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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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kein Glück. Felix’ Handy klingelte und klingelte, doch er ging nicht ran. Und auch die Mailbox sprang nicht an. Ziemlich enttäuscht legte ich das Telefon zur Seite und schlich ins Badezimmer zurück, um meine Morgentoilette zu beenden.
    Als ich kurze Zeit später den kleinen Frühstücksraum betrat, war dieser bis auf den letzten Platz mit Pensionsgästen gefüllt. Nur Clara konnte ich nicht entdecken. Ich ging in die Küche und begrüßte Charlotte, Claras gute Fee, wie meine Tante die rundliche Mittfünfzigerin mit den freundlichen blauen Augen und der einmaligen Begabung, Ordnung und Struktur in Claras Pensionsalltag zu bringen, immer nannte. Sie war gerade dabei, frischen Kaffee aufzubrühen.
    »Morgen, Leni, hast du gut geschlafen?«, fragte sie.
    Ich nickte. »Wie ein Murmeltier. Ist Clara nicht da?«
    Charlotte deutete mit dem Kopf Richtung Innenhof. »Doch, doch. Sie sitzt draußen und trinkt Kaffee.«
    Ich wunderte mich, warum meine Tante mitten im größten Frühstücksstress draußen Kaffee trank, behielt es aber für mich. Charlotte hatte schon genug zu tun, da musste ich ihr nicht noch unnötig im Weg herumstehen und Fragen stellen, deren Antworten ich auch selbst herausfinden konnte.
    Ich nahm mir im Vorbeigehen ein Croissant aus dem Körbchen und trat in den Hof.
    Clara saß im hinteren Strandkorb. Und sie war nicht allein. Ich konnte zwar nur seine Beine sehen, war mir aber sofort sicher, dass Marc neben ihr hockte. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Nicht schon wieder dieser Fiesling!
    Die beiden hatten mich noch nicht bemerkt, weshalb ich unauffällig zurück ins Haus schleichen wollte. Doch im Türrahmen blieb ich stehen.
    »Marc, so geht das nicht! Wie stellst du dir das vor?« Es waren nicht allein die Worte, sondern es war vielmehr der Tonfall, in dem Clara sie ausgesprochen hatte, der mich zum Bleiben veranlasste.
    »Ich habe mir jetzt schon eine ganze Weile Gedanken gemacht, was ich mit meinem Leben anfangen will«, hörte ich Marc sagen.
    Clara lachte bitter auf. »Und da ist dir nichts Besseres eingefallen?«
    Marc knurrte etwas auf Englisch, das ich nicht richtig verstand, woraufhin Claras Stimme eine Oktave höher wurde. »Absoluter Mist ist das, was du da verzapfst, Marc. Du musst endlich nach vorn blicken. Dein Leben in die Hand nehmen … und dir vielleicht auch mal dabei helfen lassen. Aber deinen Frust an anderen abzulassen, ist bestimmt nicht der richtige Weg.«
    Marc stöhnte genervt. »Ich dachte,
du
würdest mich wenigstens verstehen. Aber du bist schon genauso drauf wie Jamie. Wenn ich das gewusst hätte …«
    »Was dann? Wärst du dann nicht gekommen? Ach, Marc, mach dir doch nichts vor. So wie ich das sehe, hattest du gar keine andere Wahl.«
    Wieder murmelte er etwas, was ich nicht verstand, und Clara knallte ihre Tasse auf die kleine hölzerne Ablage des Strandkorbs.
    »Warum bist du bloß so verbohrt?«, regte sie sich auf.
    »Warum ist die Welt nur so scheißungerecht?!«, erwiderte Marc.
    »Hör auf damit. Das passt nicht zu dir. Du bist doch ein Kämpfer«, sagte Clara nun deutlich versöhnlicher.
    Ich hätte sonst was dafür gegeben zu erfahren, worum es in der Auseinandersetzung zwischen den beiden überhaupt ging. Gestern war Clara ihm noch freudestrahlend um den Hals gefallen und nun hockte sie mit genau demselben Marc in der hintersten Ecke des Innenhofs und hörte sich alles andere als begeistert an. Die Stimmung zwischen den beiden kam mir hochexplosiv vor.
    Das geht dich doch alles gar nichts an, Leni, sagte ich mir im nächsten Moment und schämte mich, weil ich hier halb hinter dem Türrahmen verborgen ihrem Streitgespräch lauschte.
    »My life sucks!
Es kotzt mich einfach nur noch an!«, presste Marc hervor.
    Clara stöhnte genervt. »Bitte, Marc, wenn du dich selbst hören könntest … Jamie hat es doch auch geschafft.«
    »Geschafft?!«, brauste er auf und ich zuckte zusammen. »Es geht hier nicht um geschafft oder verreckt, Clara, begreifst du das denn nicht?«
    Was Clara darauf erwiderte, bekam ich nicht mehr mit. Ich vernahm Schritte hinter mir und fuhr ertappt herum. Charlotte warf einen kurzen Blick in den Innenhof und musterte mich dann kritisch. Es war ihr deutlich anzumerken, dass ihr mein Verhalten absolut nicht gefiel.
    »Was machst du denn hier, Leni?«, fragte sie barsch. Ihre sonst so freundlichen Augen blitzten mich empört an.
    Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. »Ähm … nichts«, stammelte ich. Schnell schob ich mich an

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