Ein doppeltes Klacken zu seiner Rechten riss Fargo aus dem kurzen Halbschlaf und in die schmale, stinkende Straße zwischen den sich aufeinanderdrängenden Häuserreihen zurück. Mit Mühe öffnete er seine bleiernen Lider und suchte nach dem Ursprung der Geräusche. Die Yûrikki hatte den Medikoffer auf einen anderthalb Meter hohen Metallcontainer gelegt und war dabei, ihn zu öffnen. Im Inneren des weißen Koffers mit dem auffälligen grünen Kreuz auf der Front befanden sich neben Pflastern in verschiedenen Größen und Verbandsmull noch ein Beutel Einweghandschuhe, diverse Tücher und Fläschchen, Kompressen, eine sorgsam zusammengefaltete goldsilberne Decke und eine Schere. Die Yûrikki griff gezielt nach einem handgroßen Vliestuch und zog es aus der Schutzfolie. Dann holte sie noch ein kleines, mit einer klaren Flüssigkeit gefülltes Fläschchen heraus, studierte kurz das Etikett, öffnete den Verschluss, träufelte die Flüssigkeit auf das Tuch und wandte sich Fargo zu.
    »Lass mich mal sehen«, sagte sie und deutete auf seine verletzte Schläfe.
    »Das ist nichts weiter«, erwiderte er und drehte den Kopf ablehnend zur Seite.
    »Du fällst so schon genug auf«, meinte sie ohne jeden Spott in der Stimme, »da musst du nicht auch noch mit Blut im Gesicht herumlaufen.«
    Fargo schaute wieder zu ihr. Sie lächelte und wog das Tuch wie ein Fähnchen hin und her. Ach, was soll's . Er nickte ihr zu und neigte sich zu der kleineren Frau hinab. Die Yûrikki trat näher an ihn heran, reckte ihren Arm empor und setzte das Vliestuch zaghaft auf seiner Wange auf. Dann wischte sie in sachten Kreisen über seine Haut und reinigte sie auf diese Weise vom Blut. Fargo stieg ein beißenderGeruch in die Nase. Vermutlich befand sich in dem Fläschchen eines der vielen synthetischen Desinfektionsmittel, aber vielleicht war es auch einfach nur reiner Alkohol. Die Yûrikki strich einige Strähnen seines nachtschwarzen Haars sanft beiseite und betrachtete die Wunde an seiner Schläfe. Fargo sah ihr währenddessen

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