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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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hatten. Wie sehr er sich gewünscht hatte, dass die kranken, schizophrenen Visionen dieser Patientin einen realen Bezug hätten.
    Während Viktor jetzt langsam auf sie zuging, fühlte er, dass sein Fieber gestiegen war. Auch die Kopfschmerzen hatten trotz der Tablette, die er nach dem Duschen genommen hatte, nicht nachgelassen. Der Schmerz pochte hinter seinen Schläfen, und seine Augen begannen zu tränen. Auf einmal nahm er die Gestalt von Anna nur verschwommen wahr und sah ihre Konturen wie durch ein gefülltes Wasserglas. Viktor blinzelte kurz, und als er wieder klarer sehen konnte, las er etwas in Annas Augen, das er sich zunächst nicht erklären konnte. Und dann wusste er es: Er kannte sie. Irgendwann, vor langer Zeit, war er ihr schon einmal begegnet. Aber er konnte ihr Gesicht keiner Person und keinem Namen zuordnen. So wie man manchmal nicht weiß, wie ein bestimmter Schauspieler heißt und in welchem Film man ihn zuvor schon mal gesehen hat.
    Er half ihr etwas unbeholfen in den Mantel und begleitete sie zur Tür. Anna war bereits mit einem Bein aus dem Haus getreten, als sie sich noch einmal umdrehte, und in der nächsten Sekunde war ihr Mund plötzlich ganz nahe an Viktors Gesicht.
    »Ach, noch was. Nur weil Sie eben gefragt haben.«
    »Ja?« Viktor wich etwas zurück und fühlte mit einem Schlag die gleiche Anspannung wie zu Beginn ihrer Unterhaltung.
    »Ich weiß nicht, ob es wichtig ist. Aber das Buch hatte auch einen Untertitel. Er ist sehr merkwürdig, weil er eigentlich überhaupt nichts mit der Geschichte zu tun hat. Er fiel mir damals in der Badewanne ein, und ich fand ihn einfach hübsch.«
    »Wie lautete er denn?«
    Viktor fragte sich für einen kurzen Moment, ob er es überhaupt hören wollte. Doch es war schon zu spät.
    »›Die blaue Katze‹«, antwortete Anna. »Fragen Sie mich nicht, wieso. Ich dachte, es wäre hübsch, wenn auf dem Umschlag eine blaue Katze zu sehen sein würde.«

10. Kapitel
    N ur um noch mal sicherzugehen, dass ich dich richtig verstanden habe …«
    Viktor konnte förmlich sehen, wie der übergewichtige Privatdetektiv am anderen Ende der Leitung fassungslos den Kopf schüttelte, während er seine Fragen an ihn stellte. Er hatte ihn unmittelbar, nachdem Anna aus dem Haus gegangen war, angerufen.
    »Du sagst, dass du auf Parkum unangemeldeten Besuch von einer geistesgestörten Frau bekommen hast?«
    »Ja.«
    »Und diese Frau behauptet, dass sie von Romanfiguren verfolgt wird, die sie sich selbst ausgedacht hat?«
    »So in etwa.«
    »Und ich soll jetzt für dich überprüfen, ob die Wahnvorstellungen von … ähh …?«
    »Tut mir Leid, Kai, aber ihren Namen will ich dir nur sagen, wenn es wirklich nötig ist. Auch wenn ich nicht mehr offiziell praktiziere, ist sie, streng genommen, eine Patientin, und da will ich das Arztgeheimnis wahren.«
    Jedenfalls so lange, wie es geht.
    »Wie du meinst. Aber du glaubst tatsächlich, dass die schizophrenen Attacken von dieser neuen Patientin etwas mit dem Verschwinden deiner Tochter zu tun haben könnten?«
    »So ist es.«
    »Du weißt schon, wie sich das für mich anhört?«
    »Natürlich«, antwortete Viktor. »Du musst glauben, dass ich endgültig den Verstand verliere.«
    »Harmlos ausgedrückt.«
    »Das verstehe ich nur zu gut, Kai. Aber überleg doch mal. Das, was sie mir erzählt hat, kann einfach kein Zufall sein.«
    »Du meinst, es darf kein Zufall sein?«
    Viktor überhörte den Einwand.
    »Ein kleines Mädchen, das an einer unerklärlichen Krankheit zu Grunde geht und eines Tages verschwindet. In Berlin.«
    »Schön«, akzeptierte Kai. »Aber was ist, wenn sie dich angelogen hat? Wenn sie doch von Josy weiß?«
    »Du vergisst, dass wir ihre Krankheit nie in der Öffentlichkeit erwähnt haben. Davon kann sie nichts wissen.«
    Dazu hatte ihnen die Polizei geraten. Die mysteriösen Symptome der unerklärlichen Krankheit von Josy sollten nicht von der Presse dazu missbraucht werden, die Sensationsgier der Massen zu befriedigen.
    »Und so haben wir außerdem eine Information, die uns nur der echte Entführer geben kann«, hatte sie der junge Einsatzleiter damals aufgeklärt. »Wir wissen dann, wer Ihre Tochter wirklich in der Gewalt und wer es nur auf Ihr Geld abgesehen hat.«
    Und tatsächlich hatten sich auf die Vermisstenaufrufe zahlreiche Trittbrettfahrer gemeldet, die alle auf die Frage »Wie geht es Josephine?« mit »Ausgezeichnet« oder »Den Umständen entsprechend gut« geantwortet hatten. Und das war definitiv

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