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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Schwarz
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Gang wieder, der direkt über dem Frachtraum lag und so schmal war, dass man instinktiv hoffte, niemandem zu begegnen, der in die andere Richtung wollte. Die Übergänge der anthrazitfarbenen Metallwände zu Boden und Decke waren leicht abgerundet. Über ihre glatte Oberfläche zogen sich schnurgerade handbreite Streifen von einem Ende des Gangs zum anderen. Sie glühten bernsteinfarben und erhellten so den Korridor. Zu Ibanas Rechten wurde der Streifen in gleichmäßigen Abständen von schmalen, zwei Meter hohen Türen durchbrochen. Ihre Anzahl legte nahe, dass sich dahinter die Quartiere der Crew verbargen, denn es waren genauso viele, wie es Sitze im Cockpit gab. Hinzu kam ein etwa halb so großes Zugangsschott, das sich gleich hinter den Stufen zum Cockpit befand, und dessen Abdeckung warnende rot-weiße Markierungen und auffällige Schriftzeichen umringten. Auf der linken Seite des Gangs fanden sich ein weiteres Zugangsschott und drei Türen. Die Erste befand sich direkt hinter dem Schott, die Zweite etwa drei Meter hinter der Ersten, und am entlegenen Ende des Gangs brach eine dritte, weitaus breitere Tür durch die Wand. Blasses violettes Licht fiel durch diese hindurch und spielte auf dem Stahlboden. Sie stand demnach offen. Vielleicht hielt sich der Delaarianer dort auf.
    Den seltsam verästelten Kabelsträngen an der niedrigenDecke folgend, näherte Ibana sich der offenen Tür und spähte in den Raum dahinter. Verglichen mit dem beengten Gang wirkte dieser Bereich des Schiffs ausgesprochen weitläufig. Er war etwa halb so groß wie sein Apartment auf Trellaan, und wie in Cockpit und Frachtraum dominierten auch hier dunkelgraue Metallflächen und sporadisch verteilte, orange leuchtende Markierungen die Wände. An der Decke verzweigten sich ebenfalls jene gruseligen Kabelstränge, die Ibana unweigerlich an ineinander verflochtene Blutgefäße erinnerten. Vermutlich sahen die Quartiere genauso unheimlich aus. Wie konnte sich hier nur jemand wohl fühlen?
    In der linken Wand des Raums fand sich eine kleine Kochnische samt Theke und Hockern, diese verblasste jedoch im Angesicht seines auffälligsten Merkmals. Über die schräg abfallende Außenwand erstreckten sich drei Fenster und boten einen spektakulären Blick in den Hyperraum. Sowohl auf der Außen- wie auch der Innenseite waren massive Metallplatten in die knapp einen halben Meter dicke Wand eingelassen, mit denen man die Fenster bei Bedarf luftdicht verschließen und sichern konnte. Unter den Aussichtsfenstern stand eine orangefarbene Eckcouch – die längere Seite war auf die Kochnische ausgerichtet, die kurze zu den Fenstern gewandt –, die mit zwei gleichfarbenen Sesseln zu einer gemütlichen Sitzecke arrangiert worden war. Was findet ihr Delaarianer nur an dieser Farbe? , fragte sich der Arzt, als er die Silhouette eines drahtigen Mannes entdeckte, der neben einem der Sessel stand.
    Ibana zögerte. Vermutlich würde der Delaarianer nicht sonderlich begeistert auf sein Erscheinen reagieren. Aus persönlicher Erfahrung wusste der Arzt nur zu gut, was gerade in seinem Patienten vorging. Rationale Argumente konnte er von ihm nicht erwarten. Sein Denken richtete sich derzeit höchstwahrscheinlich nur auf eine einzige Sache aus. Und auch wenn es Ibanas Prinzipien zuwiderlief, er musste diesen Zustand beenden, wenn er jemals auf Station Cheyde'ha ankommen wollte.
    Nach einem tiefen Atemzug umklammerte der Arzt dieSchlaufe der weißen Ledertasche, die er über die Schulter geschlungen trug, und ging, in der Hoffnung die bevorstehende Konversation ohne ausgeschlagene Zähne zu beenden, auf den Delaarianer zu.
    Der Mann stand mit dem Rücken zur Tür gewandt vor dem mittleren Fenster und hielt den Kopf gesenkt. Ibana umrundete passierte die Sitzecke und blieb auf sicherem Abstand neben dem Delaarianer stehen. Wider Erwarten reagierte dieser nicht im geringsten auf den Arzt, sondern rieb sich unentwegt mit dem Daumen der rechten Hand das linke Handgelenk, sein mageres Gesicht verzogen zu einer schmerzgezeichneten Grimasse. Die Lider waren aufeinandergepresst, was das Ausbleiben jeder Reaktion erklärte.
    »Sagen Sie«, begann der Arzt zögerlich, »was hat Sie eigentlich dazu gebracht, mit dem Dusk anzufangen?« Jeder Süchtige hatte schließlich irgendeinen Grund, selbst wenn es nur Langeweile gepaart mit schlichter Dummheit war. Oder exorbitanter Stress in der Zentralklinik von Riland , erinnerte Ibana sich an die Anfänge seiner eigenen Abhängigkeit.

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