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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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fehlt. Hier gibt es keine Wachskerzen in alten Rotweinflaschen. Keine Schatulle für die ersten Liebesbriefe. Und ja, hier fehlt definitiv der Schminktisch.«
    »Du sagtest doch am Anfang, es wäre ein ganz normales Kinderzimmer.«
    »Ja, aber das einer Achtjährigen. Josy war damals zwölf.«
    »Du übersiehst, dass das nur ein Wochenendhaus ist. Sie war dort nicht vollständig eingerichtet.«
    »Mag sein.« Kai schnaufte und setzte sich wieder in Bewegung. »Du hast mich gefragt, was mir auffällt. Ich hab nur darauf geantwortet.«
    Viktor hörte, wie die Zimmertür wieder zugezogen wurde. Plötzlich verschwand das Bild vor seinem geistigen Auge. Wie ein alter Film war die atmosphärische Verbindung zu Kai und dem Wochenendhaus abgerissen.
    »Wo gehst du jetzt hin?«
    »Entschuldige, aber ich muss erst mal dringend pinkeln. Ich ruf gleich wieder an.«
    Bevor Viktor protestieren konnte, war auch noch der technische Kontakt zu Kai abgerissen. Er hatte aufgelegt.

    Viktor blieb wie angewurzelt neben dem Telefon am Kamin stehen und versuchte, einen Zusammenhang zu erkennen.
    Was hatten Kais Informationen zu bedeuten? Die Tür, die erst vor kurzem aufgebrochen worden war. Das Zimmer, das nicht dem eines Teenagers entsprach?
    Er kam nicht weiter dazu, über diese Fragen nachzudenken, da Kai sich, wie versprochen, zurückmeldete, wenn auch früher als erwartet.
    »Viktor?«
    Den veränderten Hintergrundgeräuschen nach zu urteilen hatte er den Bungalow bereits wieder verlassen und stand jetzt vor dem Haus im Wald.
    »Was ist los? Warum bist du rausgegangen. Ich war noch nicht …«
    »Viktor!«, wurde er unterbrochen. Diesmal klang die Stimme des Detektivs drängender. Fast unbeherrscht. Und das machte ihm Angst.
    »Was hast du?«
    »Wir sollten jetzt doch besser die Polizei rufen.«
    »Wieso? Was ist denn los?«
    Josy.
    »Hier war jemand bei dir im Badezimmer. Es kann nur wenige Stunden her sein, denn die Spuren sind ganz frisch.«
    »Um Himmels willen, Kai. Was für Spuren?«
    »Blut. Auf den Kacheln. Im Waschbecken. In der Toilette.«
    Kai atmete schwer.
    »Das ganze Badezimmer ist voller Blut.«

16. Kapitel
    Heute. Zimmer 1245. Wedding.
    D er Pieper von Dr. Roth meldete sich genau in der ersten längeren Sprechpause, die Larenz nach seiner bislang einstündigen Erzählung eingelegt hatte.
    »Vergessen Sie nicht, was Sie sagen wollten, Doktor«, sagte der Oberarzt und schloss die schwere Tür zum Flur auf.
    Vergessen?, dachte Larenz, während Dr. Roth zum Stationstelefon nach draußen eilte.
    Mein Problem ist doch, dass ich das nicht kann: vergessen. Obwohl ich mir nichts sehnlicher wünsche.
    Dr. Roth war bereits nach zwei Minuten zurück und setzte sich wieder auf den unbequemen weißen Plastikklappstuhl, der normalerweise für Besucher neben sämtlichen Betten der Klinik stand und der auf dieser Station eigentlich gar keinen Sinn machte. Denn Patienten, die hier lagen, wurden von Besuchern meistens gemieden.
    »Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagte er zu Viktor.
    »Die schlechte zuerst!«
    »Man hat sich schon nach mir erkundigt. Professor Malzius hat gefragt, wo ich stecke.«
    »Und die gute?«
    »Es hat sich Besuch für Sie angemeldet, er wird allerdings nicht vor achtzehn Uhr hier sein.«
    Viktor nickte nur. Er konnte sich denken, wer seine Gäste sein würden, und der Gesichtsausdruck von Dr. Roth bestätigte ihm seinen Verdacht.
    »Dann bleiben also noch vierzig Minuten?«
    »Vierzig Minuten, um den Rest Ihrer Geschichte zu erzählen.«
    Larenz streckte sich auf dem Bett, so gut es eben ging.
    »Mit siebenundvierzig Jahren schon ans Bett gefesselt«, witzelte er, doch Dr. Roth ging auf die Anspielung nicht ein. Er wusste, was Larenz von ihm wollte, aber den Gefallen konnte er ihm nicht tun.
    »Warum haben Sie nach dieser Entdeckung in Ihrem Ferienhaus nicht die Polizei geholt?«, nahm er stattdessen die Unterhaltung wieder auf.
    »Weil die Polizei mir vier Jahre lang nicht geholfen hatte. Jetzt, wo ich selbst auf die erste Spur gestoßen war, wollte ich mir die Fäden nicht aus der Hand nehmen lassen.«
    Dr. Roth nickte verständnisvoll.
    »Sie blieben also auf der Insel, und Kai war ihr einziger Kontakt nach draußen.«
    »Ja.«
    »Und wie lange dauerte es dann noch? Ich meine, bis Sie schließlich herausfanden, wer Anna in Wirklichkeit war und was mit Josy passiert ist?«
    »Zwei Tage. Ich verstehe selbst nicht, warum es noch so lange dauerte. Eigentlich war bereits zu diesem

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