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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Schwarz
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unentwegt in die tiefgrünen, konzentriert blickenden Augen. Er war sich nicht sicher, ob das Frösteln, das er spürte, von der kalten Flüssigkeit auf dem Tuch oder ihrer unmittelbaren Nähe herrührte. Sie bemerkte seinen Blick und erwiderte ihn einige Sekunden. Diesen Augenblick lang waren alle Schmerzen vergessen, doch dann tupfte sie am Rand der Wunde entlang, und Fargo zuckte reflexartig zurück. Die Flüssigkeit brannte wie Feuer im aufgerissenen Fleisch.
    »Verzeihung«, sagte sie leise und bemühte sich, den Bereich um die Wunde herum vorsichtiger zu reinigen. Als sie damit fertig war, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf sein Kinn und strich über die Bartstoppeln, um das Blut zu entfernen, das von der aufgeplatzten Lippe heruntergetropft war. Es kitzelte und verstärkte das angenehme Frösteln. Wenig später überprüfte sie ihr Werk, lächelte zufrieden und legte das Tuch auf dem Container ab. »Den Schnitt an deiner Schläfe sollte sich besser ein Arzt ansehen«, riet sie. »Nicht weit von hier ist ein Krankenhaus.«
    Fargo schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich hab von meinem letzten Arztbesuch noch immer 'n Souvenir in der Brust.«
    Die Yûrikki runzelte verwirrt die Stirn.
    »Ist nicht so wichtig«, meinte der Delaarianer und richtete sich wieder auf.
    »Warte! Wir sollten die Wunde verbinden.«
    »Nicht nötig.«
    »Wenigstens ein Pflaster.«
    »Nein«, seufzte Fargo genervt.
    »Dann eben nicht.« Die Yûrikki schloss den Medikoffer, wandte sich wieder zu ihm und sagte lächelnd: »Ich heiße übrigens Tshaska.«
    Offenbar hatte sie kein besonders gutes Verhältnis zu ihrem Familienverband, denn sie nannte nur ihren Vornamen. Für die Mehrheit der Yûrikki war der Abstammungsname – wie sie ihre Nachnamen nannten – jedoch sehr wichtig, weswegen sie ihn auffällig betonten. Doch diese Yûrikki behielt ihn für sich, was auf Probleme zwischen ihr und ihrem Familienverband hinwies. Der Delaarianer fragte jedoch nicht danach.
    »Fargo«, erwiderte er stattdessen knapp und verschwieg seinerseits seinen Vornamen. Gannvarus war ein unverkennbarer delaarischer Name, und er kannte den Ruf, den seine Leute in der Republik genossen. Delaarianer galten hier als hinterhältige Mörder und Terroristen, seit sie vor einundsiebzig Jahren eine gewaltige republikanische Flotte nahezu vollständig ausgelöscht hatten, die die souveränen delaarischen Planeten im Schwarzen Dreieck unter dem Vorwand der Prävention angegriffen hatte. Hochrangige Abgeordnete der Vallarnischen Föderation, die sich aus einem lockeren Bündnis der vier Hauptwelten der Menschen – namentlich Korr Vallar, Yanamus Eraani, Iskull und Korymi – zu einer mehrere hundert Siederplaneten umfassenden Allianz entwickelt hatte, hatten den damaligen Senatoren und dem amtierenden hiid'ranischen Kanzler weisgemacht, die Delaarianer würden Nova-Bomben bauen (durch den Vertrag von Ny'kumi geächtete Massenvernichtungswaffen mit dem Potenzial, ganze Sonnensysteme zu zerstören) und sich auf einen Überfall auf die Republik vorbereiten. Jene Behauptungen entsprachen zwar keines Wegs der Wahrheit, schürten jedoch genug Angst unter den Senatoren, sodass diese dem Angriff schließlich zustimmten. Letzten Endes entflammte dieser dreiwöchige Konflikt zwischen der Republik und dem Delaarischen Konsortium nur deshalb, weil sich die Delaarianer geweigert hatten, der Vallarnischen Föderation beizutreten und die seltenen, höchst wertvollen Ressourcen des Schwarzen Dreiecks mit ihr und ihren Mitgliedern zu teilen. Zwar handelten die Delaarianer damals eindeutig aus Notwehr, jedoch leistete die Propagandaabteilung der Föderation seither ganze Arbeit, umdie Reputation des delaarischen Volkes im republikanischen Teil der Galaxis zu ruinieren und das Lügenkonstrukt, das zum verheerenden Angriff auf das Schwarze Dreieck geführt hatte, vor der Enttarnung als solches zu bewahren. Nein. Fargo hielt es für besser, wenn die Yûrikki nicht wusste, woher er kam.
    Die rothaarige Frau neigte den Kopf leicht zur Seite und lächelte. »Danke, Fargo«, sagte sie und blickte ihm tief in die Augen. »Für Utrorr … und für vorhin«, fuhr Tshaska fort. »Wenn du nicht gewesen wärst — «
    »Schon gut«, unterbrach er sie, die Mundwinkel zu einem sachten Lächeln gezogen, und hielt abermals nach Verfolgern Ausschau. Noch immer war weit und breit niemand zu sehen. Bis auf einige Arbeiter auf einem entfernten Baugerüst vor ihnen waren sie allein in der Gasse.
    »Was

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