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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Fassungslos. Ich konnte nicht anders, auf einmal brach alles aus mir heraus, weil mir die beiden dort unten so unbeschwert und glücklich vorkamen. Sie lachten und spielten und waren einander so vertraut, wie Felix und ich es einmal gewesen waren.
    Der Schmerz überkam mich wie eine Flutwelle. Er bohrte sich in meinen Magen, stach in mein Herz und schien mich mit gehässiger Stimme auszulachen. Ich biss mir in die Hand, damit ich nicht laut hinausschrie, was unbedingt hinauswollte.
    »Leni?«
    Ich warf die offene Balkontür zu. Es war mir egal, ob Clara da unten mitbekommen hatte, dass ich sie gehört hatte. Sollte sie doch denken, was sie wollte.
    Ich tigerte durchs Zimmer und blieb schließlich vor der Kommode direkt neben der Tür stehen. Sie stellte den einzigen pompösen Stilbruch in dem sonst modern und schlicht gehaltenen Raum dar – dunkelrot lackiertes Holz, verziert mit knallbunten Blumen und schweren Messingbeschlägen.
    Ich starrte die rote Kommode an, als wäre sie der Grund für all meine Probleme. Sie war so auffällig, verlockend, schön und auch irgendwie spannend. – Genau das Gegenteil von mir.
    Wütend trat ich dagegen. Einmal, zweimal. Immer fester ließ ich meine Wut an dem blöden Ding aus. Mein nackter Fuß schmerzte, aber das war nichts im Vergleich zu dem Schmerz in meinem Herzen.
    Felix, verdammt, du hättest es mir sagen müssen! Mich wenigstens vorwarnen! Das bist du mir schuldig!

E rst wenn du alle Sterne am Himmel auf einmal gesehen hast, weißt du, wie groß meine Liebe ist.
(Sprichwort)
9
    »Leni?« Es klopfte an der Tür. »Alles okay bei dir?«
    Ich hielt inne.
    »Bitte mach auf!« Claras Stimme war von besorgt auf energisch umgeschlagen. »Ich kann auch den Zweitschlüssel holen.«
    »Musst du nicht.« Ich öffnete die Tür und schenkte ihr das unbeschwerteste Lächeln, zu dem ich imstande war. Es verunglückte zu einer gequälten Grimasse. Das konnte ich deutlich in Claras Augen erkennen.
    »Was ist los? Geht es dir nicht gut?«, fragte sie und trat ins Zimmer.
    Ich hielt mir kurz die Stirn und murmelte: »Kopfschmerzen.«
    Clara strich mir sacht eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ist es etwas Ernstes?«
    »Na, hör mal«, regte ich mich auf. Ich wusste selbst, wie empört sich meine Stimme anhörte, aber ich konnte mich einfach nicht länger verstellen. »Kopfschmerzen eben. Was weiß ich denn, ob daraus was Ernstes werden kann?!«
    Clara hob die Brauen. »Hat es wieder Probleme mit Marc gegeben?«
    Marc. Marc. Marc. Drehte sich bei meiner Tante eigentlich alles nur um Marc? Es gab auch noch andere männliche Wesen, die sich wie die letzten Arschlöcher verhalten konnten.
    Clara schien meine Missbilligung zu spüren, denn sie lächelte entschuldigend. »Sorry, Leni, ich will dich mit meinen Fragen nicht nerven oder mich gar als deine Mutter aufspielen, aber du machst einen ziemlich verstörten Eindruck auf mich.«
    Ich zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. »Es sind nur Kopfschmerzen.«
    »Okay«, erwiderte Clara gedehnt. »Dann bringe ich dir jetzt eine Tablette und eine Tasse Kräutertee.«
    Clara würde keine Ruhe geben. Das war eindeutig. »Ich komme gleich runter«, gab ich mich geschlagen. »Lass mich nur noch kurz unter die Dusche springen.«
    Sie musterte mich skeptisch, aber schließlich nickte sie und zog ab.
    Ich war noch immer völlig neben der Spur, als ich kurze Zeit später in Claras Küche tappte. Auf dem Herd brodelte ein Topf mit verführerisch duftender Suppe.
    Clara rührte um und achtete darauf, dass nichts anbrannte. Als sie mich bemerkte, machte sie die Gasflamme aus und drehte sich zu mir um.
    »Charlotte ist wieder da. Sie hat gestern Abend ihre legendäre Gemüsesuppe gekocht. Ich dachte, die könnte dir jetzt guttun, und habe etwas davon aufgewärmt. Was meinst du, hast du Lust darauf?«
    Statt einer Antwort knurrte mein Magen so unüberhörbar, dass Clara laut loslachte. »Da habe ich ja voll ins Schwarze getroffen.«
    Sie nahm den Topf vom Herd und trug ihn zu dem großen Küchentisch rüber, an dem normalerweise bis zu zwölf Leute Platz hatten. Doch um die Mittagszeit stapelte sich hier das Geschirr der Frühstücksgäste. Heute lagen noch zusätzlich unzählige Prospekte auf der Tischplatte verteilt, sodass nur am äußersten Ende eine Ecke frei war.
    Ich setzte mich und sah Clara dabei zu, wie sie einen Teller füllte und ihn vorsichtig zu mir herüberbalancierte.
    »Isst du nichts?«, fragte ich.
    Clara

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