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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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stillhalten und allenfalls an diesem bescheuerten Interview arbeiten, hast du mich verstanden?«
    Viktor bedankte sich bei ihm und vermied es dabei, direkt auf seine Frage zu antworten. Er wollte nur lügen, wenn es unbedingt sein musste.

11. Kapitel
    Parkum, drei Tage vor der Wahrheit
B: Wer war Ihnen in dieser Zeit neben Ihrer Familie die größte Hilfe?
    Viktor lachte. In wenigen Minuten erwartete er Anna zu einer weiteren Sitzung. Er war sich nicht sicher, ob sie kommen würde. Gestern noch hatte sie es offen gelassen, als sie sich verabschiedeten, und jetzt versuchte er, sich mit der Arbeit an dem Interview abzulenken. Um überhaupt einen anderen Gedanken als an Charlotte (oder Josy?) fassen zu können, hatte er sich die einfachste aller Fragen rausgesucht.
    Die größte Hilfe?
    Hier musste er nicht lange nachdenken. Die Antwort bestand aus einem einzigen Wort: Alkohol.
    Je länger Josy verschwunden blieb, desto mehr hatte er trinken müssen, um seinen Schmerz in Schach zu halten. War es im ersten Jahr noch ein Schluck, so reichte bis vor kurzem nicht mal mehr ein Glas pro düsteren Gedanken. Und der Alkohol verdrängte nicht nur. Er hatte Antworten. Besser noch, er war die Antwort.
Frage: Hätte ich besser aufgepasst, wäre sie dann noch am Leben?
Antwort: Wodka.
Frage: Warum habe ich so lange untätig im Wartezimmer gewartet?
Antwort: Egal welche Marke, Hauptsache viel.
    Viktor legte seinen Kopf in den Nacken und sehnte sich nach einer Fortsetzung des Gesprächs von gestern. Kai hatte sich noch nicht wieder gemeldet, um zu berichten, ob er etwas über den Unfall herausgefunden hatte. Doch so lange wollte Viktor nicht warten. Er musste wissen, wie Annas Geschichte weiterging, brauchte neue Hinweise, die er nach einem Zusammenhang überprüfen konnte, selbst wenn es noch so fantastisch war. Und er brauchte einen Schluck.
    Viktor lachte erneut kurz auf. Natürlich könnte er sich jetzt einreden, ein Schuss Rum in seinem Tee sei wegen seiner sich immer stärker bemerkbar machenden Erkältung medizinisch indiziert. Und vielleicht hätte es ihm sogar geholfen. Doch zum Glück war er vernünftig gewesen und hatte seinen besten Freund und Helfer auf dem Festland zurückgelassen. Er war ohne einen einzigen Tropfen nach Parkum gekommen. Aus gutem Grund. Mr. Jim Beam und sein Bruder Jack Daniels waren die einzigen Patienten gewesen, mit denen er in den letzten Jahren intensive Gespräche geführt hatte. So intensiv, dass es Tage gab, an denen er nur einen einzigen klaren Gedanken fassen konnte: wann es wieder Zeit wurde für einen weiteren Schluck aus der Flasche.
    Zuerst hatte Isabell versucht, ihn vom Alkohol wegzubekommen. Hatte ihm gut zugeredet, ihn bemuttert, bemitleidet und immer öfter angefleht.
    Später, nach der Phase des Anbrüllens, hatte sie dann das getan, was Selbsthilfegruppen für Angehörige jedem Betroffenen raten: fallen lassen. Sie war ohne Vorwarnung ins Hotel gezogen und hatte sich nicht mehr bei ihm gemeldet. Ihm war die Leere in der Villa erst aufgefallen, als der Nachschub ausging und er nicht mehr die Kraft hatte, alleine den ganzen Weg über die Insel am Strandbad vorbei bis zur Tankstelle zu laufen.
    Und mit der Kraftlosigkeit kamen die Schmerzen. Und mit den Schmerzen kamen die Erinnerungen.
    An Josys erste Zähne.
    Die Geburtstage.
    Die Einschulung.
    Das Fahrrad zu Weihnachten.
    Die gemeinsamen Fahrten im Auto.
    Und Albert.
    Albert.
    Viktor sah durch die Fensterscheibe aufs dunkle Meer und war so in Gedanken versunken, dass ihm noch nicht einmal die leisen Schritte hinter ihm auffielen.
    Albert.
    Müsste er einen Grund nennen, so war es ein kleiner, fremder, alter Mann, der ihn dazu bewogen hatte, mit dem Trinken zu pausieren.
    Früher, als er noch ein Leben hatte, war er jeden Nachmittag gegen 17.00 Uhr über die Stadtautobahn Richtung Spanische Allee von der Arbeit nach Hause gefahren. Kurz hinter dem Dreieck Funkturm, in Höhe der alten, baufälligen Avus-Tribünen, von denen früher die Zuschauer die sommerlichen Autorennen verfolgt hatten, stand regelmäßig ein älterer Herr und beobachtete den fließenden Feierabendverkehr. Er wartete neben einem klapprigen Damenfahrrad, mit dem er gekommen war, an einer Lücke im Zaun zum Messedamm. Es war die einzige Stelle zwischen Wedding und Potsdam, an der man auf Lärmschutzzäune oder Sichtblenden verzichtet hatte. Jedes Mal, wenn Viktor mit einhundert Kilometer pro Stunde an ihm vorbeirauschte, hatte er sich gefragt, was den Mann wohl

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