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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Schwarz
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zurückflüchten, doch die Yûrikki zwang sich, diesem Drang zu widerstehen, und entschied, trotzdem mit Fargo zu sprechen. Zwar wusste sie nicht, wie die Drogen auf ihn wirkten, aber vielleicht machten sie ihn ein wenig gesprächiger, als er es bisher gewesen war. Und möglicherweise erfuhr sie so etwas mehr über ihn – sofern er in diesem Zustand nicht nur kompletten Unsinn von sich gab.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte sie, hüpfte, ohne auf seine Antwort zu warten, über die Schwelle und ließ die Tür hinter sich zugleiten.
    Fargo neigte den Kopf aus dem Nacken und schlug die Augen auf. Sein entrückter Blick wand sich träge ihren Körper hinauf, und er sagte: »Du bist doch schon drin.«
    Tshaska hatte mühe, ihn zu verstehen. Normalerweise sprach er die Handelssprache vollkommen akzentfrei, nunnuschelte er sie jedoch mit schwammigen Konsonanten heraus, die ihren Ursprung vermutlich sowohl im Drogenrausch wie auch in seiner Muttersprache fanden.
    Der Delaarianer ließ die Lider wieder aufeinander fallen und den Kopf hängen. Scheinbar störte ihn Tshaskas Gegenwart nicht. Oder er ist nicht mehr dazu in der Lage, mich rauszuwerfen , dachte sie, den Blick auf sein sachte hin und her schaukelndes Haupt gerichtet.
    Die Yûrikki tat einige vorsichtige Schritte auf ihn zu und verharrte auf dem Kleidungsstück, das sie plötzlich unter ihren nackten Zehen spürte. Sie erinnerte sich an die Begierde, mit der sie ihm dieses Tanktop im Apartment des Arztes vom Körper gestreift hatte, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, das prompt von Neugier vertrieben wurde, als sie eine tiefrote Gitarre entdeckte, die in ihrer Halterung neben dem Schrank ruhte. Die scharfen Kanten des flachen, schwingenförmigen Resonanzkörpers wirkten, als könnte man sich an ihnen schneiden, dennoch wurden Tshaskas Finger von den dünnen, weißen Saiten angezogen wie Jarvismotten vom Licht. Und sie konnte es sich nicht verkneifen, sich zu der Gitarre hinunter zu beugen und sie zum Klingen zu bringen.
    »He! … Vorsichtig damit, Kleine.« Fargo sprach die Worte so schleppend, als müsste er ihre Übersetzung erst in einem geistigen Wörterbuch suchen. »Das Ding ist … wertvoll.«
    Tshaska richtete sich ertappt lächelnd auf. »Du spielst Gitarre?«
    Fargos Blick wanderte über das Instrument. »Früher«, sagte er. »Heute … ist niemand mehr da, der … zuhören würde.«
    Die Yûrikki runzelte die Stirn. Niemand mehr da? , dachte sie verwirrt und meinte: »Du könntest mir etwas vorspielen.«
    Der Delaarianer starrte sie ausdruckslos an.
    »Irgendwann mal«, fügte sie hinzu.
    Er schloss die Lider wieder, und Tshaska fragte sich, was wohl gerade in seinem Kopf vorging. Nahm er sie überhaupt wirklich wahr? Oder hielt er sie für eine Art rauschbedingte Halluzination? Sie wandte sich dem Tisch zu und mustertedie Ampullen. Das war also das Dusk, das der Arzt erwähnt hatte und dessen Entzug ihn so leiden ließ. Was hat dich nur dazu gebracht, damit anzufangen?
    Dann zog ein silbergrauer Bilderrahmen auf dem Regal ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er lag auf dem Glas und reckte ihr die karge Rückwand entgegen – und schrie geradezu danach, umgedreht zu werden. Tshaska warf einen Blick über die Schulter – Fargo hatte die Augen noch immer geschlossen – und wandte sich wieder dem Regal zu, um gleich darauf zielstrebig nach dem Rahmen zu greifen und ihn herumzudrehen. Das Bild eines kleinen Mädchens mit langem platinblondem Haar und kobaltblauen Augen, das von einer Frau mit goldblondem Haar und grauen Augen im Arm gehalten wurde, kam zum Vorschein. Beide strahlten über das ganze Gesicht und drohten damit das Glas des Rahmens zu sprengen.
    Ist das etwa …? Urplötzlich fühlte Tshaska etwas in sich aufsteigen, für das die Yûrikki ebenfalls in der gesamten Galaxis bekannt waren: übermäßige Eifersucht auf potenzielle Konkurrenz.
    »Was für ein niedliches Mädchen«, sagte sie, darum bemüht möglichst ungezwungen freundlich zu klingen.
    Nach einer unerträglichen Ewigkeit reagierte Fargo. »Ihr Name ist Liari.«
    »Und sie ist — «
    »Meine Tochter.«
    Dann ist diese Frau … Tshaska richtete ihre grünen Augen auf den Delaarianer und fragte zögerlich: »Du bist verheiratet?«
    Fargo zog die Beine an und beugte sich nach vorn, legte die Arme auf den Schenkeln ab und wandte seinen trägen Blick zum Boden. »Das war ich.«
    »Seid ihr geschieden?« Ein Hauch von Hoffnung untermalte diese Frage.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie

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