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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Du warst noch nie so verzweifelt, dass du in jedem Strohhalm einen Baumstamm gesehen hast.
    »Hat man den Mann eigentlich gefunden?«
    »Wen?«
    »Den Betrunkenen. Wurde er gefasst?«
    »Nein. Aber das ändert nichts daran, dass man damals weder eine Frau noch ein Kind gesehen hat. Die Zeugen gaben übereinstimmend zu Protokoll, der Mann sei in das Parkhaus vom Kudamm-Karree getorkelt. Dort hat man ihn dann nicht mehr gefunden. Wahrscheinlich ist er im Besuchergewirr eines Elektronikmarktes entkommen. Was weiß ich …«
    »Gut, Kai. Danke für die Information. Ich muss jetzt auflegen.«
    »Ist sie gerade bei dir?«
    »Ja. Sie sitzt in diesem Moment im Nebenzimmer und wartet auf mich.«
    »Und wie ich dich kenne, hast du schon weiter nachgebohrt.«
    »Ja.«
    »Okay. Verschone mich mit den Details. Wahrscheinlich hattest du schon wieder einen neuen Auftrag für mich. Eine neue Parallele entdeckt, hab ich Recht?«
    »Hmmm.«
    »Also, dann hör mir jetzt mal zu. Ich gebe dir einen weisen Rat: Wer immer diese Frau ist, sie tut dir nicht gut. Schick sie weg! Du wolltest auf der Insel alleine sein. Und das solltest du verdammt noch mal auch. Es gibt andere Psychiater, die ihr weiterhelfen können.«
    »Ich kann sie nicht einfach wegschicken. Wir sitzen fest. Wegen des Unwetters geht keine Fähre mehr.«
    »Dann triff dich wenigstens nicht mehr mit ihr.«
    Viktor wusste, dass Kai Recht hatte. Er hatte auf Parkum etwas Abstand gewinnen wollen und stattdessen kreisten seine Gedanken jetzt nur noch um Josy. Auch heute hatte er sich bei der Sitzung wieder nur die Einzelheiten herausgesucht, die ihm gefielen. Und über die Details hinweggesehen, die nicht in das Puzzle passen wollten. Dass Charlotte neun Jahre alt war und nicht zwölf. Dass sie niemals von zu Hause weggelaufen wäre und dass sie gewusst hätte, wo der Schlüssel zum Blockhaus liegt.
    »Also?«
    Viktor hatte nicht zugehört, was Kai zu ihm gesagt hatte.
    »Also was?«
    »Du hast mir versprochen, die Suche endgültig einzustellen, wenn ich diesen letzten Job für dich erledigt habe. Sobald ich das mit dem Unfall überprüft hätte, wolltest du nicht länger in den alten Wunden herumstochern.«
    »Ja, ich weiß. Aber …«
    »Nein. Es gibt kein Aber.«
    »… aber ich muss noch eines klarstellen«, fuhr Viktor unbeirrt fort.
    »Was?«
    »Es gibt keine alten Wunden. Sie sind frisch. Seit vier Jahren.«

14. Kapitel
    V iktor legte den Hörer sanft auf die Gabel zurück und wankte wie auf einem Schiff bei leichtem Seegang zu Anna zurück ins Kaminzimmer.
    »Schlechte Nachrichten?«
    Sie stand bereits vor dem Sofa und machte sich zum Gehen fertig.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Sie wollen aufbrechen?«
    »Ja. Die Sitzung mit Ihnen war wieder anstrengender als erwartet. Ich denke, ich lege mich im Gasthof jetzt erst einmal eine Stunde ins Bett. Können wir morgen weiterreden?«
    »Ja. Vielleicht.«
    Viktor war sich nach dem letzten Telefonat nicht mehr sicher, was er eigentlich wollte.
    »Rufen Sie am besten vorher an. Ich bin etwas im Rückstand mit meiner Arbeit. Und Sie wissen ja: Eigentlich praktiziere ich nicht mehr.«
    »Gut.«
    Viktor hatte das Gefühl, dass Anna in seinem Gesicht nach einer Veränderung forschte. Allerdings ließ sie sich ihre Verwunderung über seinen erneuten Stimmungswechsel nicht anmerken.
    Als Anna schließlich gegangen war, versuchte Viktor, seine Frau in New York zu erreichen. Doch noch bevor er die Telefonnummer ihres Hotels in seinem Palmtop gefunden hatte, klingelte das Telefon zum zweiten Mal an diesem Tag.

    »Eines habe ich noch vergessen, Viktor.«
    Kai.
    »Es hat nichts mit unserem, ähhh, also mit Josy zu tun. Aber ich denke, ich sag’s dir lieber gleich, bevor der Winter noch heftiger und der Schaden größer wird.«
    »Was denn?«
    »Dein privater Wachschutz hat mich angerufen, weil er weder dich noch Isabell erreichen konnte.«
    »Wurde bei uns eingebrochen?«
    »Nein. Nicht eingebrochen. Nur Sachbeschädigung. Und keine Sorge, es geht nicht um eure Villa.«
    »Sondern?«
    »Es ist euer Wochenendhaus. Der Bungalow in Sacrow. Irgendein Penner hat die Scheibe von der hinteren Eingangstür eingeworfen.«

15. Kapitel
    E r konnte ihn sehen. Obwohl er über vierhundertzweiundsechzig Kilometer Luftlinie von ihm entfernt war und knapp fünfzig Seemeilen Wasser zwischen ihnen lagen, konnte er ihn sehen. Ihn und den Bungalow. Mehr als die Geräusche, die aus seinem Telefon kamen, brauchte er nicht, um

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