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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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zitterte noch sonstige hektische Bewegungen machte. Auch gab es keine anderen typischen Anzeichen, etwa Schaum vor dem Mund oder eine spontane Blasenentleerung, wie Viktor nüchtern diagnostizierte. Sie war auch nicht völlig bewusstlos, jedoch stark benommen und nicht ansprechbar, so wie unter dem Einfluss von schweren Drogen.
    Viktor entschied sich rasch, Anna ins Haus zu tragen. Als er sie vom Holzfußboden der Veranda hochhob, war er erstaunt darüber, wie schwer sie war. Ihr Gewicht wollte so gar nicht zu ihrer fragilen Gestalt passen.
    Ich bin wirklich nicht mehr in Form, dachte er und schleppte Anna schwer atmend nach oben ins Gästezimmer.
    Mit jedem Schritt, den er die Treppe hochging, nahm das Dröhnen in seinem Kopf zu. Außerdem fühlte er, dass sein Körper wie ein Schwamm die künstlich erzeugte Müdigkeit aufsog und von Sekunde zu Sekunde immer schwerer wurde.
    Das Gästezimmer befand sich in der ersten Etage, Viktors Schlafzimmer gegenüber am anderen Ende des Flurs. Glücklicherweise hatte er vor seiner Ankunft alle Zimmer herrichten lassen, so dass auch in diesem Raum das Bett bezogen war.
    Als er Anna auf das weiße Leinenlaken gelegt hatte, zog er ihr den verschmutzten Cashmere-Blazer aus und löste das Seidentuch von ihrem Hals, damit er besser ihren Puls messen konnte.
    Alles in Ordnung.
    Einem schnellen Impuls folgend, öffnete er nacheinander ihre Lider und testete mit einer kleinen Taschenlampe die Pupillen. Kein Zweifel. Anna ging es tatsächlich nicht gut. Beide Pupillen reagierten erst mit starker Zeitverzögerung. Das war nicht bedrohlich und konnte an der Einnahme bestimmter Medikamente liegen. Es zeigte ihm jedoch eindeutig, dass Anna nicht simulierte. Sie war krank oder zumindest stark erschöpft. So wie er. Aber wovon?
    Bevor er weiter darüber nachdachte, beschloss Viktor, ihr die nassen Sachen auszuziehen. Und obwohl er Arzt war und seine Handlungen medizinisch geboten waren, kam er sich unanständig vor, als er ihr die Hose öffnete, die Bluse aufknöpfte und schließlich die elegante Seidenunterwäsche auszog. Sie hatte einen makellosen Körper. Schnell wickelte er sie in einen dicken, schneeweißen Frotteebademantel, den er aus dem angrenzenden Badezimmer geholt hatte, und deckte sie dann mit einer leichten Daunendecke zu. Anna war offenbar so erschöpft, dass sie bereits eingeschlafen war, noch bevor die Decke ihren Körper umhüllte.
    Viktor beobachtete sie noch eine Weile, achtete auf ihren schweren, gleichmäßigen Atem und stellte schließlich fest, dass Anna lediglich einen Kreislaufzusammenbruch erlitten haben musste und keine weitere Gefahr für sie im Verzug war.
    Trotzdem gefiel ihm die Situation ganz und gar nicht.
    Er selbst war krank und völlig erschöpft. In seinem Gästezimmer befand sich nun eine schizophrene Patientin, bei der er sich nicht sicher war, ob sie ihn umbringen wollte. Und die er dringend wegen Josy, Sindbad und wegen des Kontoauszuges zur Rede stellen musste, sobald sie aufgewacht war.
    Wenn das Schlafmittel und die Antibiotika ihn nicht schon so entkräftet hätten, wäre er kein Risiko eingegangen und hätte Anna sofort und eigenhändig zurück in den Ort getragen.
    Viktor überlegte kurz, traf dann eine Entscheidung und ging nach unten zum Telefon, um Hilfe zu rufen.

    In dem Moment, als er den Hörer abnahm, wurde der gesamte Strand von einem Blitz erleuchtet. Viktor legte sofort wieder auf, zählte langsam von eins aufwärts und kam nur bis vier, als der gewaltige Donner ihn und das Haus erschütterte. Das Gewitter war keine zwei Kilometer mehr entfernt. Er machte schnell eine Runde durch alle Räume und zog die Stecker der elektrischen Geräte aus den Steckdosen, damit sie durch die gewaltigen Energieentladungen nicht beschädigt werden konnten. Als er bei Anna den kleinen Fernsehapparat gesichert hatte, sah er, wie sie sich von einer Seite auf die andere wälzte und seufzend weiterschlief. Offenbar ging es ihr von Minute zu Minute besser. In ein bis zwei Stunden würde sie wieder auf dem Damm sein.
    Verdammt. Wahrscheinlich wacht sie auf, wenn ich eingeschlafen bin.
    Er musste alles dransetzen, dass das nicht der Fall war. Auf keinen Fall wollte er ihr in seinem eigenen Haus hilflos ausgeliefert sein. Er ging wieder nach unten zum Haustelefon, wobei er sich auf halber Strecke auf die Treppe setzen musste, um nicht umzukippen.
    Wieder am Telefon angelangt, war Viktor so erschöpft, dass er das fehlende Freizeichen erst nach einigen Sekunden

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