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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Schwarz
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wollte es nicht glauben, konnte es nicht glauben.
    »Serenna. Warum …« – er schluchzte – »Warum hast du nicht noch fünf Minuten gewartet?« Fargo zog ihren Arm und das Plüschtier zu sich heran. »Fünf Minuten …«
    Die Tränen glitten in klaren Rinnsalen über seine Haut und tränkten das sonnengelbe Kleid, das Serenna trug. Fargo hatte es ihr vor seinem Abflug geschenkt und versprochen, mit ihr und Liari einen ausgedehnten Urlaub auf den südlichen Inseln zu machen, sobald er wieder nach Hause käme. Doch das würde nun nicht mehr geschehen.
    »Serenna, warum hast du das nur getan?«, flüsterte Fargo mit zitternder Stimme, während er durch ihr langes goldblondes Haar strich.
    Seine Welt lag nun vollends in Trümmern.
    Er war allein.
    Niemals mehr würde er Serenna lachen hören oder mit Liari durch den Sand tollen. Ihm blieben nur seine Erinnerungen an sie.
    Es mochte mittlerweile viereinhalb Jahre her sein, dennoch fühlte Fargo die Trauer so deutlich, als wäre es gerade erst geschehen. Und jedes Mal, wenn er die Augen schloss und zu schlafen versuchte, quälte ihn dieser Traum. Es war seine Schuld, dass Serenna sich das Leben genommen hatte. Wäre er umgehend nachhause geflogen, als er von Liaris Tod erfahren hatte, hätte er es verhindern können. Stattdessen gab er den pflichtbewussten Soldaten und beendete erst seinen ach so wichtigen Auftrag für den Handelsprinzen.
    »Genauso gut hättest du sie selbst umbringen können« , schimpfte sein Vater seit diesem Tag ständig. Allerdings war das Verhältnis der beiden ohnehin nie besonders herzlichgewesen. Als Fargo sich nach der Schule an der D-Sec-Akkademie einschrieb, anstatt Wirtschaftskunde zu studieren, fuhr sein Vater förmlich aus der Haut, schließlich sollte sein ältester Sohn dereinst das Familienunternehmen weiterführen. Die Kluft zwischen ihnen vergrößerte sich noch, als Fargo die Ausbildung zum Special Operative begann. Für seinen Vater waren Operatives nichts anderes als vom Konsortium bezahlte Mörder. Erst als Serenna in Fargos Leben trat, begann das Eis zwischen den beiden Männern, langsam zu schmelzen. Doch nun war sie tot und Fargo … Fargo wachte noch immer nicht auf. Dieses Mal war irgendetwas anders. Etwas fühlte sich merkwürdig an. Normalerweise endete der Traum immer an der gleichen Stelle, und Fargo erwachte nassgeschwitzt. Jedoch nicht heute. Sein Geist hielt ihn noch immer in seinem Haus fest.
    Feuchte Wärme erfüllte plötzlich das Zimmer. Die Wände begannen, sich über ihm zusammenzuziehen, und schabende Geräusche drangen durch sie hindurch. — Nein. Es klang vielmehr nach unzähligen Schlangen, die geräuschvoll durch wassergetränkten Schlamm krochen.
    Etwas knackte über Fargo, und er sah zur Decke auf. Sie spaltete sich in blutige Fetzen und offenbarte einen fleischigen, gewölbten Tunnel von blassroter Farbe. Schleimige Klumpen tropften von den wülstigen Auswüchsen innerhalb des Tunnels herunter. Und sobald sie den Boden berührten, entwuchsen ihnen dunkelbraune, armdicke Stränge. Diese verzweigten sich über die blutgetränkten Fliesen, durchwucherten die Möbel wie Schlingpflanzen und sprossen schließlich die Wände hinauf.
    Der Boden wankte, grollte und wölbte sich. Gelbe, zahnartige Gebilde schossen unvermittelt aus ihm hervor und stießen Fargo zurück. Dann umklammerten sie Serennas toten Körper und zogen ihn in einen fleischigen Schlund gespickt mit unzähligen Dornen. Fargo hastete auf und versuchte, seine Frau festzuhalten, doch der Schlund schloss sich so schnell, wie er sich aufgetan hatte, und Fargos Hände schlugen gegen das warme, weiche Fleisch, das eben noch eingefliester Fußboden gewesen war. Klebrige Fäden eines zähflüssigen durchsichtigen Sekrets seilten sich von seinen Handflächen ab, während er sie suchend über das blassrote Fleisch tasten ließ.
    Ein Geräusch wie von zerreißendem Papier lenkte seine Aufmerksamkeit auf das bebende Gewebe der dunkelbraunen Stränge in den Wänden. Ungefilterter Ekel überkam Fargo, als sie unter der Spannung zerbarsten und ihn über und über mit einer dunklen Flüssigkeit bespritzten.
    Eine sich windende Masse kam hinter den in Fetzen hängenden Strängen zum Vorschein. Sie umringte den Raum von allen Seiten und schien sich Fargo zu nähern, soweit er das im schwindenden Licht ausmachen konnte. Der Delaarianer blinzelte und versuchte, die tatsächliche Form der wabernden, schwarzrötlichen Materie zu erfassen, und je näher sie kam,

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