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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Schwarz
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war er kein besonders mitteilsamer Mensch.
    Die Yûrikki senkte den Kopf und legte eine Hand auf Fargos Schulter. Warum ist alles immer so kompliziert? , fragte sie sich, schloss die Lider und streichelte seine Haut einige Minuten lang mit den Fingerspitzen, während sie über die Konsequenzen dieser Erkenntnis nachdachte. Als sie eine Bewegung unter ihrer Hand spürte, öffnete sie die Augen. Fargo zitterte und wand sich unruhig hin und her. Seine Brauen zuckten nervös, und gelegentlich wimmerte er auch.
    Tshaska schaute mit bangem Blick zu dem Arzt auf.
    »Keine Sorge, Ni'mei«, sagte dieser nach einem kurzen Blick auf sein Holo-Interface. »Der träumt nur und wird bald wieder aufwachen.«

15
    Die schemenhaften Umrisse nahmen allmählich Gestalt an und formten sich schließlich zu einem geräumigen, zu einer Seite hin abgerundeten Raum. Orangerotes Sonnenlicht fiel durch die hohen offenen Fenster und zeichnete feine, lineare Schatten der halb heruntergelassenen Jalousien auf die weißen Fliesen am Boden, die im blendenden Kontrast zu den Wänden aus quadratisch getäfeltem Obsidian erstrahlten. Draußen mischte sich das Gezwitscher der Vögel mit dem Rauschen der Wellen des nahen Ozeans. Diese Kulisse war unverkennbar. Er war daheim in seinem Haus in Logrèn.
    Auf eine gewisse Weise wusste Fargo immer, wann er träumte. Ein seltsamer Nebel lag dann über allem und ließ die Umgebung verwaschen erscheinen. Dennoch nahm der Delaarianer jedes winzige Detail wahr, denn jenes Ereignis, das sich gerade in dieser geistigen Realität zu entfalten begann, hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis gebrannt.
    Von Trübsal beseelt ließ Fargo den Seesack von seinem Rücken rutschen und neben die Eingangstür fallen, dann schälte er sich schwunglos aus der schwarzen Lederjacke.
    Vor zwei Wochen hatte ihm Chief Operative Herris vom Tod seiner Tochter berichtet und einen großen Teil seiner Welt in Scherben gesprengt.
    Fargo hing die Jacke an einen Haken der Garderobe aus weißem Hartholz, die neben der Eingangstür stand, wandte sich um und folgte dem schmalen Korridor mit entmutigten Schritten und gesenktem Blick.
    Während des Rückflugs von Yanamus Eraani nach Delaar hatte er die meiste Zeit über in seinem Quartier gesessen und auf ein Foto seiner kleinen Liari gestarrt … und vergeblich gegen die Tränen angekämpft. Sie war sein Zwergsternchen.Ein fröhliches, aufgewecktes Mädchen. Und mit einem Mal war sie tot.
    Fargo versuchte, sich davon abzuhalten, den Korridor weiter entlang zu gehen. Doch es war nur eine Erinnerung, und keine Macht des Universums vermochte sie zu ändern.
    »Serenna?«, rief er mit gedämpfter Stimme.
    Sie antwortete nicht.
    Während Fargo den Korridor entlangschritt, warf er einen flüchtigen Blick in das Wohnzimmer, doch niemand befand sich darin. Auch Küche und Badezimmer waren leer.
    »Serenna?«, wiederholte er lauter.
    Noch immer nichts.
    Fargo sah zu der halb offenstehenden Tür am Ende des Korridors. Ein rosarotes Sternchen war vor langer Zeit mit Fingerfarben auf das weiße Holz gemalt worden, signiert von einer kleinen rosa Hand.
    Er ging langsam auf die Tür zu und atmete tief durch. Dahinter befand sich Liaris Zimmer. Die Erinnerungen an sie lagen wie Blei auf seiner Brust, und er spürte, wie ihm die Tränen beim Gedanken an seine Tochter in die Augen stiegen.
    »Serenna, bist du hier?«, fragte Fargo leise. Er schob die Tür auf, sah in den Raum hinein und musste gleich darauf an Klinke und Rahmen nach Halt suchen, als sein Blick auf seine Frau fiel. Sie lag reglos am Boden in einer sich langsam ausbreitenden Lache roten Blutes und hielt Liaris Lieblingsplüschtier im Arm.
    »Serenna!«, rief Fargo fassungslos.
    Er hastete zu ihr und ließ sich auf die Knie fallen. Mit zitternder Hand strich er über ihre Wange und bemerkte, dass ihre Haut noch warm war. Hektisch fühlte er nach ihrem Puls; ihr Herz schlug nur noch schwach.
    »Serenna hörst du mich?« Er rüttelte sachte an ihren Schultern. »Bitte mach die Augen auf!«
    Sie reagierte nicht.
    Fargos Blick zuckte von ihrem Gesicht zu den tiefen Schnittwunden, die sich von ihren Handgelenken den Adernfolgend etwa zehn Zentimeter weit zum Ellenbogen hinaufzogen, und zurück.
    »Verdammt, Serenna! Tu mir das nicht an!«, flehte er und legte abermals Zeige- und Mittelfinger auf ihren Hals … und sackte kraftlos auf ihren Brustkorb hinab. Das schwache Pochen ihres Herzens war verstummt.
    »Nein. Nein!«, rief er immer wieder. Er

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