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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Schwarz
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gieriger und von Erleichterung und Vorfreude dominierter Zug erfasste das Gesicht des blassen Mannes, doch dann schaute er Ibana erbost ins Angesicht.
    »Ich konnte nicht riskieren, dass Sie sich damit in irgendeiner dunklen Ecke volldröhnen, solange Sie die Naniten in sich tragen«, sagte der Arzt und zog den Reißverschluss derTasche wieder zu.
    Der zornige Ausdruck des Delaarianers wandelte sich in Verwirrung. »Und warum geben Sie's mir dann jetzt?«
    »Sie sind in Ihrer derzeitigen Verfassung eine tickende Aggressionsbombe – und somit eine Bedrohung für jeden hier an Bord. Und ich zweifle ernsthaft daran, dass Sie in diesem Zustand rational und geistesgegenwärtig reagieren könnten, sollten wir mit dem Schiff in ernste Probleme geraten«, antwortete Ibana. »Außerdem laufen Sie mit jeder weiteren Stunde kalten Entzugs Gefahr, einen Kreislaufzusammenbruch zu erleiden. Und ich habe weder die erforderlichen Medikamente bei mir noch die Zeit, um mit Ihnen eine kontrollierte Duskentgiftung durchzuführen.« Noch bin ich lebensmüde genug, Sie dazu zu zwingen , setzte der Arzt in Gedanken hinzu. Er wandte sich ab und schritt auf die Tür zu, durch die er hereingekommen war.

21
    Das Licht der orange glühenden Markierungen an Wänden und Decke gewann augenblicklich an Intensität, kaum dass Fargo einen Fuß in sein Quartier gesetzt hatte. Es war nicht sonderlich groß und maß gerade einmal zwei mal drei Meter. In den Jahrzehnten bei D-Sec hatte er sich daran gewöhnt, in kleinen rechteckigen Räumen zu wohnen. Das düstere Ambiente, das das Innere delaarischer Schiffe dominierte, machte die beengten Verhältnisse seiner Meinung nach mehr als wett. Die dunklen Stahlwände und goldgelbe Beleuchtung erinnerten ihn stets an den Sonnenaufgang auf Delaar, wenn das Licht des roten Zwergsterns schüchtern über den Horizont lugte und die ausgedehnten, von bläulich schimmernden Xallus-Kristallen bewachsenen Obsidiangebirge streichelte.
    Zwergsternchen . Das aufgeweckte Gesicht seiner Tochter drängte sich durch die schmerzende Gier, die seinen Verstand unterjochte.
    Den Blick starr auf die glatten, schiefergrauen Decksplatten des Bodens gerichtet, schlurfte Fargo langsam auf den schmalen Aluminiumtisch zu, der sich an der Wand links von der Tür befand. Er war über Scharniere mit der Wand verbunden und konnte jederzeit heruntergeklappt werden, wenn man mehr Platz benötigte. Davor erkannte man eine kreisrunde Einlassung von etwa fünfzig Zentimeter Durchmesser im stählernen Boden. Ein weich gepolsterter Stuhl verbarg sich darunter, der auf Knopfdruck hochgefahren und wieder versenkt werden konnte. Über dem Tisch hing ein kleines Regal, auf dem sich außer einem silbernen Rahmen, der mit dem Bild nach unten lag, nichts befand. Fargo war noch nicht dazu gekommen, seinen ganzen Kram aus dem Frachtraum in das Quartier zu bringen. Einzig dieses Bildund die tiefrote elektrische Belvarr-Gitarre, die ein Geschenk von Serenna zu seinem achtzigsten Geburtstag war, hatte er bisher hierher umgelagert. Auf dieser Gitarre hatte er immer für Liari gespielt, wenn sie nicht schlafen konnte. Manchmal sogar bis zum Morgengrauen.
    »TORR, wirf 'n bisschen Musik an.«
    »Bitte spezifizieren Sie Ihren Wunsch etwas genauer, Captain«, bat die KI.
    »Irgendwas von Wynn Atásh.«
    TORR bestätigte. Keine Sekunde später erfüllten düstere atmosphärische Klänge das kleine Quartier, klagend wie der Wind in einer kalten Vollmondnacht, untermalt von einem langsam schlagenden, kräftigen Bass und einer melancholisch flüsternden Frauenstimme, hin und wieder durchsetzt von harten Gitarrenriffs.
    Nachdem Fargo den Tisch erreicht hatte, legte er Ibanas silbergraue Schatulle auf diesem ab und ließ die linke Hand der Hosentasche mit dem Reißverschluss entgegengleiten. Er wollte sie gerade öffnen, als sein Atem abrupt flacher wurde. Schwindel und Krämpfe überfielen ihn hinterrücks. Er musste sich mit beiden Händen auf der kalten Metallplatte des Tischs abstützen, um nicht zusammenzubrechen. Abermals malträtierten unerträgliche Schmerzen seinen ausgehungerten Körper, zerrten an jedem Nerv, brannten wie Feuer auf der Haut.
    Fargo zwang sich, mit der rechten Hand den Reißverschluss der Hosentasche zu öffnen, holte das Lederetui heraus und ließ es auf den Tisch fallen. Jede Bewegung war ein weiterer Stich in seine geschundenen Muskeln. Er fluchte, denn seine Finger zitterten so stark, dass er kaum den Verschluss des Etuis aufbekam. Und

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