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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Pickel. Im Gegenteil. Er sah aus, als sei der Begriff »distinguiert« extra für ihn erfunden worden: schlanke Figur, gerade Körperhaltung, breite Schultern, eine hohe Stirn und ein markantes Kinn. Obwohl er in Berlin geboren und aufgewachsen war, hielten ihn die meisten für einen Hanseaten. Nur die grau melierten Schläfen und die klassische Nase fehlten ihm. Selbst seine teakholzbraunen lockigen Haare, die er in letzter Zeit etwas länger trug, und seine schiefe Nase – schmerzhafte Erinnerung an einen Segelunfall – taten dem weltmännischen Gesamteindruck keinen Abbruch. Viktor Larenz war dreiundvierzig. Ein Mann, dessen Alter man nur schwer schätzen konnte, bei dem man sich aber sicher war, dass er leinene Taschentücher mit eingestickten Initialen besaß und niemals Kleingeld bei sich hatte. Dessen auffallend blasse Haut sich auf zu viele Überstunden zurückführen ließ. Und genau das machte die Angelegenheit für Maria so schwierig. Denn von einem promovierten Psychiater, der in einem maßgeschneiderten, zweitausendzweihundert Euro teuren Anzug daherkommt, erwartet man nicht, dass er in der Öffentlichkeit herumbrüllt. Dass sich seine Stimme überschlägt, während er, wild gestikulierend, unverständliche Worte von sich gibt. Und eben deshalb wusste Maria nicht, was sie jetzt tun sollte.

    »Viktor?«
    Larenz drehte sich zu der tiefen Stimme um. Dr. Grohlke hatte den Lärm gehört und seine Behandlung unterbrochen. Der hagere alte Arzt mit dem sandfarbenen Haar und den tief liegenden Augen sah äußerst besorgt aus.
    »Was ist denn hier los?«
    »Wo ist Josy?«, schrie Viktor ihm als Antwort entgegen, und Dr. Grohlke schreckte unwillkürlich vor seinem Freund zurück. Er kannte die Familie jetzt seit fast zehn Jahren, aber so hatte er Larenz noch nie erlebt.
    »Viktor? Wollen wir nicht lieber in mein Zimmer gehen und …?«
    Larenz hörte gar nicht zu, sondern starrte stattdessen über die Schulter des Arztes. Als er sah, dass die Tür des Behandlungsraums jetzt einen Spalt offen stand, stürmte er los. Er trat die Tür mit dem rechten Fuß auf. Sie flog nach innen und knallte gegen einen Rollwagen mit Instrumenten und Medikamenten. Die Frau mit der Schuppenflechte lag auf der Behandlungsliege. Sie hatte den Oberkörper frei gemacht und erschrak so sehr, dass sie vergaß, ihre Brüste zu bedecken.
    »Aber, Viktor, was ist denn in dich gefahren?«, rief Dr. Grohlke hinter ihm her, doch Larenz schoss bereits wieder aus dem Raum an ihm vorbei in den Flur.
    »Josy?«
    Er rannte den Gang nach hinten und stieß dabei jede Tür auf.
    »Josy, wo bist du?«, brüllte er panisch.
    »Um Himmels willen, Viktor!«
    Der alte Allergologe folgte ihm, so schnell er konnte, doch Viktor schenkte ihm gar keine Beachtung. Die Angst ließ seinen Verstand aussetzen.
    »Was ist hier drin?«, schrie er, als er die letzte Tür links vor dem Wartezimmer nicht öffnen konnte.
    »Putzmittel. Nur Putzmittel, Viktor. Das ist unsere Abstellkammer.«
    »Öffnen!« Viktor rüttelte wie ein Wahnsinniger an der Türklinke.
    »Jetzt hör mir mal zu …«
    »Ö F F N E N !«
    Dr. Grohlke packte Larenz mit unvermuteter Kraft an beiden Oberarmen und hielt ihn fest.
    »Beruhige dich, Viktor! Und hör mir zu. Deine Tochter kann nicht da drin sein. Die Putzfrau hat den Schlüssel heute Vormittag mitgenommen, und sie kommt erst morgen früh wieder.«
    Larenz atmete schwer und registrierte die Worte, ohne ihren Inhalt zu verstehen.
    »Lass uns also bitte logisch vorgehen.« Dr. Grohlke lockerte seinen Griff und legte eine Hand auf Viktors Schulter.
    »Wann hast du deine Tochter zuletzt gesehen?«
    »Vor einer halben Stunde, hier im Wartezimmer«, hörte Viktor sich sagen. »Sie ist zu dir reingegangen.«
    Der alte Arzt schüttelte besorgt den Kopf und wandte sich zu Maria, die ihnen gefolgt war.
    »Ich habe Josephine nicht gesehen«, sagte sie zu ihrem Chef. »Und sie hat heute keinen Termin.«
    Blödsinn, schrie Larenz in Gedanken und griff sich an die Schläfen.
    »Isabell hat den Termin doch telefonisch fest vereinbart. Und natürlich kann Maria meine Tochter nicht gesehen haben. Am Empfang war eine Vertretung. Ein Mann. Er sagte, wir sollten schon mal Platz nehmen. Josy war so schwach. So müde. Ich setzte sie ins Wartezimmer und ging nach draußen, um ihr ein Glas Wasser zu holen. Und als ich wiederkam, war sie …«
    »Wir haben keine Vertretung«, unterbrach Grohlke seinen Freund. »Bei uns arbeiten nur Frauen.«
    Victor

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